Von Tirol nach Italien, Serbien, Kroazien, Bosnien, Mazedonien, Montenegro, Albanien, Griechenland.

 

Diesmal mit meiner bewährten Kumpels - Truppe. Obwohl bewährt? 

Na ja, fast Alle.

 

Jedenfalls wollen wir einer Einladung des griechischen TDM-Forums folgen und schon waren wir bereit.

Das sollte doch eine entspannte Fahrt über die Magistrala und an der Albanischen Küste entlang nach Griechenland werden. Gerade richtig, so am Ende der Saison. Tiroler Saison, versteht sich!

 

Ich werde, bei Touren die nicht meine Familie persönlich betreffen, niemals Namen verwenden. Nur Synonyme.

 

Mit dabei:

Der "Org".    Er ist der Initiator dieser Tour und kennt den Präsidenten des TDM-Forum Hellas.

Der "Nav".    Ein bester Navigator und Guide. Immer Vorn, immer top motiviert, immer der Schnellste.

Der "Mod".   Ein modischer Zeitgenosse und immer gut gelaunter Unterhalter.

Der "Pom".   Ein Experte in Fastfood. Zukünftiger Autor eines zentraleuropäischen Pommes und Tankstellenguides.

Der "Azu".    Auszubildender, (Lehrling), gerne mehr sagend als wissend.

Der "Ich".     Der ignorierte Weise. 

Es war ein verdammt heißer September und es war uns danach, an die kühle See zu fahren.

Wir freuen uns auf ein Treffen mit unseren YAMAHA TDM HELLAS - Freunden auf dem Pelopones.

 

Nav und Mod holen mich zu hause ab und nach einem kräftigen Frühstück sitzen wir freudig auf unseren Mopeds.

"Ciao Frau" gerufen und der Horizont verschluckte uns.

 

Flott ging es über den Pass Thurn, Felbertauern und den kurvigen Plöckenpass nach Italien um bald, kurz vor Triest, das Meer zu begrüßen. Ciao Mare! Jetzt haben wir uns einen Kaffee verdient.

Weiter geht es entlang der Küste, Richtung Istrien. Wir wollen uns heute Abend mit Org, Pom und Azu in Sveti Juraj treffen. Da soll ausgiebig Wiedersehensfreude aufkommen, welche durch vertrautes Feiern noch würdig modelliert werden soll. Ein guter Plan.

Im Vorfeld erfrug man ja mittels Handy schon von interessanten Details aus dem SO Österreichs.

A.) Regen. B.) Ein gewisser Azu bleibt 60 Km nach der Heimat mit ruhendem Motor auf der Autobahn stehen.

Azu, Pom und Org wollten sich in Orgs Wohnung treffen und entspannt, nach einer beschwingten Tour über Slowenien, ebenfalls an der Kroatischen Küste zu uns stoßen.

Ein Plan welcher wegen der Azu`schen Motorruhe schon anfangs ein jähes Ende zu nehmen droht.

 

Aber nicht mit dem treuen Org! Dieser hechtet auf seine TDM und sprintet dem Gehandikapten entgegen. Angekommen und sich schlau gemacht welcher Fehler sich da wohl eingeschlichen haben könnte. "Eine Panne mit einer YAMAHA? Undenkbar"! So ist eben die Art unseres Org. Ein Freund wenn man ihn braucht.

 

Er war es auch welcher, den uns völlig unbekannten Azu, wärmstens als Mitstreiter für diese Tour empfahl.

"Ein kräftiger junger Mann, wohl ein feiner und brauchbarer Kumpel". Was sprach dagegen?

Viel! Sehr viel!

 

Klar! Es ist immer ein Risiko, eine Truppe mit Leuten zu bilden welche sich nicht kennen. Dabei meine ich nicht für ein Wochenende, sondern über mehrere Tausend Kilometer. Einer Strecke, wo du nicht einfach sagst: "Komm, du hast dich uns offensichtlich mit falscher Vision angeschlossen. Du hast dir vielleicht etwas Anderes vorgestellt. Besser, du drehst einfach um."

 

Wenn du so eine Tour startest, solltest du deine MitstreiterInnen gut kennen. Wie sie ticken, wie sie fahren. Wie kann man sich auf sie verlassen?

Wir Restlichen kannten uns ja schon sehr gut. Ausser Azu! Der musste uns noch kennen lernen. Auch wenn er schon glaubte Alles zu wissen, lernte er - wie auch wir - Vieles dazu, auf dieser Reise.

 

Das Wichtigste lernte er schon auf der Anfahrt. Org lehrte ihn, dass es oft hilfreich sein kann, eine ausreichende Menge Sprit im Tank zu haben. Zumindest so viel, dass man die geplante Strecke auch problemlos mit Motorkraft bewältigen könne.

 

 

Jedenfalls hatten sie wohl keine Zeit mehr, ordnungsgemäß ihre Tellerchen zu leeren. Darum wollte das Schicksal wohl auch, dass sie zur Strafe den ganzen Tag im Regen fahren.

Wir hingegen genossen bis zu unserem Zusammentreffen feinsten Sonnenschein. Mussten uns sogar das Eine oder Andere mal mit erfrischendem Speiseeis oder Kaltgetränk angenehme Kühlung verschaffen. 

 

Dennoch waren wir erfahrenen, guten Biker, schon laaange vor unseren Freunden am ersten Tagesziel. 

 

Die Wiedersehensfreude war groß und schon gefiel es uns, diese mit einem kräftigen Schluck aus der Piwoflasche zu zelebrieren.

Nun noch ein würdiges Zimmer gesucht und Frische unter die Achselhöhle gebracht. Ein feudales Abendessen wartet auf uns hungrige Mopedler.

 

Das Zimmer war schnell gefunden, was in der vorgerückten Saison ja kein großes Problem darstellt. Zwei feine Apartemente luden uns ein, uns zu kultivieren und unser Gepäck zu sichern. Danach ging es runter an das Meer und rein in das freundliche Restauran. Nein, das ist keiner meiner beliebten Tipfehler!

Ich liebe dieses Morgenlicht, welches die vorgelagerten Inseln Kroatiens verzaubert. Besser kann man den Ausdruck Fotographieren (Lichtzeichnen) nicht erklären als beim Vergleichen des selben Bildausschnittes. 

 

In der Kühle des Morgens geht es auf menschenleerer Magistrala in sehr, sehr flotter Fahrt, Richtung Süden. Mein Navi speicherte als Spitzenwert 170 Km/h. "Tanken, wir müssen Tanken!"

Ja, unser Pom liebt seine schöne KTM SMT und uns geht sie so richtig auf den Sack! 

Mit unseren TDM`s fahren wir roblemlos an die 400 km pro Tankfüllung. Sogar Azu, wenn er rechtzeitig vollgetankt hat. Pom hingegen, jammert meist schon nach 180 km rum. "Tanken, wir sollten tanken...". Na ja, passt scho!

Dafür fährt er wirklich gut und ist ein großartiger Kumpel. 

 

Es geht die Küstenstrasse weiter runter, bis wir in Islam Latinski abbiegen und durch das Gemüse, Richtung Sibenik rollen. 

 

 

Wieder an der Küste angekommen fahren wir weiter bis wir nördlich von Markaska, in Promaina ankommen und ein Privatzimmer anmieten. 

Gutes Essen zum vernünftigen Preis, gutes Piwo. Gutes Leben!  Müßig nur, ist die Zahlerei! 

6 Leute abzurechnen ist auch den, sonst so fleißigen Kroaten, etwas mühsam. So entschließen wir uns dazu, dass ich von jedem Mitreisenden 200 Euro bekomme und in Zukunft eben die ganze Tafel bezahlen soll. Das macht es etwas einfacher. Man versicherte uns auch, dass man in all den Ländern welche wir im Visier hatten, mit Euro bezahlen könne. Obwohl nur Montenegro tatsächlich in der Eurozone war. 

Von Promajna geht es nun die Küstenstrasse weiter. Kurz durchfahren wir Bosnien und schon werden wir mit einem Ritual konfrontiert, welches wir verwöhnten Schengen Bewohner gar lange nicht mehr kennen. 

Grenzposten stellen dich und fragen, ob du wohl nichts zu verzollen mitführst. 

Wir verneinen fast ehrlich und dürfen weiterrollen. Richtung Dubrovnig und dran vorbei. 

Ab Cilipi führt uns der treue Nav über unterhaltsame Rumpelstrassen, zum Grenzübergang in der Boka Kotorska, nach Montenegro. 

 

In einer sehr schönen Bucht in Molunat, kurz vor der Grenze, halten wir an um uns ein kleines Mitagessen zu gönnen und der Eine und Andere kühlte sich im feinen Wasser auf normale Betriebstemperatur.  

 

 

Als wir nun die Bucht von Kotor umrunden wollten, zog ein mächtiger Landregen auf.

Schnell entschlossen wir uns dazu, ihm mittels Fähre in die Flanke zu stoßen und ihn dadurch zu irritieren und ihn so zur Aufgabe zu zwingen. Diese gefinkelte Logig bestärkte uns darin, annehmen zu können, auf das lästige Anziehen der Regenkondome zu verzichten. 

Nur, dem Gewitter war es egal und wir lernten, dass ein Regen auf einer offenen Fähre in etwa, gleich nass macht, wie auf dem Motorrad.

Hier in dieser "Wasserhölle von Kotor" hauchte auch mein teurer Kamerad iPhone 5s, nach nur 5 Monaten treuen Dienstes, sein junges Leben aus. 

 

Betroffen etschied sich Pom, der minderbemittelten Bevölkerung und dem Land Montenegro, seinen Reisepass zu spenden. Soll doch ein braver Eingeborener damit glücklich- und über Nacht zum EU-Bürger werden, dachte er wohl bei sich, als er das in diesen Ländern nicht ganz unwichtige Dokument, an der Grenze, nicht in seinem zugestammten Platz, sondern irgendwo auf der Strasse deponierte. 

 

Frohen Herzens über diese selbstlose Tat drängte es ihn zu ausgelassenen, flott gefahrenen Schwüngen der Freude, welche ihn - natürlich im Ortsgebiet - auch das eine oder andere Mal über die doppelte Sperrlinie führte. 

 

Der strenge Ordnungshüter teilte Pom`s Freude nicht in gleichem Maße und zögerte daher nicht, ihm ein weiteres Spendenopfer für das geschundene, kleine Land zu ermöglichen. 

Nur durch die tiefe Reue, welche Azu stellvertretend und in fast perfekter Landessprache zeigte, wurde der strenge Uniformritter besänftigt und Pom fasste eine harte Abmahnung mit bösem Blick aus. Das sollte vorerst genügen. 

 

Ja, Azu beherrscht - bar seines serbischen Migrationshintergrundes - die balkanesken Sprachen wohl leidlich und dieser Umstand sollte uns noch sehr nützlich sein. Sehr, sehr nützlich! 

 

Manche einheimische Menschen waren sehr interessiert an uns. Unser Fuhrpark beeindruckte sie sichtlich.

Bald erkannte ich wie ein etwa 20 Jahre alter Bursche seinem Vater, aus respektvoller Entfernung, das eine oder andere Detail an meiner TDM zu erklären versuchte. Man merkte sofort, wie begeistert sie darüber waren, solche Motorräder aus der Nähe zu betrachten zu können. Ich gab ihnen ein freundliches Zeichen, dass sie ruhig näher kommen können und sprach sie auf englisch an. Der Junge verstand mich gut und bald schon nutzte er die Situation, Fragen zu stellen. Klar: PS, Navi, Gewicht, Geschwindigkeit, Reifen, Preis, Helm mit Bluetooth, Ausrüstung ...

 

Er wollte gar nicht aufhören und sein Gesichtsausdruck verriet, dass er überwältigt war. Noch nie hatten sie solche Motorräder aus der Nähe gesehen. Jede meiner Antworten übersetzte er seinem Papa ausführlich und der Mann war nur noch platt. Als er mich fragte, wie lange denn so eine Garnitur Reifen bei meiner Jahres Fahrleistung halten würde und was sie kostet, war es völlig um ihn geschehen. Als er erfuhr, dass ich im Jahr durchschnittlich fünfhundert Euro nur für meine Reifen ausgab, schlug er die Hände vor das Gesicht! "Wenn er das ganze Jahr Arbeit findet, verdient er im Monatsdurchschnitt etwa fünfundzwanzig Euro!" Sein Sohn hätte aber die Möglichkeit, eine gute Schule zu besuchen und einmal besser zu verdienen. Nur wo das sein soll? Sie wussten es nicht. Bedeutete das doch auch, seine Familie verlassen zu müssen. Sie waren aber doch irgendwie zufrieden mit ihrem Leben.

 

Aber so etwas wie unsere Gruppe, das haben sie noch nicht gesehen. Tatsächlich befanden wir uns ja in einer Gegend welche für den Geld Tourismus noch nicht im vollen Maße erschlossen schien. Alles war einfacher, billiger, authentischer. Noch nicht TripAdvisor konform. Ich beantwortete ihnen gerne noch viele Fragen und sie freuten sich und wünschten Gute Fahrt. Dann gingen sie schnell weg, denn es wurde ungemütlich.

 

Diesen ersten Versuch ein Hotel zu finden, mussten wir bald abbrechen. 

Sobald wir 15 Minuten in Strandhähe standen, stürmte eine Menschengruppe auf uns zu, um uns herzlich willkommen zu heißen. Auf Wienerisch! "Heast Oida, wos mochts denn es do? Homs eich ins Hian gschissn, so weit do owa zum foan? Mia vasaufn do unsa Pension heast. Do san mia di Kaisa, ...". 

 

Was frei übersetzt etwa sagen will, dass sie hier mit ihrer Pension sehr günstig leben können, dadurch großes Ansehen genießen und wohl aus diesem Grund schon um 15:00 Uhr schwer alkoholisiert, die finanzielle und kulturelle Oberschicht dieses Küstenabschnittes bilden. In dieser Position kämen sie zum Schluß, dass man uns, vor der Idee zur Durchführung dieser beschwerlichen Reise mit dem Motorrad, wohl in das Gehirn geschissen (Stoffwechsel Endprodukt) haben muss. 

Da wir uns nur schwer vorstellen konnten in dieser Gesellschaft unseren feinen Tag zu beenden, fuhren wir gerne und schneller als üblich, weiter. 

 

Jetzt ging es weiter, nach Sutomore. Hier gab es ein feudales Hotel welches wohl noch zur Zeit Titos die wirklich wichtigen Leute verwöhnte. Top ausgestattet, top Lage. Direkt an der Fressmeile. 

Azu kümmerte sich, in für uns unverständlicher Sprache, um einen würdigen Tisch und bestellte Männeressen. FLEISCHMAHLZEIT!

 

 

Die Nacht wurde sehr lang und die olfaktorische Belastung in unseren Zimmern überschritt locker alle EU-Grenzwerte um ein Vielfaches. Die Rezeptionistin riet uns aus kriminal prophilaktischen Gründen, die Fenster geschossen zu halten. 

Ja, das war gestern reichlich gutes Bier und echtes Männer Grill-Essen mit progressiv, nachhaltiger Wirkung. 

 

Ich schlief wie tot und der Tag kratzte schon am zweiten Drittel als wir - nach einem Magenschoner Frühstück - wieder unser Gepäck auf die Mopeds zurrten. Wir freuten uns ehrlich, dass wir einigermaßen sicher auf den Beinen standen und auch alle unsere Bike`s noch unverändert im Hof parkten. Soll hier ja nicht so selbstverständlich sein, ohne Garage. 

 

Als wir dann losrollten wurden wir mit beklemmenden Bildern konfrontiert. 

Auf dem Gehsteig gegenüber, wurde gerade ein Mann reanimiert. Das erdet und du startest deinen Tag etwas nachdenklicher als gewöhnlich. Ist ja auch bei uns nicht selbstverständlich, dass wir gesund nach hause kommen werden. 

 

Nun wollte uns Pom noch die Österreichische Botschaft in Podgoriza zeigen. Diesen spontanen Besuch könne er dann auch gleich zum Anlass nehmen, seinen Ersatz Reisepass zu holen. 

Das brachte unseren Nav auf eine gute Idee! Wenn wir ohnehin schon so weit im Hinterland sein werden, macht es ja gar keinen Sinn, wieder raus an die Küste zu fahren. Wir werden einfach quer durch das Gemüse, Richtung Shkoder, in Albanien fahren. Ok, klang für uns plausibel. 

Auf, an das Ufer des Skardasko Jezero Sees. 

 

Nach unserem Termin in Podgoriza wollten wir keine Zeit verlieren. Die Stadt war durchaus interessant. Großflächig geplant. Sauber und durchaus westlich anmutend. Nur, wir wollten noch am Abend in Albanien sein.

Pom freute sich über seinen neuen, weißen, Reisepass. Das ging tatsächlich schnell!

Fahren wir weiter durch Gemüse und schmale Bergstrassen.

Hier präsentiere ich euch eine der Luxusstrassen. Fahrerisch wegen der grandiosen Aussichten,  aber auch vom guten Zustand waren wir überrascht.

Ein wenig erinnert mich das Landesinnere an Korsika.

"Tanken! Wir sollten Tanken!"

Tanken war nirgens problematisch. In jedem Kaff fandest du ausreichend, KTM freundliche Tankstellen. 

Bezahlt wurde immer mit Euro. Gutes Geld! Der Wechselkurs? Bei diesen Preisen, egal.

Allerdings vertrauten uns die Tankwarte doch nicht genug, um einfach Alle gleichzeitig tanken zu lassen. Ich würde ja danach für Alle bezahlen!

Nein, einer nach dem Anderen. Tanken, Bezahlen. So wollen wir das hier! 

Weiter Richtung Süden. 

So sehen in dieser Gegend die meisten Hauptverbindungs Strassen aus. Aber auch Strassenabbrüche, Schlaglöcher in denen dein halbes Vorderrad verschwinden kann, alles inclusive. Verkehrsregeln fordern ebenfalls ein hohes Maß an individueller Auslegungsbereitschaft.  Bestenfalls fährst du einfach und denkst nicht darüber nach. Ausserorts machst du übermotivierten Einheimischen weise Platz, Polizei sah man nur in Städten, aber auch im Stadtgebiet fährt ohnehin Jeder wie er will. Meist aber im Schritttempo. 

Was mir besonders auffällt in Albanien, abseits der touristischen Küste? Die Leute sind anders als in den restlichen Balkanländern auf unserer Tour. 

Wurden wir bisher freundlich, neugierig distanziert aufgenommen. Menschen, an der Strasse oder vor Häusern  sitzend, grüßten uns und winkten uns lächelnd zu.  

 

Hier im Albanischen Hinterland änderte sich das Gefühl für mich. 

 

Klar, ich las schon Reiseberichte von Motorradfahrern die auch alleine durch Albanien reisten und keine Probleme hatten. 

Ich selbst empfand das aber doch anders. Möglich, dass ich die erhobenen Fäuste oder die Geste (ich werfe einen Stein nach euch) falsch deute, aber das war eben auch das was ich sah. 

Vielleicht empfanden die Menschen hier, unsere Gruppe als bedrohend oder provokant? Ich weiß es nicht und wir haben auch sicher nichts gemacht was die Menschen hier ärgern oder verunsichern sollte. Wir sind einfach nur friedlich durch gefahren.

 

Blieben wir irgendwo in einer kleinen Stadt stehen weil Pom schrie "Tanken, wir müssen Tanken", oder weil sich der fleißige Nav etwas konzentrierter orientieren wollte, drängten sich sofort junge und ältere Männer um uns. Drückten und lehnten sich auch an die Motorräder, dass man teilweise Mühe hatte nicht zu kippen, oder die Hände der Neugierigen nicht aus den Augen zu verlieren. 

Niemand sprach uns selbst an sondern redete lautstark in für uns unverständlichem Kauderwelsch miteinander. Manche griffen zum Handy und riefen schnell Irgendwen an. 

Handy und Mercedes W124 schien hier Jeder besitzen zu müssen. Albanien ist angeblich das Land mit der größten Mercedes Dichte der Welt. Handy hat ohnehin Jeder, nur Arbeit hat meist Keiner.

 

Darum saßen, auch an Wochentagen,  in jeder Strasse Männer jeden Alters rum und warteten mit dem Handy in der Hand darauf, dass der Tag zu Ende geht. Gefühlt Hunderte! Wovon sie lebten? Ich weiß es nicht.

Tee- und Kaffeebars gab es zu ihrem Glück unzählige. Die meisten Männer starrten uns distanziert an, Frauen sahen an uns vorbei oder durch uns hindurch. Jedenfalls fühlte ich mich nicht immer wohl hier.

 

Obwohl, das Land selbst war sehr interessant und in den Bergen gab es wunderbare Momente. Unser Plan, so schnell als möglich durch! Richtung Shkoder.

Dort wollen wir "das beste Haus am Platz" suchen um zu Nächtigen. Unsere Logik? In diesem mafiösen Umfeld wird der Betreiber des "Besten Hauses am Platz" wohl auch ein Capo sein. Dann genießen wir und unsere Mopeds hoffentlich ein wenig Schutz. 

Als wir im Ort einritten schrie Jemand: "Wir sollten noch vorher Tanken, wir müssen Tanken!"

Diesmal passte es ja auch. Ich selbst bin ja so programmiert, dass ich immer am Zielort meinen Tank für den nächsten Tag füllen möchte, einen Blick über das Moped schweifen lasse um dann beruhigt den Abend zu genießen. 

Am nächsten Morgen brauch ich dann nur aufsitzen und sorgenfrei Gas geben, in den neuen Tag. So lieb ich das. 

 

Auch hier machte das Sinn! Wie erwartet, wusste der Tankwart und alle zusammengelaufenen Mitwisser, wo das beste Hotel für uns stand. Mitten im Zetrum. An der Hauptkreuzung! 

Nach dem Tanken und Mopedscanen waren wir zufrieden. Alles ok! Denn, hätte man ein Problemchen wie verlorene Schrauben, abgebrochene Gepäckträger oder Ähnliches entdeckt (waren ja auch Nicht Yamahas im Tross), könnte man noch rechtzeitig reagieren. Alles war in bester Ordnung und wir rollten rein, in das Zentrum. Bald sahen wir das Hotel und blieben davor stehen. 

Schon sprang ein etwa 13 Jahre alter Junge raus und sprach uns in gutem Englisch an. "Zimmer?" Ja!

Der angebotene Preis war sehr günstig und so bat uns der Bursche, dass wir schnell und ohne großem Aufsehen in den Hof fahren sollten. Ihm nach. Er vermittelte glaubhaft das Gefühl, dass es besser ist, wenn so wenig als möglich Leute von unseren kostbaren Fahrzeugen wissen sollten. 

 

Umständlich schlichteten wir die Mopeds durch die normale Eingangstüre in einen Raum der mit "Internet..." beschildert war. Wir bemühten uns schnell zu sein und schafften das auch leidlich. Dann wurde sorgfältig zugesperrt. 

Der junge "Ausländerbeauftragte" überreichte mir den Schlüssel und führte uns in die Zimmer. Krempel aufnehmen und hinterherstolpern. Es geht in den ersten Stock, mit Balkon, direkt an der Kreuzung. Als ich verschwitzt meine Seitenkoffer und die Rolltasche am Bett ablegte, war Nav schon geduscht, umgezogen, geföhnt und ausgehbereit. Sagte ich schon, dass er immer unser Schnellster ist? 

Blick vom Balkon auf das prunkvolle Zentrum, bei Tag und bei Nacht. 

Unser junger "Ausländerbeauftragter" kümmerte sich noch kompetent um amtliche Formalitäten. 

Man hatte das Gefühl, "der ist wohl die Rechte Hand vom Capo" und kümmert sich um Alles. Nicht nur wegen der Fremdsprache sondern er arbeitete routiniert und schnell in Entscheidungen. Sofort war er unser vertrauter, erfahrener Betreuer und Informant. Den Capo selbst haben wir nie zu Gesicht bekommen. 

"Geräumige" Internetgarage mit Wasseranschluss. 

Dank Muezzin konnten wir auch beruhigt auf das Einstellen unserer Wecker verzichten. 

 

Dann, nach einem Balkonbier, trieb uns der Hunger raus auf die Strasse. 

Offensichtlich waren wir mit unseren dreiviertel Höschen etwas underdresst und zogen auch sonst schnell die Aufmerksamkeit auf uns. Eine Gruppe von Buben begleitete uns hautnah und gestikulierte und quatschte lauthals und lästig. Immer wieder mussten wir sie davon überzeugen, dass wir auch ohne sie zurecht kommen werden. Teilweise unangenehm und lästig bedrängten sie mich dabei. Gut, dass wir unsere persönlichen Wertsachen geschützt am Körper trugen. Erst kurz vor der Polizeistation waren sie plötzlich verschwunden.

Diese stand gut bewacht an einer Kreuzung. Fenster massiv vergittert. Vorder- und Hintereingang mittels bösem Blick und Maschinenpistolen gesichert. Man hat das Gefühl, dass auch die Polizei kein uneingeschränktes Vertrauen zu den eigenen Dorfbewohnern verspürt. Auch ein gut besetzter Streifenwagen ist ständig im Ortskern präsent. 

 

Als uns Pom anbot eine interessante Tour durch die Fastfood Landschaft der Stadt zu guiden, teilte sich unsere Gruppe in zwei Hälften. Nav, Org und ich fühlten uns eher in ein Restaurant gezogen, welches uns schon beim Vorbeigehen aufgefallen ist. Irgendwie passte es hier nicht zum Ortsbild. Es war feudal eingerichtet. Alles war weiß und blitzsauber. Die Tische elegant gedeckt und fast fühlten sich unsere wadenlangen Höschen hier etwas eigenartig an. 

 

Der - im Vergleich zu uns - sehr würdig gekleidete Kellner freute sich offensichtlich sehr, uns einen der "besten Plätze" anbieten zu können. Wir waren die einzigen Gäste. 

Erst sehr viel später koplettierte ein verliebtes, ebenfalls sehr edel gekleidetes Pärchen die heutige Gästeliste. 

 

Wir genossen ein viergängiges Abendessen der Extraklasse. Aperitiv, gutes Bier, feiner Wein, ein würdiger Cognac und wohlschmeckende, überreich angerichtete, regionale Gaumenfreuden ließen uns spät Abends müde in die bequemen Sessel rutschen. Die Bäuche waren voll, das Hirn glücklich. 

 

Die Dönerfraktion unserer Reisegruppe? Keine Ahnung. 

 

Gespannt warteten wir auf die Rechnung, welche uns ein überraschendes Finale furioso bescherte. 

Unsere komplette Tafel kostete stolze 28 Euro. Die 5 Euro Trinkgeld motivierten den glücklichen und sehr überraschten Kellner wohl, das Geld gewinnbringend anzulegen und bald in ein eigenes Restaurant zu investieren.

Der freundliche Muezzin sang um fünf Uhr Morgens nachdrücklich unsere krampfenden Waden aus dem Schlaf.

Es war wohl bald Zeit für das Frühstück.

Wie gesagt, jedes dritte Haus ist eine Tee- oder Kaffeebar. Also schnell nach einem geeigneten Tisch gespäht und den vergangenen Abend Revue passieren lassen. Leise und kaum merklich hörten wir etwas das wie Döner, Kebab oder was weiß ich noch, klang. Weit weg und unbedeutend ...

 

Wir wollen Süßes. Ja, süß bedeutet in dieser Gegend richtig süß! In der Bar gab es nur Getränke, also reservierten einige von uns den Tisch und der Rest ging zum nahen Bäckerladen um mit honigtriefenden Spezialitäten wieder zu kommen. Eigentlich war das für uns nicht essbar. Gut und süß, ja. Bestimmt! Aber nach drei Bissen warst du schon überfordert. Keine Chance, den Teller leer zu bekommen. 

Ausserdem zog es uns weiter. Schauen wir mal, ob unsere Mopeds noch verfügbar sind. 

Ja, Alles bestens. Bald werden wir von unserem jungen, reich von uns beschenkten Freund vom Hof gewunken und starten wieder in die Berge. Ja, das mag ich. Wenn jemand gute Arbeit leistet, soll er auch gute Früchte ernten. 

Flott geht es weiter über die sehr schöne E851. Richtung Puke und Kukes. 

Nach Kukes führte die Strasse Richtung Süden über Peshkopi und über die Grenze nach Debar, in Mazedonien.

Danach rollten wir weiter über Struga zurück nach Albanien und entlang des Ohridsko Ezero - Sees nach Pogradec. Dann ging es weiter nach Korce. 

Beim Mittagessen am See bot sich uns eine völlig andere Atmosphäre. Freundlich wurden wir empfangen und an einen großen Tisch unter schattenspendenden Bäumen geleitet. Ein älterer Würdenträger in regionaler Tracht kam bald an unseren Tisch und erklärte uns in einem offiziellen Akt, dass wir herzlich willkommen seien und der neben ihm stehende Restaurantleiter sich gerne um unsere Bedürfnisse kümmern wird. 

Das Essen, die Stimmung, die Gegend, Alles war sehr angenehm. Wieder wurde es ein "Großes Essen" und wieder bezahlte ich die ganze Tafel mit unserem Gesammelten. Wir sprechen von etwa 25 Euro für 6 hungrige und durstige  Männer. 

Danach wurde es mühsam! 

Von Korce Richtung Süden fahrend, ging es durch Erseke nach Leskovik. 

Am Ortsende sah ich noch im Augenwinkel ein sehr schönes, einladendes Hotel verschwinden. Gleichzeitig formte sich im gegenüberliegenden Augenwinkel das dustere Bild von sich drohend auftürmenden, dunkeln Wolken. Exakt fuhren wir auf sie zu. Auch die kommende Nacht sendete mit mildem Dämmerlicht ihren Gruß über den Berg vor unseren Vorderrädern.

Sollte das der richtige Moment sein um logische, vernunftorientierte Entscheidungen zu treffen. Nur ein weiser, sehr erfahrener Tourer unserer Gruppe ...

Ja, ich wurde ignoriert. "Habt ihr denn nicht das schöne Hotel gesehen. Da, einen Kilometer hinter uns?"

 

Nur zum Beweis, dass Demokratie oft nicht der richtige Weg ist, wurde weiter gefahren. Regen? Kaputte, sehr abgeschiedene Bergstrassen? Dunkelheit? Schauen wir mal! Auch Abenteuerlust und Ignoranz kann durchaus Grund sein für den Willen, zu Lernen und zu Wachsen. 

 

Plötzlich erkannte man deutlich, das Azu immer langsamer fuhr. Besorgt blieben wir stehen und fragten ihn nach dem Grund. "Mir ist heiß, mir tut Alles weh, mir ist schwindelig, mir geht die ganze Reise auf den Sack, beim Mitagessen hat mir jemand einen Salat bestellt der schon mit Dressing gewürzt war!

Wenn man sich nur ein Wenig mit mir beschäftigt hätte wüsste man, dass ich meinen Salat gerne selbst würze ...".

 

120 kg Zickenfront vom Feinsten. Ja gerne, gerade jetzt ist wohl der richtige Moment dafür. Wir rumpeln über kaputte Schotterwege in die drohende Nacht. Es beginnt zu regnen, wir wissen nicht ob wir in dem Ort da oben (Karte) ein Zimmer bekommen werden und werden mit Grundsatzdiskussionen konfrontiert. 

Komm Azu, du musst schon eingestehen, dass ich dir schon in Kroatien riet, deine 6 kg schwere - zugegenenermaßen imposante - Lederjacke per Post nach hause zu schicken und dir eine leichte Sommerjacke zu kaufen. Deine Jacke ist viel zu heiß und du wirst überhitzen. "Dort wo wir hin fahren erwarten wir 35°C im Schatten". Azu, haben wir dir nicht gesagt, du sollst in Kurven den Kopf so neigen, dass du immer einen waagerechten Horizont siehst? Dir wird sonst schwindelig und schlecht! Es ist ein erlebbarer Unterschied, ob ich mal eine halbe Stunde zur nächsten Eisdiele fahre oder über tausend Kilometer durch den kurvigen Balkan. 

Azu lernte nun auch gegen seinen Willen, dass Ignoranz nicht immer das beste Mittel ist, Männlichkeit und Freiheit zu demonstrieren. 

 

Wir konnten die wertvolle Pause nun dafür nützen, die Regenklamotten an zu ziehen. Denn, natürlich es fing an zu Schütten. Wir freuen uns nun über weiche, matschige Bergwege zu gleiten und schnell lernten wir, dass Schlaglöcher ein ganz anderes Erlebnis boten wenn man schlitternd und instabil durch sie durch rutscht. Im lustig tanzenden Lichkegel unserer schwer beladenen Mopeds. Hei war das lustig.

Also, nicht für Alle!

 

Endlich tauchte das ersehnte Bergdorf auf. Eine Gruppe Frauen spazierten im Regen am Ortsrand und grüßten uns verwirrt aber freundlich. "Hotel? Ja, gibt es. Zwei davon." Allerdings nicht für uns! 

"Komplett ausgebucht" war das Erste, noch ausgebuchter, das Zweite.

Ja, Abenteuerlust, Nacht, Regen, weiche Erdwege und der restliche Scheißdreck! "Hab ich euch nicht gesgat, dass ...!" 

 

Immer familiärer kuschelte sich die fundamentalistische, örtliche Empfangsgruppe an uns ran. Lehnte sich an uns und die Maschinen und diskutierten fachkundig miteinander. Nein, nicht mit uns! Sie merkten schnell, dass wir kein Wort verstanden. Azu verbarg seinen serbischen Migrationshintergrund geschickt unter seinem Helm. Das schien durchaus weise, denn Serben und Albaner wurden im letzten Jugoslawienkrieg emotionell ja nicht wirklich zu Brüdern. Besondern Einer viel uns schnell als Tarnanzug tragender Redelsführer auf. Ein Polizist sah kurz rüber und verschwand bald desinteressiert wieder im Haus. Das selbe Spiel. Handys wurden gezückt ...

 

Plötzlich rief Azu's Helm: "Leute, es wird jetzt Zeit abzuhauen! Tatsächlich diskutierten sie schon mit dem reginalen Zubehörhandel welche interessanten, ausländischen Lieferanten hier in einer spontanen Ausstellung ihre verlockenden Angebote offerierten. Nun wurde auch den relaxtesten Naturen unserer Reisegruppe klar. "Wir reisen ab!" 

 

Nav führt uns sicher durch die rutschige Nacht. Unser Ziel, Griechenland!

Hinter jeder Kurve erwarteten wir einen quer gestellten Pickup oder Mercedes w124. Das wäre wohl das Ende gewesen.

Im Hinterland des albanischen Balkan verschollen. Wer hätte es gemerkt? Da würden Tage vergehen.

Zuhause haben wir uns abgemeldet da wir in Albanien kaum Telefonverbindung hatten. Wir wollten uns erst wieder aus Griechenland melden. Die nächsten 3 bis 4 Tage hätte uns wohl Niemand vermisst. 

Zugegebenermaßen waren wir aber selbst von der Situation überrascht. Unsere geplante Ausreise aus Albanien glich nun eher einer Flucht!

 

Alles ging gut! Wohlbehalten rollten wir um etwa 23:00h unter das Dach der Griechischen Grenzstation in Melissopetra. 

Eigenartig kamen wir den Zöllnern wohl vor und darum sahen sie sich die Sache schon etwas genauer an. Uns war es ehrlich egal. Mein Navi zeigte mir, dass gleich hinter der Grenze ein wohl würdiges Hotel auf uns Müden wartete. 

So war das auch. Als wir auf den unbeleuchteten Hof fuhren schlugen Hunde an. Ein Fenster im ersten Stock wurde geöffnet und der Wirt traute seinen Augen nicht. Zimmer? Ja natürlich, hab ich!

 

Er beeilte sich uns zu beherbergen und die zaghafte Frage, ob man wohl noch eine Kleinigkeit Essen konnte bejahte er großzügig. Er wollte sofort seinen Sohn holen. Der sei der Koch!

Erlesener Wein, fein gebrautes Bier und große Küche aus See und Wald überraschten uns nach dem kultivieren unserer müden Leiber. Wirklich große Küche! 

Wir erfuhren, dass der Sohn einst einige Jahre in Ulm die Rafinessen der Wildküche erlernte und diese Erfahrung nun im väterlichen Betrieb zur Vollendung führen kann. Dieses Hotel sei wohl eines der beliebtesten Jagdhotel's im Griechischen Naturschutzgebiet. Die richtige Saison fänge erst in einigen Wochen an. Darum war es auch noch so ruhig hier. Oh, was für ein Abend. Wir waren glücklich und kulinarisch verwöhnt als wir ohnmachtsgleich in unsere frisch bereiteten Betten fielen. 

 

Am nächsten Morgen erkannte ich, begleitet vom braven Haushund, wie groß das Hotel wirklich ist. Schön und fein. 

Unsere Motorräder standen brav im Hof. Der Wirt sagte mir noch am Abend, dass er seinen Wagen quer in die Einfahrt stellen würde um sie zu sichern. "Das reicht in dieser Gegend".

Schnell wurde bezahlt und wir merkten auch an den Preisen, dass wir wieder im glücklichen Europa angekommen waren. Ich sag dir, das war ein Schock! Zu sehr verwöhnt waren wir schon von den Preisen in den restlichen Balkanländern. Wenn ich mich richtig erinnere leerte ich unsere gemeinsame Reisekasse hier auf einen Schlag. 

 

Von Konitsa über die Vikous Schlucht nach Parga sollte unsere Route heute führen. Bei herrlichem Sonnenschein. 

Die Schwierigkeiten der letzten Tage waren vergessen und kameradschaftliche Liebe machte sich breit. 

Wieder wurde vertraut gelacht und verarscht, wieder wurde es leicht und fröhlich. 

Die Tagesetappe war wunderbar. Das schöne Land und die durchfahrenen Gebiete, traumhaftes Mopedrevier. 

Am späten Nachmittag erreichten wir gut gelaunt die Küste bei Parga und wieder wurde der Gruppen-Weise kollektiv ignoriert. 

"Seht ihr denn nicht die schweren Wolken über dem Meer da draussen? Wäre es denn nicht gescheiter, gleich ein Zimmer zu suchen und Moped's sammt Krempel zu versorgen. Danach in diese verlockende Eisdiele ...".

Bla, bla, blabla! Wen interessiert's?

 

Nach etwa 30 Min. schlug Poseidon zu! Rumms! Blitz, Donner! Der Sturm fuhr mit den Mülltonnen im Ortszentrum spazieren. Wasser fiel vom Himmel als ob das Meer Kopf stehen würde. 

Fast Alle sahen sich überrascht an. Wie gibt es denn so etwas? Hm? Wir haben ja noch nicht mal ein Zimmerchen. Was sollen wir denn nun machen? Hm, hm, hmhm. 

Mir war es nun auch egal. Nav war damit beschäftigt, die lockeren Holztreppen der Eisdiele, mit seinem Schweizermesser zurecht zu schrauben und  Mod und Pom gingen im Regen auf Herbergsuche. "Pom: "Ich kenn da ein günst...". 

 

Nach etwa 30 Minuten waren sie auch schon zurück. "Und?"  Mod meinte, dass es zum Schlafen schon reichen würde. Dürüm-Niveau eben, aber für eine Nacht...

Mein Blick alleine motivierte ihn zur Entscheidung, doch noch ein anderes Hotel zu checken.

Gut verstanden Mod, sehr gut!

 

Bald kam er durchnässt zurück und Alle, mit Ausnahme eines Pom, freuten sich über ein feines, geräumiges Hotel mit Tiefgarage, feiner Bar, gutem Frühstück und verdienten Preisen. 

 

Wir kultivierten uns und nach dem Regen spazierten wir durch den Ort und hielten Ausschau nach einem geeigneten, griechischen Lokal. In der Taverne gab es dann für hungrige Biker ausreichend Jamas, Jamas und wieder Jamas.

Essen gab es auch. 

 

 

Der Tag danach startete leise und bedacht. Ein kleines Frühstück. Verständnisvolle Blicke ...

Als wir uns wieder spürten, fuhren wir die Küstenstrasse nach Preveza bis Patras. 

Über die großartige Brücke und weiter nach Kilini bis Arkoudi, wo uns die TDM-Freunde schon erwarteten. 

 

 

Hier erkennt der geübte Betrachter schnell einen Weisen, der fröhlich über die Brücke rollt. Rüber, auf den Peloponnes. 

Wir bekamen Kapperln und T-Shirts. Da hatte sich die Reise schon gelohnt. 

 

Der Präsident begrüßte uns freudig und stellte uns die etwa 140 Personen zählende Gruppe und danach das Buffet vor. Ja klar, Jamas, natürlich Jamas, Jamasjamas und Essen. 

 

Natürlich waren unsere Moped's schon kurz vor dem Ziel vollgetankt und gecheckt worden als sie im Hotelkomplex in Reih und Glied geparkt wurden. Logisch, wenn man ja für nächsten Vormittag eine gemeinsame Ausfahrt nach Olympia geplant hat. Das wird schön. Da freut man sich drauf und will natürlich vorbereitet sein und nicht irgendwo in der Tageshitze rumstehen und seinen Tank füllen müssen. 

 

Mit einer winzigen Verspätung (Südländer eben) von etwa einer Stunde, fuhr der ganze Tross gemeinsam ab um die herrliche Sonne auf dem Bike zu genießen. Bis zur 2 Km entfernten Tankstelle. Süden eben. 

"Da müssen noch einige Tanken". Einige Dutzende! Wir waren nach gut der Hälfte schweißgebadet. 

Aber dann ging es los und wir schafften eine doch einigermaßen geordnete Anfahrt nach Olympia. 

Trotz guter Vorbereitung gelang es dem Org. und Guide - Team nicht ganz fehlerfrei, die doch gut 20 Km auf anspruchsvoller Bundesstrasse führende Strecke, lückenlos zu finden und zu befahren. 

Bald schon überlegte ich, ob ich ihnen nicht doch besser unseren Nav borgen sollte. Den Plan verwarf ich aber wieder. Könnte ja auch falsch verstanden werden. Wir selbst wollten eigendlich nur in Olympia ankommen. 

Dies gelang dann auch wider Erwarten. 

Viele alte - und wohl auch ehrwürdige - Steine gibt es hier zu bewundern. 

"Gibt es hier eine Eisdiele, ein Restaurant, eine Bar gar?" "Da hinten neben dem Museum!"

Der Präsident erklärte uns, dass wir pünktlich um 14:00h wieder bei den Maschinen sein müssen um rechtzeitig zum "Großen Fotoshooting" im Hotel zu sein. Adjustiert mit Kapperl und T-Schirt. Pünktlich um 14:00h? Kein Problem. 

,Als wir Österreicher mit noch ein paar Griechen um 13:55h pünktlich an unseren Maschinen lehnten, fuhr eine etwa 40 Mann/Frau Gruppe los. 

Oh, haben wir etwas verpasst? Nein nein, die fahren nur Tanken! Äh...

 

Pünktlich um 14:20h waren sie fast vollzählig wieder hier und die Guides diskutierten noch die komplette 20 Kilometer Rückreise. Ah, sie haben sich wohl die harte Arbeit aufgebürdet, eine völlig andere Strecke für den Rückweg aus zu Arbeiten. Die ganzen 20 KM! 

Interessant auch, dass uns Alles so bekannt vor kam. Bis zur ersten Ampelkeuzung. Die Einen standen, Andere fuhren. Dritte blieben verwundert stehen und zuckten mit den Achseln. Ach ja, der Süden.

 

Manchmal drehte man sich im Guide - Team wild gestikulierend und sich gegenseitig griechische Phrasen in das Gesicht werfend um und fuhr in die, auch schon bekannte, Gegenrichtung. Letztlich erreichte meine, auf etwa 10 Personen dezimierte Mittelfeld-Gruppe als Erste das Hotel. Ja, der Süden!

 

Irgendwann wurde dann nach einer pünktlichen Verspätung die Fotos gemacht und Alle freuten sich über die gelungene Ausfahrt. 

Was sich am folgenden Abendessen abspielte könnt ihr unzensiert an den Gesichtern unseres jungen Kellnerteams ablesen. 

Traumhaftes Essen, Feine, große Poolterrasse und Yamaha - Jamas vom Feinsten. 

Der Schlachtruf: "Put the austrians in the pool!" ließ uns erahnen, wie dieser Abend enden wird und ja! 

 

Nav wird als Erster einer kühlenden Therapie unterzogen. Physio und Heilkunde als Solche, haben ja schon Geschichte in Griechenland.

Schnell wurden meine,  zur Standardausrüstung zählenden Wäscheleinen gespannt. Von Balkon- zu Balkongeländer. Während des Frühstücks sollte die Sonne dann unsere Abendgarderobe trocknen. Das schaffte die locker. Ach Süden! 

 

Bald lag man sich in tiefem Abschiedsschmerz und mit großen Wiedersehensversprechungen in den Armen und wir wurden freundlich winkend entlassen. 

 

Über Arcoudi und Kilini ging es mit der Fähre nach Zakyntos. 

Dann fand Nav in seinem Nav-Equipment den wunderschönen Dafni Beach am südöstlichen Zipfel bei Vassilikos. 

Hier wollen wir 2 Nächte verbringen und relaxen. Das funktionierte auch richtig gut. 

Tagsüber gut besucht, wurde die Taverne und der Strand nach Sonnenuntergang schnell ruhig und finster.

Strom aus! Der brave Generator ging etwa eine halbe Stunde nach dem letzten Gast auch in die verdiente Nachtruhe und die herzliche Marietta brachte uns noch Wein und Kerzen. Dann war Feierabend und sie fuhr heim. 

 

Das war uns nur Recht, denn unser vorausschauender Nav hatte aufmagaziniert. Also Musiktechnisch gesehen. 

Sein mitgebrachter Speicher schien grenzenlos. Was die Kapazität, aber auch die verschiedenen Musikrichtungen betraf. Ja, das war Urlaub. Bluetooth Boxen sei dank.

 

Am nächsten Tag genoss ich den noch morgendlichen Strand, welchen ich mir mit einer Seeschildkröten - Naturschutzgruppe teilte. Dieser Strandabschnitt ist sehr beliebt zum Ablegen der Eier. Die Sonne brütet diese dann aus. 

Damit nicht ein unwissender Tourist drauf latscht, wurden frische Gelege mittels hölzernem Dreibein markiert und geschützt. Auch dokumentiert und ernsthaft, europäisch erfasst. 

 

Azu musste sich dringend in Zakyntos neue Bremsbeläge suchen und auch einbauen lassen. "Natürlich ahnte er schon vor der Abfahrt in Wien, dass er möglicherweise am Ende der Saison ...".

 

Nach einem leichten Mittagessen aus Mariettas Küche spürte ich ausreichend Kraft für eine kleine Motorrad Insel Erkundungstour. Natürlich im Stil der Einheimischen. Kurze Hose, T-Shirt ohne Helm. War jedem Polizisten egal und mir angenehm. Allein, die glatten wartungslosen Strassen waren kritisch. Rutschig wie der gebohnerte Fußboden meiner Grundschule. Obacht war dringend geboten. Ich fuhr langsam und überlebte auch die Schmach, von der eingeborenen Burschenschaft auf ihren Rollern hergebrannt zu werden wie ein untermotorisierter Hosenscheißer. 

EU-Standard eben! 

Nach dem Stadtschnuppern und dem Kaufen der Fährticket's für morgen, ging es wieder raus auf unseren heimeligen Strand. Noch ein Wenig Plantschen, fein Abendessen und den letzten Abend mit den Freunden feiern. 

Sie wollen noch einen Tag bleiben, Mod und ich wollen morgen die Fähre von Patras nach Ancona nehmen. 

Das gelang uns auch gut und bald suchten wir unsere Kabine. 

Wir wählten eine günstige Innenkabine. Basierend auf der Einschätzung, dass wir uns ja ohnehin nur zu Schlafen in diese zurückziehen werden. Somit rechnet sich der Mehrpreis einer Aussenkabine wohl nicht. Auch dauert die Fahrt nur etwa 24 Stunden. Am frühen Vormittag wollen wir in Ancona vom Schiff rollen. 

 

Allein, der Kabinenoffizier sah das anders und weil wir ihm wohl sympathisch waren, schenkte er uns ein Upgrade auf eine deutlich geräumigere Aussenkabine. Das freute uns natürlich sehr! 

Nach dem Auslaufen orientierten wir uns erst mal im gastronomischen Angebot. Alles war da, Restaurant,Bar. Alles fein. Nachmittag mit ein paar Bierchen und Snack auf Deck. Sonnenuntergang, Abendessen. Gute Nacht. 

Am nächsten Tag lernten wir, dass unsere Innenkabinen Theorie doch noch nicht zu Ende gedacht war. Wenn du stundenlang auf Deck rum lungerst wird das anstrengend. Die Sonne, der Wind auf hoher See. Du wirst wirklich vom Nichtstun müde und schlapp. Dann ist es deutlich angenehmer sich in seine sonnendurchflutete Aussenkabine zu legen und ein wenig Musik zu hören oder ein Mützchen Schlaf zu nehmen. feiner als in einer stampfenden  Innenkabine. Danke Herr Offizier! 

Wieder ausgeruht beobachtete ich die schiffsche Faunalandschaft. 

 

Nachmittags erreichten wir Ancona. 

Schnell von Bord und raus nach Tavullia. In den Bergen, nahe an Rimini. Wir benötigen etwa 2 Stunden und stehen bald fröhlich vor der Pizzerei meines verehrten neunfachen Motorrad Weltmeisters, Valentino Rossi. 

Direkt an der Kirche, am alten Stadttor, steht die Pizzeria Rossi.

Schon als Schüler träumten Valentino und seine Freunde von einer eigenen Pizzeria. Da Valentino sehr heimatverbunden ist und seiner Vaterstadt auch als Mulimillionär nicht den Rücken kehrte war es nur logisch, dass er auch diesen Traum verwirklichte. Er kaufte einfach den ganzen Gebäudekomplex und installierte darin die Pizzerei, ein Restaurant, eine Bar und die Zentrale des Valentino Rossi Fanclubs. Mit zugehörigem Shop.

 

Als Geschäftsführer setzte er seine Schulfreunde ein. Auch das ist ein Grund warum ich so ein Fan von ihm bin. 

 

Es war schon dunkel als ich den Kellner fragte, ob er denn ein Hotel in der Nähe wüsste. Wir wollten uns noch vor dem Essen frisch machen. "Certo!" Sagte dieser und verschwand wortlos. Bald kam er zurück und Alles war erledigt. Direkt im Nachbarhaus organisierte er uns ein wunderbares, feudales Zimmer. Wir konnten uns nach dem Einchecken körperseitig Pflegen und wieder auf die Terrasse setzen. Zurücklehnen und entspannt den feinen Abend genießen. 

 

Natürlich probierte ich die Pizza "La Rossi" und ehrlich, tatsächlich fahre ich seither um 20 Prozent schneller.

 

Aber bitte nicht weitersagen. Nicht, dass dann ...

Nach dem feinen Frühstück stöberte ich noch nach Schätzen im VR46 Store und natürlich wurde ich fündig. 

Sehr fündig sogar! 

 

Bald trieb es uns wieder auf unsere Mopeds und schon brausten wir die Adriaküste rauf, Richtung Padua. 

Ein abwechslungsreicher Bienenstich über meinem linken Auge machte auch diese Fahrt kurzweilig und am frühen Nachmittag rollten wir in den Hotelhof, mitten im Zentrum. 

Gerne übernachte ich hier als letzte Station vor dem Heimkommen. Wenn ich vom Süden, Richtung Heimat reise.

 

Padua ist bei den meisten Bikern unterschätzt und der Großteil kennt es nur vom Vorbeifahren. Ich sag euch, schaut es euch ruhig an. Ein feines, trotz seiner Größe angenehmes Städchen. Wunderbare, durch tausende Studenten bevölkerte, historische Innenstadt. Freundliche, unversnobte Menschen. 

 

Mod holt sich noch Inspiration für seine gut gehende Mode-Boutique und ruhig lassen wir den Abend ausklingen. 

Wir sprechen über die lange Reise und über Erlebtes und Gefühltes. Ja, viel gab es zu belächeln, zu Lachen und zu Denken. Aber, ein bisschen freuten wir uns auch schon wieder auf daheim. 

 

Dorthin führte ich unseren Trupp am nächsten Tag. Über Basano del Grappa rein in die Dolomiten. Rüber zum Caldonazzo See, das Valsugana Tal runter, rauf auf den Passo Croce und rüber zum Passo Gardena.

Aber halt, über die Dolomiten erzähl ich euch gerne ein anderes Mal. 

 

Am späten Nachmittag waren wir wieder gesund und dankbar zu hause angekommen.

Nach 3.500 wunderbaren, lehrreichen Kilometern.