Die Dolomiten

 

Die Dolo's, was soll man da sagen ohne als schwärmerischer, phantasieloser Nachplapperer zu erscheinen. 

Sich Schimpf und Hohn abzuholen von Denen, welche seit Jahrzehnten die saisonalen "Hausherren" südlich der Tiroler Alpen sind. 

 

Die Dolomiten, die Dolo's, äh...   

 

Ach! Probiert es einfach aus!

Das Rezept liefere ich hier frei Haus. 

 

Ausgearbeitet vom "Dolo-Küchenchef erster Güte". 

Meinem langjährigen Motorradwanderer-Kumpel Kurt aus Gmunden, der das Chefmenü kreierte und dem ich dankbar und ehrfürchtig über die Schultern blicken durfte. 

 

Ohne Kurt wäre ich sicher die dreifache Zeit in den kleinen Zwischenpässen und Tälern umhergeirrt und hätte nicht die Möglichkeit genossen, komfortabel an seinem Hinterrad die Gegend zu bestaunen. 

 

Natürlich bin ich immer wieder mal in den Dolomiten. 

Bei mir ist das aber eher Heimfahren oder Wegfahren und dabei den einen oder anderen Dolo-Pass in der Nähe in mein Routing einzubetten. 

 

Aber den Luxus, drei Tage hinter einem echten Experten, Pass für Pass, die schönsten Dörfer und Blicke zu genießen. 

Das blieb mir bislang verwehrt. 

Bis Kurt mich anrief und sagte "Ich fahr noch ein paar Tage runter. Willst du nicht mitkommen?"

 

Ja was denkst du?! Klar! Perfekte Zeit (Spätsommer/Herbst), perfekter Guide. Na klar war ich dabei. 

 

Kurt, der detailverliebte Maßstab und Alptraum für jeden Navi-Entwickler.

Die menschgewordene Wander-, Verkehrs-, Berg-, Strassen- und Landkarte. 

 

Tags darauf rollte ich auch schon über den Pass Thurn und Felbertauern Richtung Mauthen, wo wir beide pünktlich eintrafen um gemeinsam unsere Reise zu starten. 

 

... über den Plöckenpass

Cima Pezzocucco

Sella Campigotto

Passo Cibiana

Passo Staulanza

... ging es in unsere Privatpension in Pescul. 

 

Bilderrätsel!

 Der krass, schiefe Turm ist kein Fake!

Beim Betrachten der Erdschichten wähnt man sich kurzzeitig in Amerika. So unglaublich vielseitig sind die Dolomiten wenn man nur ein klein wenig von den, zugegeben, auch großartigen Touristenwegen abweicht. 

Nach etwa 320 Tageskilometer genießen wir in der Pizzerei unseres Gaumens die Gastfreundschaft der hinter Mundschutz verborgenen Dolomitianer. 

Wir selbst, natürlich COV-Geimpfte, brauchen nur den "Grünen Pass" und Appetit. 

Es tut gut, den langstreckentauglichen Rallysitz meiner T7 mit der Gästebank zu tauschen. 

Als wir wieder auf unsere Mopeds steigen wollen überrascht uns Pescul mit dieser goldenen Aufmerksamkeit. 

 

Bei einem kleinen Spaziergang mit gespannter Bauchdecke in der frischen, 20°C warmen Luft, besprechen wir den vergangenen und kommenden Tag, wobei Kurt nicht müde wird, mir seinen immensen Wissensschatz über dieses vor uns liegende Gebiet zu erörtern. Alleine mein bemühtes Hirn konnte bald nicht mehr folgen und sprachlos baten meine Augen um Milde. "Ich fahr einfach hinter dir her, Kurt". 

Der nächste Tag lässt auf eine traumhafte 324 Km. Tour hoffen. 

 

Wir starten um etwa 09:30h bei sonnigen 7°C 

 

Perfekte Bedingungen zum Mopedfahren in den Bergen.

Mein PIRELLI Skorpion Rally ST ist ja ein M&S - Reifen und somit optimale Ausrüstung um auf kühlem Asphalt den perfekten Gripp zu genießen. 
Auch sind um diese Jahreszeit die Schwärme der >25°C-Schönwetterfahrer zu Hause in ihren kuscheligen Anwesen und so haben wir meist freie Fahrt und Sicht. 

 

Meist, denn auch der nächste Winter steht in diesen Höhenlagen schon vor der Türe und viele Baustellen müssen noch fertig werden. Das bedeutet ..................................................................................Wartezeiten.

Der erste Blick auf den Passo di Ciao, wenn der liebliche Gesang meines Akrapo an den Berghängen ermüdet, stimuliert mich immer wieder zu Freude und Dankbarkeit, dass ich so privilegiert bin, dieses Hobby mit dieser Leidenschaft und Intensität erleben zu dürfen. 

 

Welch ein Tag!

 

Passo Valparola

Passo Gardena

Passo Sella

Passo di Costalunga

Passo di Lavazè

Passo Manghen

Passo della Forcella

Passo Brocon

Passo Rolle

Passo Valles

 

Unglaubliche 324 Km mit 05:13h reiner Fahrzeit. 

 

Der nächste Tag begann ausgeschlafen und nach einem kräftigenden Frühstück unter exakt den selben Wetter- und Verkehrsbedingungen. 

Das ist eben der Segen des Spätsommers. 

 

Und 6°C mit Nebel und Graupelschauer erlebte ich hier auch schon im Hochsommer. 

 

Tagesmenü:

 

"Ab in die Süddolomiten". 

270 Km. Fahrzeit: 04:35 Std.

 

Passo San Boldo

Passo Crosetta

Monte Pizzoc

Passo Duran

Passo Staulanza

Passo di Giao *

( *ist von gestern noch etwas übrigg und muss weg).

 

Wer kennt sie nicht, die herrlich bunten Bilder vom Karersee?

 

Da musste ich in dieser blüten- und wasserlosen Morgenstimmung zu etwas digitaler, "alternativer Wahrheit" greifen. 

Nur so kann das Bild die Gefühle wiedergeben, welche mich in diesen herrlichen Tag zogen. 

 

Nicht wundern, wenn dich eine grüne Ampel einlädt hurtig den Baustellenbereich zu durcheilen obwohl nach der uneinsichtigen Kurve die komplette Strasse langfristig durch einen Betonmischer verstopft ist. 

 

25 Minuten und 8 Grünphasen später, in denen du jedem nach Vorne eilenden Fahrzeuglenker erklären musst, dass du selbst auch nicht farbenblind bist und dieses Grün nicht als Grün gedacht ist, ist Jedem hier klar, dass Italien nicht Deutschland ist. 

 

Da tun wir Österreicher uns noch ein wenig leichter. Baustelle muss hier nicht bedeuten, dass auch gearbeitet wird. Ampelfarben müssen nicht zwingend meinen, dass man sich daran halten muss, sondern sie bieten nur eine der vielen Möglichkeiten, mit einer Situation aus eigener Couleur fertig zu werden.

Wir Österreicher kennen dafür, zum Unterschied zu unseren Freunden nördlich der Weißwurstgrenze, den Ausdruck "Passt scho".

Oder einer meiner Lieblingssätze welcher mich schon in manche Misslage rollen ließ:

"Nicht dürfen, muss nicht, nicht können bedeuten".  

Was soll ich sagen? Der Passo San Boldo ist einfach ein Erlebnis. Die Einbahnregelung zwingt dich zur raschen Fahrt wenn du nicht Motorradkopf heißt und dich mit deiner schönen Malaika und deiner Kamera vor den aufwärtseilenden Fahrzeugen an den Felsen lehnen musst. Ohne Kurt's Hilfe würde ich wohl immer noch dort, zwischen Malaika und dem Felsen stecken und nachkommenden Generationen als "Boldsi das Fotoskelett" als willkommenes Ausflugsziel dienen. 

Wie sie sehen, sehen sie nichts.  Aber gerne zeige ich euch, wo man, ohne Wolken, vom Monte Pizzoc auf die Lagune um Venedig blicken kann. 

Hier sehen wir die frühsteinzeitlichen Graphity-Versuche verliebter Homo-Erectus Migranten auf ihrem Weg in den Süden. 

Egal, ich brauch jetzt ein Eis. Dazu rollen wir ins schöne Belluno. 

Blick ins Valsuganertal. 

 

Nach der flotten Heimreise nach Pescul und einem feinen Abendessen mit Grappa und ohnmachtsähnlichem Schlaf, verabschieden wir uns beim Frühstück herzlich. 

Von hier ab will jeder seiner eigenen Wege rollen. 

Liegen unsere Lebensmittelpunkte doch in voneinander abgewandten Gebieten. 

Kurt fährt Richtung Osten wobei ich selbst Richtung Westen rolle. Nicht, ohne noch einige Pässe zu beüben.

 

Über den Passo Fedaia, entlang des Marmolada - Stausees und über den Passo di Costalunga rolle ich kurz vor Bolzano Richtung Süden um vor dem Passo Lavaze nach Rechts abzubiegen um diesen herrlichen Blick in das fruchtbare Tal zwischen Bolzano und Trento zu genießen. Schon sehe ich runter nach St. Michele, am Fuße des Passo Mendola. Dort warten Mirko und Alexandra, welche mir von zuhause entgegen eilten um mit mir zu pizzarieren und über den Passo Mendola, Passo Palade, an Merano vorbei über den Passo Giovo und Passo Brennero, am Nordende von Matrei am Brenner auf die "Alte Römerstrasse" zu rollen. Diese bringt uns nun, hoch oben im östlichen Wipptal, runter bis Volders ins untere Inntal. 

 

So, ich hoffe nun, dass ich euren Gusto auf die Dolo's geweckt habe. Auch für mich waren es wieder traumhafte 4 Tage mit Sonnenschein, tausenden Kurven und freundlichen Menschen welche ich sicher nicht vergessen kann.

 

Danke Kurt!  

 

Hier noch einige Bilder meiner früheren Touren.