Wir machen es uns bequem und Yasujuki und Hr. Garmin bringen uns ohne Schlenker und Besichtigungen, quer durch Portugal über Sevilla in die Provinz Mallaga. Nach Marbella, an der Südküste Spaniens, sind es etwa 700 Autobahnkilometerchen. Unser braver Hänger hielt gut Schritt und brachte die Mopeds - immer in Sichtweite - hinterher. Das war recht unspektakulär und entspannend.

 

Die schöne Landschaft flog vorbei und wir sahen horizontweite Olivenhaine sowie Speck und Schinkenplantagen so weit das Auge reichte. Auch Obstbäume gab es hier im Naturpark Alcornocales und das dazu benötigte Wasser in weitverzweigten Seen und Teichen.

Die Gipsy Kings sangen temperamentvoll aus unseren Lautsprechern und stimmten uns ein, auf die Lebensfreude und die Gelassenheit der Menschen an der Costa del Sol. Irgendwann muss hier echt eine Menge Verkehr herrschen denn die großzügig ausgebaute Autobahn Richtung Gibraltar war bestens in Schuß und fast schien es, als sei sie nur für uns gebaut worden. Nichts los, nada!

 

Unser anvisierter Campingplatz in Marbella war ruhig und weitläufig. Wir wählten einen Bungalov und ich lud unsere Mopeds ab. Alles war gut und wie erwartet. Genügend Platz und Komfort. Hier wollten wir so etwa drei Nächte verbringen und die nähere Umgebung erkunden.

Schon aus Interesse, möglicherweise auch mal länger bleiben zu wollen. Tagesausflüge nach Gibraltar und in die Sierra Nevada, nach Ronda in der Sierra de Grazalema, sollten Raum für schöne Touren bieten und  unser oberflächliches Bild von dieser Gegend ein wenig ergänzen. 

Immer wieder imponieren mir diese gewaltigen Campingmonster!

Daneben waren drei solcher Exemplare zu einer ganzen Wagenburg im Karree aufgestellt worden. Wie ein kleines Dorf mit mittigem Dorfplatz, Kinderspielplatz und Sitz- und Grillanlage. Natürlich Holländer! Sie lassen sich die Burg einfach von Frächtern an den jeweils gewünschten Ort ziehen und fliegen dann hinterher. Noch ein paar Mietwägen und lecker is es. Fotografieren wollte ich sie nicht. Hab mich nicht getraut. 

Der Küstenort Malaga selbst, ist trotz seiner Größe ein angenehmes Städchen und liegt etwa 60 Km östlich von Marbella. Briten, Marokkaner, Deutsche, Niederländer, Schweizer und auch ein paar Österreicher haben sich hier dauerhaft niedergelassen. Und ja, man merkt schon, dass hier Leute mit Geld lieber gesehen werden als Klemmer. Aber wo ist das denn schon anders? Ohne dein Geld wollen sie dich ohnehin nirgends. Ob mit, oder ohne goldener Wandernadel. 

 

In der Höhle, Pecho Redondo, in der Sierra Blanca, zeugen prähistorische Funde von Menschen und luxuriösen Einkaufstrassen aus der Jungsteinzeit. Wenn diese Zeichen auch richtig gelesen werden können. Ich zweifle noch!

 

Ich ging - noch vor dem Notebook, Tablet und Internet Zeitalter - immer wieder mal gerne in Vorträge eines recht interessanten Holländers (dreifacher Professor einer staatenfreien Universität in Belgien) um Interessantes für meinen Kopf zu erfahren. Er war Professor in Philosophie, Psychologie und Theologie und unterrichtete als Gastredner in der ganzen Welt, fließend in 6 Sprachen.

Er stand oft drei Tage hintereinander an dem Rednerpult und hielt dabei täglich 2 - 3 Vorträge. Er hatte er nicht mal einen Zettel bei sich liegen. Machte Alles mit dem Kopf. 

Einmal machte er sich den Spaß, neuzeitliches Gestein eines frischen Vulkanausbruches, mit seinen Studenten in kleine Proben zu zerdeppern und an verschiedene, naturwissenschaftliche Universitäten zu senden. Diese sollen nach aktuellster Methodik eine Altersbestimmung durchführen. Tatsächlich wichen die Ergebnisse weit über 300% ab. Da sprach man aber immer noch von Abermillionen Jahren. 

Danach veränderten sie die selben Klumpen wieder durch zerkleinern und zerkratzen und sendete jeden an die selben Unis. Immer den selben Klumpen zum selben Labor. Wieder war die Streuung im Millionen Jahre Bereich. 

 

Das gab immer Spaß und Unterhaltungsstoff für ihn und seine wissenschaftlichen Kollegen. Von denen bekam er auch immer mal die benötigten Objekte für seine "Forschungen". Ich kenne alle Beteiligten persönlich, nenne zu ihrem Schutz aber nicht ihre Namen. Einer von ihnen ist ein global arbeitender Wissenschaftsrepräsentant.

Der wird beispielsweise zu Ausgrabungsfunden gerufen um mit den euphorisierten Wissenschaftlern die Funde vom Sensationsstaub zu reinigen. Denn, die Forschungsteams stehen natürlich auch in Konkurrenz und wer die größte Sensation liefert bekommt meist auch das größere Budget. 

 

Danach schickte er neuzeitliche aber primitive Werkzeuge von Menschen aus dem australischen Outback an Unis für Menschenkunde und gerne bestätigte man ihm, dass es sich um tausend Jahre alte Werkzeuge handeln muss. 

 

Er wollte damit beweisen, dass Lebensformen eher ein Ausdruck der regionalen Kultur sind als ein Beweis historischen Alters. Wie wir ja wissen ist es auch normal, dass sich Kulturen nach dramatischen Ein- und Umbrüchen komplett ändern können und müssen. Ich denke da an hoch entwickelte, intelligente Kulturen wie Perser, Ägypter, Babylonier, Maya ... Wo sind die heute, kulturell und sozial? 

Soweit mein Glauben an die Wissenschaft, menschlicher und irdischer Weisheit. 

 

Der Name Marbella stammt aber vermutlich aus der Zeit der Mauren, die den Ort etwa 700 nach Christus beherrschten. Diese Aufgabe nahmen ihnen später die Glamour-Touristen ab. 

 

Nun interessierte uns aber auch Malaga. Nicht das Eis sondern die Stadt. 

 

 

Unter den Phöniziern als Handelsplatz gegründet, wurde es im 3. Jahrhundert vor Christus, Teil des Römischen Reiches. 

"APS" (Allhuf Pferde Bremse)

Mein braver TripAdvisor empfahl uns ein kleines Lokal, welches für seine regionalen Köstlichkeiten berühmt war. Im "La Luz de Candela" in der Calle dos Aceras. Zwei Freunde führten mit ihren Familien das kulinarische Kleinod mit Hirn und Leidenschaft. Einer in der Küche, der Andere im Service. Versteckt und unscheinbar wartete es in einer Seitengasse auf die Liebhaber internationaler und spanischer Küche.

Mit großen Augen sah mich der Chef an, als ich meinen Wunsch nach einer würdigen Paella formulierte! Schon schien es, dass er zum Telephon greifen und den psychologischen Dienst der nächsten Klinik anrufen wollte. Noch einmal frug er mich ungläubig, ob ich schon Paella meinte. "Ja klar, Spanien, Paella"?!

Er riet mir freundich, einfach schnell nach Valenzia zu fahren, ich könnte nach ambitionierter Fahrt, problemlos im Morgengrauen dort sein.

 

Ich verstand schnell, dass ich mich hier ganz leicht zum Touristen Deppen machen könnte. Wohl so, als ob ich in Dornbirn oder Bregenz ein mundiges Fiackergulasch erwarten durfte. "Gulasch, Österreich?!"

 

Schnell begriff ich den Faupaix und bat ihn, uns einfach mit einem Menue seines persönlichen Geschmackes zu verwöhnen. Schon geleitete er uns zu einem "Ehrenplatz" und dann erlebten wir ein Gaumenfest edelster Auslage.

 

Ein Löffelchen hiervon, ein Gäbelchen davon. Ein Wink aus der Küche. Ein Wenig aus dem Meer. Etwas aus den Bergen. Dazu immer das richtige Mäulchen Wein. Bis wir nicht mehr konnten. Unfassbar köstlich, haben wir gegessen. Immer hatte er Zeit, uns zu erklären woran wir uns denn gerade so begeistern. Immer noch eine kleine Verführung in der Hand. Der Preis interessierte uns schon lange nicht mehr. Wir genießen das sehr auf unseren Reisen und suchen bewusst solche Restaurantes. Bestenfalls gleich nach dem Öffnen, nach der Nachmittagspause. Da muss man meist nicht reserviert haben, da die normalen Südländer ohnehin nicht vor 21:00h Essen gehen. Darum hatte er auch genügend Zeit für uns.  Nach einem Begrüßungs- und einem Verabschiedungsschnäpschen mit dem dazugeeilten Küchenchef, wankten wir glücklich ins Freie. Jetzt heißt es Ausnüchtern. Der Preis?

Für diesen Genuss, einfach überraschend niedrig. Wir glaubten es kaum. Immerhin das Top bewertete Restaurant in Malaga. 

 

Morgen wollen wir nach Gibraltar. 

Gibraltar ist Gibraltar. Uns ging es eher um die Fahrt als um die Stadt. Auch wollte ich mir nicht von den berühmten Affen an berühmten Orte, das Moped vollscheißen lassen.  

 

Darum wählte ich zur Anreise einen weiträumigen Schlenker durch den Park Natural Los Alcornocales. Es war schön, kurvig und mild. Nichts grub sich so sehr in meine Erinnerung, dass ich es euch interessant erzählen könnte. Nur ein kleiner Zwischenfall beim Einfahren in eine stark frequentierte Strasse.

 

Wir wissen ja Alle, dass Spanien Motorradland ist. "Jeder" hier hat und fährt ein Motorrad. Darum bildete sich auch schnell eine kleine Gruppe hinter mir. Da gab es natürlich Biker aller Naturell's. Von gemütlich über vorsichtig bis weltmeisterlich sportlich. Man beobachtete sich argwöhnisch, schätzte sich ab und fuhr seine Kampflinie.

Vor der nächsten Kreuzung traf man sich aber meist wieder, um das Spiel von Neuem beginnen zu lassen.

 

Plötzlich begann meine dicke Japanerin zu hüpfen und zu tanzen, als ob sie im Herzen entschied, just an dieser Kreuzung die Karriere einer Flamenco Diva starten zu wollen.  Klapp, klapp, hüpf, hüpf, ging es lustig und mit atemberaubendem Temperament vorwärts. Mal hin, mal her, schleuderte mich die Dicke und ich hatte Mühe, ihrem Bewegungsdrang folgen zu können.

Wohl bin ich nach Meinung meiner Frau Eva ein miserabler Tänzer, doch riss ich auch hier die Führungsarbeit wieder an mich und zwang die übermütige Dicke mit fester Hand und entschlossenem Schenkeldruck an den Strassenrand. Hinter mir lag ein Motorrad und ein entgeisterter Fahrer, welcher sich zum Glück nicht verletzt, aber doch unpraktisch weit von seinem Moped entfernt, auf dem harten, spanischen Asphalt wiederfand.

 

Was passiert war, werden die erfahrenen Biker unter euch schon erahnen. 

Als Führender dieser kleinen Gruppe überlegte ich mir kurzfristig, aus Sicherheitsgründen, die Auffahrt auf die stark frequentierte Strasse noch mal zu verschieben. Zu viele Autos drängten gerade in flotter Fahrt in unsere Richtung. Das geistige Auge des Mopedfahrers hinter mir, sah mich aber schon entschwinden und verhalf mir  mittels beherztem Rammstoß, zu einer Rekord Beschläunigungszeit. Meine Dicke stieb los wie ein Araberhengst auf Speed!

Zum Glück stürzte ich nicht und konnte interessiert, die energieabsorbierende Wirkung eines GIVI Alukoffers analysieren. Alles noch mal gut gegangen! 

Da ich nachweislich keinen Retourgang verwendet habe war die Schuldfrage unstrittig und die unangenehme Situation ließ sich mit schnödem Bargeld aus der Welt schaffen. Kein Papierkram nötig.

Das Hinterland der südwestlichen Küste Spaniens, kann man ohne Übertreibung als Motorradparadies bezeichnen!

Gute Strassenbeschaffenheit, wegen der Höhe kühle Luft und tausende Kurven. Kleine, historische Orte lehnen sich gemütlich an den Strassenverlauf. Bald geht es hoch auf einen kleinen Berg, bald wieder runter in eine schattige Schlucht. Immer wieder. Kurve nach Kurve nach Kurve. Wir genossen die Tour sehr und wanderten mit unseren Mopeds gemütlich durch das Gebiet der Sierra de Grazalema, Richtung Ronda.

 

Als wir dort ankahmen wurden wir schon von einem fleißigen Wachtler begrüßt, welcher uns in der gestrengen Art und frostigem Blick eines Polarmeer U-Boot Einweisers, die richtige Fahrspur zwischen den Reisebus Canyons anwies. Wo wir unsere Mopeds Parken, wo wir wie...

Ich wachtelte ihm einen flüchtigen Abschiedsgruß entgegen und wir flüchteten unseres Weges. Nein, das brauchten wir wirklich nicht! Hier wuselten Tausende Menschen rum, nur um kurz in eine Schlucht zu schauen. 

 

Mein braves Navi führte uns mit freundlicher Hilfe der "kurvenreiche Strecke" Funktion, noch rechtzeitig in unser Basislager nach Marbella zurück und bald nach dem Frischmachen und Entsorgen meines Seitenkoffers (ist das Kunst oder kann das weg?), stürmten wir das Restaurant. Direkt am Campingplatz.

 

Ein Italiener höchsten Gusto's!

Tatsächlich stiegen ständig Menschen elegant aus Luxuslimosinen und Taxis und man tat gut daran, einen Tisch zu reservieren. Marbella eben. 

Am folgenden Tag verlud ich wieder unsere Mopeds und meine Dicke fühlte sich dabei deutlich schlanker an. Irgendwie sportlicher. Raus auf die Autobahn und ab nach Valencia. Paella Essen!

 

Die Fahrt war problemlos. Guter Strassenzustand und schöne Aussichten. 310Nm, 150PS, Automatik und elektronische Geschwindigkeitsregelung verhalfen uns zu einer stresslosen, angenehmen Fahrt.

Bis ein LKW mangels Interesse am rückwertigen Verkehr Lust verspürte fröhlich auszuscheren und meine Reaktion zu testen.

Ganz Biker, konnte mich die Übung ja nicht sehr in Verlegenheit bringen und so hatte ich die Möglichkeit, meinen vollbeladenen Hänger zu beobachten. Was wird der wohl zu einer Vollbremsung aus 130 Km/h sagen? 

Nichts sagte der. Es war ihm egal. Ohne einen Zentimeter von seiner Spur zu weichen, machte er genau das, was ich von ihm erwartete. Auflaufgebremst, stabil, stoisch. Sehr gut! 

 

Vorbei an Granada und Murcia führte uns die Autobahn nach Valencia. Dort am Naturschutzgebiet, am See Pobles del Sud, im Campingplatz "Devesa Gardens", mieteten wir uns ein schmuckes Häuschen und freuten uns. 

Wir saßen auf der Terrasse und schauten in die Geburtsstätte des Bomba! Das war nicht etwa ein gefürchteter Sprengmeister aus der Zeit der spanischen Widerstandskämpfe, sondern ein schmackhafter Reis. 

Der beste Paella Reis der Welt. Oder, wenn es nach den Spaniern geht, sogar noch weiter. 

 

Unser Häuschen war top ausgestattet. Sauber und fein. Wohnküche, Unterhaltungselektronik, zwei Schlafzimmer, großes Badezimmer. Es stand bewegungslos in einer Reihe mit seinen Nachbarn und bot ausreichend Platz für mein Gespann und sogar einen gemauerten Grill.

Hier könnte ich mit gut vorstellen, länger zu bleiben. In einem anderen Jahr. Oder wenn Eva eifersüchtig wird auf die Dicke und uns zuhause vor die Türe setzt. 

La Bomba Anbau im Naturschutzgebiet. Der Blick von unserer Terrasse. Heimweh, was ist das noch mal? 

Unfassbar! Wenn du nicht gerade die Rush Hour wählst, brauchst du etwa 15 Minuten vom Campingplatz im Naturschutzgebiet, in das Historische Zentrum Valencia's. Jetzt muss es sein. Die Paella Valenciana. Original mit Hühnchen, Kaninchen, Bomba, Zwiebel, Gewürzen und Safran. Sonst nix. Laut Kellnerin wurden die Paellas mit Meeresfrüchten und sonstige Auswüchse nur für die Touristen erfunden. Nix Echtes eben.

Wir wählten das Original, und wir wählten gut. 

Schon auf der Strasse und in der Tiefgarage fielen uns die Menschenmassen mit ihren geschulterten Sesseln auf. Eine unbekannte Sitzer Sekte? Händler einer Sessel Warenbörse? Ein Mysterium!

 

Nach dem Genuss der Paella und meiner kühlen Cerveza wagten wir uns auf den Bürgersteig. Hier saßen sie nun und starrten alle wie versteinert in die selbe Richtung. Bald schon ließen wir uns das eigenartige Treiben erklären. So warteten wir gemeinsam mit Spannung auf einen Umzug mit historischen Trachten, anlässlich eines wichtigen Feiertages in der Region. Aha!

 

Trachtenfamilien stolzierten in Reih und Glied an uns vorbei und erfreuten uns mit ihrer Erhabenheit und Würde.

Seit Generationen gepflegte Familiengewänder wurden stolz und geneigt präsentiert und von der Zuschauerschaft mit Interesse und freundlichen Gesichtern belohnt. Wie auch von uns.

Die Menschenschlange wollte allerdings nicht enden und immer mehr betrachtete Trachtenbesitzer trachteten danach, an uns vorbei zu stolzieren, bis wir an unsere unseeligen Almabtriebe erinnert wurden.

Unter uns "Einheimischen" hält sich ja das hartnäckige Gerücht, dass manche alpenländische Bauernschaft ihre geschmückten Kühe fünf mal um- und durch den Ort treiben, nur um den geneigten Gast bei Laune, Lust und Durst zu halten. Gerüchte wohl! 

Weniger lustig für Motorradler, welche danach, durch die braunen, stinkenden Tretmienen wackeln, in der Hoffnung, nicht ungewollt zum Miststreuer zu werden. 

 

Bild aus! Bleiben wir in Valencia!

Die Ciutat d les Arts i les Ciències, die berühmte "Stadt der Künste und Wissenschaften". Die wollte ich so sehr sehen! Bilder im I-Net und TV machten mich neugierig.  Erbaut von den Architekten Santiago Calatrava und Fèlix Candela und im Jahre 1998 eröffnet.

Mich verzauberte die Kunst, Stahl, Beton und Glas in so organische Form zu bringen, dass ich nur überwältigt davor stehen konnte. Ja, nicht nur die Natur begeistert mich. Aquarium, IMAX- 3D Kino, Museen, Oper, Musikpalast, Veranstaltungssäle und -Räume. Parks hoch oben, mal unter freiem Himmel, mal überdacht. Beeindruckend schön!

Ein paar Minuten nur vom Historischen Zentrum entfernt. Hier wanderten wir den ganzen Vormittag rum, genossen Baukunst und ließen uns verzaubern.

Ob ich den Herrn Calatrava bitten könnte, eine Garage für die Dicke ...

 

Ach, schaut doch selbst! 

 

Zeitsprung!

 

Wir reißen uns los und suchen wieder das historische Valencia. Der Gusto lockt uns in den Mercato Central. 

Ein im spanischen Jugendstil erbautes Juwel, welches auf etwa 8.000 Quadratmetern, etwa 1300 Ausstellern mit ihren reich gefüllten Ständen Platz bietet. Hauptsächlich Nahrungsmittel, aber man bekommt auch alles Mögliche für den täglichen Gebrauch. Hier erstanden wir auch unser sündteures Olivenöl zur Blindverkostung. Ihr wisst schon, Teil 1 ...

Schon die Gegend um den Markt ist lebendig und belebt vom Handel und Verwöhnen. 

So, jetzt waren wir richtig hungrig! Zum Glück hatten wir rechtzeitig reserviert, denn dieses Restaurant wollten wir uns wirklich nicht entgehen lassen. 

Direkt im Zentrum, klein, unscheinbar, bestens bewertet. Natürlich waren wir die ersten Gäste nach der Mittagspause. Ich wollte ihnen mit knurrendem Magen schon beim Öffnen und Bereitstellen der Eingangs-Bumendeko helfen.  

Wieder gab es ein Menue und wieder Zungengeschnalze!

 

Oft im Fernsehen gesehen und immer die selbe Meinung. Rohe Auster? "Werd ich mir sicher nie kaufen".

 

Hier gab es sie gratis, als amis bouche und nein, ich wollte mir wirklich nicht die Blöße geben, als Ess Prolet zu wirken.

Wir trösteten uns mit der Aussicht auf den Geschmacks Porno der uns danach überwältigen- und die Frischegarantie welche ein so gutes Restaurant wohl bieten würde.

Entschlossen ließ ich sie in meinen Mund gleiten und startete einen Lernprozess. Nein, nicht glitschig, fischig und wabbelig fühlte sich das an. Das was ich da im Mund zerkaute war kühl und kernig, durch die Limone leicht säurig, und erfrischend. Zart salzig und zusammenfassend würde ich es beschreiben als "In das tiefblaue Meer beißen". 

 

Danach, Genuss, Aufmerksamkeit, Bestes aus der Region und dem Meer. Natürlich war das Brot warm und knackig welches uns immer wenn eine letzte Scheibe im Holzlädchen lag, gereicht wurde. Natürlich musste man zu jedem Gang ein neues Besteck begrüßen. Natürlich immer den passenden Schluck Wein. Freundliche Unterhaltung und Information durch die Kellnerin und den Restaurantchef. Das ganze Restaurant hatte nur Platz für etwa 10 Tische.

 

Das, und die großartige Qualität der phantasievolle Küche erklären wohl auch den Preis, welchen man, als Gegenwert in bunten Scheinen, im verschwiegen gebrachten Schublädchen deponierte. Natürlich nicht, ohne noch eine kleine Aufmerksamkeit der Küche in den Mund zu stecken. 

 

Es waren EUR 120,- zu bezahlen. Natürlich inclusive des Trinkgeldes, welches ich in solchen Verwöhn-Restaurants meist auf 20% des Rechnungsbetrages berechne. Wir waren wirklich überrascht, um dieses Geld in so einem besonderen Restaurant verwöhnt zu werden. Diesen Betrag bezahle ich auch bei unserem Lieblingsitaliener in Wörgl nach Vor-, Haupt- und Nachspeise. Mit einem Fläschchen Wein und Abschluß Grappa. 

Die Arena und der Bahnhof.

 

Noch lange spazierten wir durch die Stadt und suchten nach Nichts. Einfach treiben lassen, genießen, schauen, Zeit verplempern und dabei glücklich und aufgeräumt sein. Das ist es, was ich auf meinen Reisen mit Eva genieße. 

Flamenco! Nada! Keine Chance unter der Woche. Für die richtig guten Clubs und Shows musst du rechtzeitig reservieren und Karten buchen. Schade aber nur verschoben. Denn, dass wir wieder kommen, war uns klar.

So Gott will. 

 

Am nächsten Tag spannte ich Jasujuki vor den Hänger und schnell verschwand Valencia aus dem Blickfeld, aber nicht aus dem Herzen. 

Es zog uns, vorbei an Barcelona und Nime nach Annecy. In Nime hielten wir nur zum Schlafen, schnell Essen und etwas Wein kaufen. Darum mag ich nicht groß davon erzählen. Oberflächlich gesehen hat der Ort sicher seinen Reiz. Arena, schmale Gässchen mit unzähligen Restaurants und riesigem Polizei Aufgebot am Bahnhof.

 

Aber, fahren wir weiter nach Annecy. Etwa 20 Kilometer vor Genf. Darauf freuten wir uns schon sehr.

Das Hotel hab ich schon in Spanien mit meinem Handy gebookt und schon, nach langweiliger Regenfahrt, waren wir da. Auf einem Hügel welcher dich über den See von Annecy blicken lässt. Riesiger, hauseigener Parkplatz. Ein altes, liebevoll gepflegtes Haus.

 

Die Chefin, eine gebürtige Pariserin, empfing uns mit "offenen Armen". Solche Freundlichkeit haben wir bei professionellen Gastgebern selten erlebt! Nach 10 Minuten waren wir hier "zu hause"!

Wir erfuhren, dass es immer schon ihr Wunsch war, ein Hotel zu besitzen. So ließ  sie Paris und ihren alen Job einfach zurück und mit Schwester, Mutter, Mann und Sohn im Konzept, eilte sie an die Grenze zu Savojen um das zum Kauf angebotene Hotel zu erwerben und mit ihrer Liebe zu füllen. 

 

Natürlich gab sie uns zum selben Preis das bequemere, größere Zimmer im obersten Stock. "Von dort ist der Seeblick noch schöner". Sie kümmerte sich um Alles. Fragte nach unseren Wünschen und Erwartungen. Rief natürlich eine Freundin an die uns einen der besten Plätze reservieren musste in ihrem Lokal.

Natürlich wollten wir Raclette. So wie es hier, regional gegessen wird. Alles war ihr wichtig genug, sich darum zu sorgen und zu kümmern. Natürlich zeichnete sie uns im bereitgestellten Plan die beste Spazierroute ein und erklärte, was wir uns ansehen könnten. Ich sag ja, wir hatten das Gefühl, bei Freunden zu sein. 

Danach spazierten wir am See entlang in den historischen Ort und waren verzaubert. 

Unvorbereitet entschieden wir uns schon in Spanien für diesen Ort, weil es ab hier, nur noch eine einfache Tagestour nach hause werden soll und Annecy noch nicht in der teuren Schweiz liegt. Was wir hier sahen war ein so krasser Gegensatz zur mediterranen Welt unserer letzten Tage, dass wir uns freudig auf diesen Kontrast einlassen wollten. 

Völlig fremd ist uns diese Welt ja nicht, waren wir ja doch vor einigen Jahren mit unseren Mopeds in den hohen französischen Alpen unterwegs (CH, F, I, Teil 1). Ihr wisst schon, ohnmächtig und blutend im WC ...

Diese südostfranzösische Stadt mit ihren etwa 126.000 Einwohnern wurde 2012 zur Alpenstadt des Jahres gekührt und das bestimmt nicht ohne Grund. Romantisch, schmuck und heimelig erleben wir die Gassen und sehr alten Häuser. Natürlich voller Touristen, aber das war uns egal.

Neben den Touris bringen noch Metall-, Bootszuliefer-, Holz-, Leder- und Nahrungsmittelindustrie, Geld in die Stadtkasse. 

Schaut mal wie schön es hier ist. Und Gaumenfreuden sind ja ohnehin Pflicht in Frankreich. Mensch, mussten wir uns beherrschen! Immerhin war der Tisch ja schon reserviert. 

So genießt man hier das original Raclett. 

Jeder Tisch hat eine Steckdose an welcher der Raclette Brenner angesteckt wird. Dieser lässt den speziellen Käse schmelzen und mittels eines Spatels (Rackels) wird dieser, wenn er weich ist, über den vorbereiteten Speck, den Schinken, das Brot und die gekochten Kartoffeln gespachtelt. Ein Genuss welcher sich nur noch mit dem passenden Wein steigern lässt. Man empfahl uns den bestens harmonierenden Pinot Noir aus der Region Savoie, hinter dem Haus.

Natürlich noch ein Schnäpschen zum Magen einränken und mit weichen Knien suchten wir den Ausgang. 

Fein und gemütlich war der Abend und das Essen, ein Genuss. 

 

Noch lange spazierten wir durch die Gassen und unser Blick wurde von den schönen Häusern und geschmückten Gärten verführt. Müde im Hotel angekommen, fielen wir in unser Bett und schliefen fein und mild. 

 

Interessanterweise essen wir auf Reisen genau anders als zu hause. 

Daheim stehe ich Wochentags um 05:30h auf und nach dem Frischmachen nehme ich ein normales Frühstück zu mir. Mittags esse ich dann eher mächtig und Abendessen fällt gerne aus oder wird auf eine Kleinigkeit reduziert, Dazwischen, Nichts. 

 

Man sagt ja, dass der leere Magen gut schlafen lässt. Das bestätige ich auch gerne. 

Aber auch mit voller Wampe mützel ich wie ein müder Hundewelpe. 

Denn auf Tour verkneife ich mir gerne mal ein reichhaltiges Mittagessen und das dazu nötige, alkoholhältige und somit verdauungsfördernde Lösemittel. Denn auf dem Moped mag ich es eher nüchtern und leicht im Ranzen.

So bin ich förmlich gezwungen, das Reisebudget mit einem harten, nachhaltigen Abendessen zu bekämpfen.

Meinen ruhigen Schlaf hat das aber auch noch nie gestört. 

Wir schliefen lange und gut und schon kroch herrlicher Brötchen- und Kaffeeduft in unser Obergemach.

Auf geht's, Frühstück! Ich verhungere bald!

Unsere "Freundin" stand natürlich schon parat um uns ihre, nach personifiziertem Wunsch zubereiteten Frühstücks Eier, zu zaubern.

Das Buffet bot den reichlichen Rest und nach einem freundschaftlichen Gespräch mit einem irischen Biker Pärchen, verabschiedeten wir uns gestärkt und herzlich umarmt.

Ich denke, dass uns auch die offene, unkomplizierte Art meiner Eva, schnell fremde Herzen aufschließt. Eine Gabe von der ich gerne profitiere und die mir immer wieder beweist, dass viel mehr Freundlichkeit, Respekt und Vertrauen in Menschen verborgen ist als man beim flüchtigen Vorbeilatschen vermuten würde.

 

Die Heimfahrt über die Schweizer Autobahn war dann nur noch eine unproblematische, eintägige Pflicht. 

Es war eine großartige Reise mit besonderen Kontrasten und Erlebnissen. Wie schön ist doch unser Europa! Passen wir nur gut darauf auf.

Adieu Freunde!