Oberitalien, Mittelitalienische Naturthermen, Amalfitana, Capri, Dubrovnig, Magistrala,

Meine brave YAMAHA TDM 900A. Was musste sie sich schon alles aufbürden lassen? Dennoch gab es kein Gezicke, kein Jammern und keine Missgeräusche. Also, zumindest nicht bei den Motorrädern! Nur das Fahrverhalten war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. 

 

Mit von der lustigen Partie waren noch eine betagte SUZUKI SV 650, Eva's neue SUZUKI Gladius 650 und eine TRIUMPH Tiger 955i.

Wir trafen unser befreundetes Wiener Paar, welches über die Süd Route anreiste, auf dem us schon bekannten Camping Platz in Calceranica am Caldonazzo See. 

 

Diesmal war ich allerdings erkennbar besser organisiert und auch weiser! Die Gurte welche mein "Verpacktes Hotel" am Sozius Sitz fixierten wurden gelöst und sofort an den nächst stehenden Bäumen befestigt. So konnte ich eine stabile Wäscheleine nutzen auf welche ich erst mal meine Schutzausrüstung hängen konnte. Danach der erfrischende Sprung in den herrlichen See. 

 

Fein abgekühlt und in Badehose, geht es nun an den Aufbau des Zeltes. 

Natürlich bin ich nun auch mit Hammer, stabilen Stahlheringen und spitz zugeschliffenem Schraubendreher bewaffnet. Im Nu stand unser neues VAUDE Zelt. Massenhaft Platz für Alles und wie gewünscht, eigene Eingänge und Vorzelte für Stiefel, Pantoffel, Schuhe, Mülltüte und all das Zeug, welches nicht in das Zelt Innere soll.

Drinnen, die komfortablen Luftmatratzen welche unser neuer Kompressor in Windes Eile aufblasen durfte. Dieser sammelt gerade an einer Steckdose im Sozialgebäude, neue Kraft. Die Luftmatratzen liegen einen halben Meter neben den Aussenwänden. Das bietet Platz für den persönlichen Krempel und immer noch einen Mittelgang von etwa 70 cm zum ungehinderten Stehen und durch Latschen. Die Leinen an den Bäumen nehmen derweil unser Motorradgewand, die nassen Badesachen und Handtücher auf. Das schafft Platz und Wohlbefinden.

Ja, so zeigt Camping seine Vorzüge. Komfort, Platz, unbekümmertes Rumlungern in Badehose vor deinem eigenen, sauberen und luftigen Schlafgemach. 

Ein Sprung in das kühle Wasser? Gerne! Zwanzig Schritte genügen. Ja, das ist wahre Freiheit! 

 

 

Das muss ein Hotel erst mal bieten können um 25 Euro pro Nacht ( 2 Personen, 2 Moped's, ein Zelt ). Zudem weiß ich wie mühsam es sein kann, wenn die angepriesene "Parkmöglichkeit am Hotel" überraschend die nahe, öffentlich zugängliche Park Garage meint und du deinen ganzen Krempel umständlich auf das Zimmer schleppen musst.

Zimmer besichtigen, Moped in die Garage bringen, Krempel auf das Zimmer schleppen. In der dafür benötigten Zeit steht mein Zelt schon lange und mit schlauem Packsystem, bleibt der meiste Krempel am Moped, vor dem Zelt. 

Der Abend war angenehm und mild. Gemütlich wurde gegessen und mit einem feinen Glas Wein in Händen, der morgige Tagesplan besprochen. Bald schliefen wir ohne Unterbrechung, weil schmerzfrei, bis uns die Sonne weckte. Noch ein Sprung in den See. Frühstück im Freien, an der zum Campingplatz gehörenden Bar.

Ofenfrische Cornetti und würdiger Cappuccino. Danach das Zelt abgebaut und Alles Reise tauglich und sicher auf das Moped verzurrt. Los geht unsere lang erträumte Reise, Richtung Amalfi. 

 

Ab Calceranica der SS12 folgend, ging es nun mit 4 überladenen Moped's weiter über Parma durch die Po Ebene um bald schon in Maranello schöne rote Autos zu bestaunen. Danach über die romantisch kurvende SP 632 und ab Pontepetri die SR66, Richtung Pistoia. Die Fahrt über die kleinen Strassen des Apennin war traumhaft schön und immer wieder bot unser situationselastischer Zeitplan die Möglichkeit, ein Päuschen ein zu legen. Schauen, riechen oder einfach mal einen schattigen Baum auswählen und ein stärkendes Nickerchen genießen. 

 

Als dann das Stadtzentrum von Pistoia erreicht war zogen Regen- und Hungerwolken auf. 

Eigentlich hatten wir für heute genug Kilometer geschafft und so befreundeten wir uns schnell mit dem Gedanken, hier zu Übernachten.

Da ich in der Nacht Regen erwartete und wir morgen zeitig Fahren wollten, wählten wir ein Hotel. Denn, wegen einer Nacht mit nassem Zelt rum wursteln, das wollten wir möglichst vermeiden. Die Moped's konnten wir direkt vor dem Hotel parken. Das allerdings bedeutete, dass wir natürlich den ganzen Krempel rauf in das enge Zimmer schleppen mussten. Wir wollten unser neues Zelt nicht jetzt schon an abenteuerlustige Eingeborene spenden. 

 

Die ersten historischen Zeugnisse dieser Provinzhauptstadt mit etwa 90.000 Einwohnern gehen etwa in das Jahr 62 vor Christus zurück.

Heute ist Pistoia eine Industriestadt mit den Schwerpunkten Metall- und Holzindustrie. Am attraktivsten fand ich den historischen Ortskern mit authentischen Restaurants am Domplatz, die Kathedrale und das Baptisterium. 

Allerdings nur optisch! Emotionell regen mich diese Schandbauten der, durch skrupellose Menschen geschaffenen Kirchen, eher auf. Mittels brutaler Ausbeutung der ohnehin armen Landbevölkerung. Durch Mord und Totschlag reich und mächtig geworden und dieses mit dekadenten Prunkbauten für sich selbst und die Nachwelt dokumentiert. Mit dem Gott der echten Christen hat dies Alles meiner Meinung nach gar nichts zu tun. Religion, von Menschen für Menschen!

Mich beschleicht immer ein wenig Ekel und Traurigkeit, wenn ich diese Goldhöhlen sehe. Rein gehe ich schon aus ehrlicher Abneigung nicht. 

Ich besichtige ja auch keine Bordelle, obwohl sie architektonisch interessante Ausstattung versprechen. Darum bekommt Pistoia von mir, "heute kein Foto". 

 

Wir schliefen gut und das Frühstück schenkte uns die nötige Kraft zur Weiterreise.

In der Nacht hatte es wie von mir kompetent angekündigt geregnet und noch immer hingen in Fahrtrichtung, drohende Wolken am Himmel. Niederschlag gab es allerdings im Moment keinen.

Dennoch entschied ich unter schmunzelndem Kopfgeschüttle meiner Reisekameraden, den guten Regenanzug über mein sommerliches Leder zu streifen. Ich wies bestimmt darauf hin, dass das Wetter in dieser Berg nahen Region gerne mit extremen Überraschungen aufwartete. Danach stutzte ich meine geduldig wartenden Reisekameraden respektvoll zurecht und hoffte in den nächsten Stunden die uns durch Prato nach Florenz führen sollten, dass wenigstens ein paar Kügelchen köstlichen Regens auf meine Plastikhaut tropfen würden. Allein, er scheute mich und es blieb nur mitleidiges Lächeln meiner "Freunde", als ich endlich das Ganzkörper Kondom vom verschwitzten Leder zog. Bei 32°C in strahlender Sonne. Sagt mal, habt ihr keinen Durst?

 

Florenz konnte uns, trotz attraktiver Blicke und lockender Gesten nicht bremsen, denn unser Ziel war ein besonderer Flecken Erde. Die Geburtsstädte des berühmten Brunello di Montalcino. Dem König der italienischen Rotweine! 

 

 

Wir wählten die SR 222 durch das kurvige Gemüse bis Siena, welches wir unbeachtet umrundeten. Danach die SR 2 nach Montalcino.

Welch ein magischer Ort für Wein Liebhaber! Hier gelang es am Ende des 19. Jahrhunderts dem Wein Pionier Ferruccio di Biondi Santi, das strahlende Juwel der italienischen Weinkultur ins Dasein zu winzern. Mittlerweilen kann sich kein dekoriertes Restaurant auf der Welt leisten, eine Weinkarte ohne Brunello di Montalcino zu präsentieren. Oder dem, zahlungskräftigen Gast, wenigstens hinter der zitternd vorgehaltenen Hand des Sommeliers, ein verlockendes Angebot zu, zu hauchen. Brunello- und Rosso di Montalcino. Weine mit großer Persönlichkeit. Für leidenschaftliche, gereifte, dankbare und großzügige Liebhaber. 

 

"Wenn Wein der Liebe Nahrung ist, so schenkt mir ein, gebt mir volles Maß." Sagte einst ein weiser Poet. Oder war das mein Schwager Kurt? 

Ehrfürchtig durchschritten wir den Ortskern, wanderten die alten Gassen entlang und bestaunten die heiligen Regale, auf denen edle, historische Schätze gestapelt lagen. 

Ferrucchio di Biondi Santi hatte 1888 die Idee, den Sangiovese-Grosso-Klon zu isolieren und somit den ersten Wein der Toskana aus nur einer einzigen Rebsorte zu keltern. Günstig, dass wir keinen freien Stauplatz auf unseren Moped's hatten. Sehr günstig sogar!

Vorbei an der magischen Tenuta il Greppo, trugen uns die braven Bike's dem erklärten Tagesziel zu. Castell del Piano. Auf einem sanften Berg gelegen wartete das kleine, historische Städchen, um uns den romantischsten Campingplatz all meiner Reisen zu präsentieren. Alt und verschlafen lag er auf dem Hügel. Eingebettet in ein kleines Wäldchen. Die Waschbecken und Duschen ließen erahnen wie fein man hier einst residierte. Vor fünfzig Jahren!

Tatsächlich war der Platz so gealtert, dass es schon als eine Ehre empfunden wurde, ihn überhaupt zu entdecken. Und tatsächlich fand man sich in einem sehr kleinen, erlauchten Kreis von Fahrradwanderern wieder, die vor ihren Mini Zeltchen gemütlich ihren Kaffee sotten. Mit kleinen Messerchen ihre mitgeführten, veredelten Leckereien aus Wald, Feld und Kuh Euter auf kleinen Brettchen mundgerecht schnitten. Dazu ein würdiges Weinchen! Das ist Leben! Dolce vita!

 

Lobend erinnerten sie sich daran, dass wir sie vor Montalcino überholten. Höflich mit komfortablem Sicherheits Abstand und ohne akustisches Höllenspektakel. Oh ja, man kann ein Motorrad auch genießen ohne damit Angst und Schrecken zu verbreiten. Unser Lohn, anerkennendes Grüßen der Radler Fraktion!

Romantische Zeltbuchten verbergen dich diskret. Jeder Platz ist durch eine Hecke vom Nachbarn getrennt und bietet ein angenehmes Maß an Distanz zum Gegenüber. 

Genügend Schatten spendende Bäume und weicher Boden, welcher mühelos die Zeltheringe aufnahm. Das Zelt stand und der von mir angekündigte Regen kam. 

 

 

"Hab ich es nicht gesagt? Hab ich denn nicht meine meteorologische Fachkompetenz klar bewiesen und eindringlich vor ihm gewarnt?"

Vor nicht einmal zwölf Stunden und 250 Kilometern! Jetzt konnten Eva und ich auch noch die Regenbequemlichkeit unseres Zeltes testen und waren sehr zufrieden. Wir könnten sogar noch spazieren gehen in unserer großzügigen Kunststoff Villa. Wenn wir das denn wollten. Nicht wie unsere Reisegefährten in ihrer Schulter hohen Hundehütte. Mein persönlicher Regen verzog sich schnell und bald schlenderten wir mit knurrenden Bäuchen runter in den fünfzehn Minuten entfernten, historischen Ortskern. 

 

Schnell fanden wir eine vielversprechende Osteria und wurden nach bester, regionaler Kunst verwöhnt. Typische, ja köstliche Speisen und Weine.

Was für eine Zeit! Sofort war uns klar, hier bleiben wir ein paar Tage! Übrigens sollte es der letzte Regen unserer gemeinsamen Reise sein. Da wir ja nun in der Gegend verweilen wollten und somit keinen Zeitdruck spürten, wurde der Abend lange und unterhaltsam. 

Man sprach über Erlebtes und Schönes des Tages und ich durfte auch teilhaben an so mancher humoristischen Erzählung über diverse Herren Oberlehrer in verschwitzten Regenanzügen. Wir genossen die gemeinsame Zeit und besprachen die Pläne der nächsten Tage. Ziele die vielen Menschen ausserhalb dieser Region unbekannt sind. So auch mir.

Das machte mich neugierig! Nach langem und Ohnmacht ähnlichem Schlaf in unserem kühlem Wäldchen wachten wir froh auf und putzten uns die Zähne. 

Galt es doch in der abends schon ausgeforschten Bar, guten Eindruck zu machen und dabei ein feines Collazione zu frühstücken. Danach in den Mercato und Proviant bunkern für unseren Tag in der Natura. 

 

Tief aus dem Erdinneren strömende, heiße und schwefelhaltige Quellen. Verborgen in Gräben und unbekannten Wäldern. Nur ein paar hundert Meter abseits der touristisch vermarkteten Spa's. 

Oft nur von Einheimischen besucht. Zu Erreichen, meist auf Schotterwegen die erst gefunden werden wollen. Zu Riechen, meist schon viel früher.

Bagni di Petrolio war die erste Natur Thermalquelle unserer Reise. 

 

Mit etwa 60°C kommt das Wasser aus der Erde und ergießt sich in den vorbeifließenden kleinen Fluss. Die schlauen Anwohner bauten Stein Barrieren, um es in den so geformten Becken, auf zu stauen. Sich da rein zu legen und das heiße Wasser zu spüren. Sich auf zu heizen um danach in den kühlenden Fluß zu steigen. Etwas weiter unten, unter der Brücke, wird die Rinne so tief, dass du auch Untertauchen kannst. Das Wasser ist so klar und sauber, dass du mit Gruppen kleiner Fische um die Wette schwimmst. Wird es dir dann wieder zu kühl, einfach zurück in das Thermal Wasser und den Körper wärmen. 

Soll auch noch sehr gesund sein für Haut und Lunge. Für unsere Seele war es das spürbar. Ein feiner, unvergesslicher Platz. 

 

Nach dem großen Abendessen und erholsamer Nacht, lockte uns schon die nächste Therme. Noch heimeliger, noch verschlafener als die gestrige. Bagni San Filippi war das anvisierte Tagesziel.

Unsere "Freunde" in der Bar, wünschten, über unsere Ofen warmen Cornetti hinweg, einen erfolgreichen Tag. Auch im Supermarkt erinnerte man sich gerne an uns und unseren großen, gestrigen Umsatz. Das motivierte uns natürlich, diesen heute noch zu topen. Es gelang wie erwartet, mühelos. Nach etwa sechsundzwanzig gemütlichen Kilometern auf der SP65 legte sich die SUZUKI SV 650 sanft und knirschend, auf die weiche Schotterstrasse und den Fuß ihrer Fahrerin. "Sie haben ihr Ziel erreicht"! 

 

Ein schmaler Wandersteig wies uns mit Badezeug und Proviantpäckchen beladen runter, in ein kleines Wäldchen. 

 

Vorbei an unmotiviert dampfenden Löchern und höllisch stinkenden Pfützen voll trübem Schwefelwasser. Interessanter Weise gewöhnt man sich sehr schnell an den Geruch und nimmt ihn nach einer halben Stunde nicht mehr als störend wahr. Noch tiefer in den kleinen Wald eindringend, folgen wir im Gänsemarsch dem festgetretenen Pfad bis wir endlich am Ziel angelangt waren. Was für ein Plätzchen? Vier Becken waren von der Bevölkerung angelegt welche das an der Quelle entdampfende, etwa 60°C heiße Wasser aufnahmen. Je weiter unten das Becken, desto kühler das Wasser. Das vierte Becken hatte so um die 30°C. Daneben ein schattiger Platz für unser Gewand und die mit gebrachten Gaumenfreuden. 

Die ersten Stunden waren wir nur unter uns. Danach besuchte uns noch eine kleine Familie aus der Gegend. Welch ein Platz! Hier ließ es sich trefflich Picknicken und Faulenzen. Als es trotz höchster Anstrengung nicht relaxeder werden konnte, mussten wir erkennen, dass es Zeit war, für den Aufbruch. Morgen wollen wir weiter ziehen und daher sollte es heut Abend nicht all zu spät werden. Auch einige Dinge sind noch vorab zu Verstauen und zu organisieren. Es wurde wieder Zeit, das Meer zu riechen. 

 

Am Zeltplatz angekommen wurde schon an morgen gedacht und die nötigen Handgriffe gesetzt. Nach dem Duschen schlenderten wir runter auf die Piazza und bald bog sich ein Tisch voller Köstlichkeiten. Angenehm gesättigt und müde wanderten wir durch den Ort. Noch ein Blick, ein Foto gar.

Mit geringem Abstand zu den Freunden, überquerte ich den Zebrastreifen. Den Italienischen Zebrastreifen! Der heran rasende Kleinwagen ignorierte in typisch italienischer Gelassenheit, dass da ein offensichtlich lebensmüder Fußgänger seinen eiligen Weg kreuzte. So blieb mir nur die Option, meinen Wildschwein, Panna Cotta und Wein gefüllten Ranzen in einem Olympia reifem Dreisprung auf die andere Strassenseite zu retten.

Ich sag euch, "das war ohne Übertreibung lebensgefährlich"! Ich konnte nicht glauben, dass jemand so ignorant Auto fahren konnte! Geschockt blickte ich dem fliehenden Wagen hinterher und sah eine Junge Frau, ihrer Beifahrerin im Gespräch zugewandt. Kein Blick für die Strasse! Ernüchtert erkannte ich, wie schnell ein harmonischer Abend in einer Katastrophe enden kann.

Allerdings konnte ich auch großen Gewinn aus diesem schockierenden Zwischenfall ziehen! Mein tägliches Abendgebet erfuhr dadurch deutliche Aufwertung. Inhaltlich wie emotionell! 

 

Sorano heißt das Städchen auf dem Felsen. Solche und ähnliche Blicke verzaubern die Fahrt durch die südliche Toskana. Stundenlang vorbei an Feldern, Hügeln und durch Schatten spendende Wälder. Der schmalen Strada Provinciale Pitigliano Santa Fiora nach Sovana folgend, rollten wir gut gelaunt Richtung Süden. Wieder zieht uns ein Ort magisch an. 

 

 

Sovana in der Maremmaregion der Provinz Grosseto. Noch Toskana aber nicht mehr weit nach Lazio. Die Stadt ruht schon seit der Etruskerzeit auf einem Tuffsteinfelsen und sieht wohl keinen vernünftigen Grund, sich zu verändern. Dafür sind wir ehrlich dankbar. 

 

Heute leben etwa 150 Leute in dieser Stadt die offiziell zu den schönsten Orten Italiens, der Vereinigung, I borghi piu belli dìtalia, gelistet ist. Das nahe Rom, das Tyrrhenische Meer und die touristisch stark vermarktete Toskana saugen die meisten Anreisenden auf wie Schwämme. Übrig bleibt Ruhe, Gelassenheit und Geschichte. Das ist es was wir  hier fühlen.

Wo sonst in der Toskana fährst du lächelnd begrüßt durch das Stadttor, über schmale Kopfsteinwege und schmale Gassen, direkt auf den Marktplatz?  Dein Motorrad stellst du neben den Jahrtausende alten Brunnen auf dem du sofort Platz nehmen musst. 

 

Weil er dich einfach dazu einläd. Das Wasser sprudelt aus dieser historischen Kostbarkeit und hilft dir dein Helmvisier zu reinigen, Deine Wasserflasche mit frischem Nass zu füllen und dich zu erfreuen. Zehn Schritte daneben, eine Bar mit großen Sonnenschirmen, Gelato und Kaffee. Sitzen und Genießen. Ein paar wenige Menschen bewegen sich an dir vorbei. Ruhig und gelassen grüßen sie freundlich. Bestaunen deine voll gepackten Motorräder und schlurfen gemütlich in die nächste, schattige Gasse. 

 

Ein kleines Geschäft verwöhnt uns mit seinen regionalen Leckereien und überwältigt von der Anmut dieses Ortes steigen wir satt und zufrieden auf unsere Mopetten.  

Vorbei am Lago di Bolsano trägt uns die SP8 nach Viterbo, Vetralla und endlich finden wir die SS1 Ibis. 

 

 

Die Via Aurelia, runter an die Küstenstrasse bei Civitavecchia. 

 

Es wird trockener, lauter, hektischer und schmutziger. Man erkennt unschwer, es geht Richtung Mare. Dem Tyrrhenische Meer. 

 

Welche Umstellung! Keine Stunde auf dem Motorrad und du findest dich in einer anderen Welt wieder. Gehupe, Gedränge und Rücksichtslosigkeit auf der Strasse. Kaum Platz in den Bars und Restaurants. Parkplatz? Schwierig! Du musst dein Zeug bewachen um abwechselnd aufs Klo gehen zu können.

Erklärst bereits dem dritten Straßenhändler, dass du keine "echte" Rolex bei ihm kaufen wirst. Auch nicht für noch günstigere, dreißig Euro. Nein, auch nicht wenn schlimmstenfalls seine zehn Kinder auf die nötige, Akademie Ausbildung verzichten müssen. Nein danke, ich benötige auch keinen Hand geflochtenen, afrikanischen Zeitungsständer auf meinem Motorrad.

 

 

Aber das Alles erträgst, ja liebst du. Weil?  Schau mal da runter. Riech doch mal. Das Meer!

 

Dabei ist ja noch gar nichts los hier im Mai. Vorsaison eben! 

 

Wir verlassen Civitavecchia auf der Küstenstrasse und fahren weiter Richtung Süden. Um uns den ärgsten Trubel zu ersparen entscheiden wir Rom, weitläufig zu umfahren um dann wieder über die SS7 Richtung Terracina, ans Meer zu gelangen. Danach wollen wir wieder die Küstenstrasse nutzen. Langsam wurden wir müde. Die Abendsonne nutzend, fuhren wir an der Küste weiter bis wir ein passendes Hotel fanden. 

 

Die Campingplätze dieser Gegend gefielen uns nicht. Das waren eher asphaltierte Plätze für Wohnmobile und Wohnwagen Touristen. Zumindest die, welche wir entdeckten. Los, suchen wir ein offenes Hotel! Wegen einer Nacht wollten wir auch kein Zelt auf bauen.

Viele Hotels waren noch geschlossen und es dauerte ein Wenig, bis wir erfolgreich waren. Ein sehr schönes, weißes Haus, zehn Gehminuten vom Strand entfernt lud uns in saubere, wohnliche Zimmer ein. Unseren Krempel durften wir auf den Bike's lassen denn die Chefin versicherte uns, dass sie den, durch Mauern geschützten Hof, sogleich versperren wird. Wir wären auch die einzigen Hotelgäste, heute. Das Restaurant habe natürlich offen und wir werden dort eine Familienfeier erleben. 

 

Nach dem Duschen spazierten wir noch ans Meer und ließen die Seele baumeln. Reflektierten die Erlebnisse und Eindrücke des Tages und waren froh, dieses schöne Haus gefunden zu haben. Jetzt aber, Richtung Ristaurante. Dieses entpuppte sich als große aber gemütlich eingerichtete Pizzerei und der 400°C heiße Steinofen knisterte uns schon sein "Buonasera" entgegen als wir an den reservierten Tisch geführt wurden. Feine Pizze, bunte Salate blondes Bier, güldener Wein. Mehr brauchten wir im Moment nicht, zum Glücklich sein. Vogliamo musica? Certo!

 

Das festa della famiglia begann mit italienischer Leidenschaft und großem Trara! Eine, etwa dreißig köpfige Familie machte es sich bequem und das Konzert begann. Es wurde schön rausgeputzt umher stolziert, gesungen und gelacht bis die Kraft aus ging. Oh ja, Karaoke ist nicht nur in Japan beliebt. Das war großartig und sehr lustig, mit zu erleben. Gut, dass unsere Zimmer auf die gegenüberliegende Seite ausgerichtet sind. "Morgen geht es weiter"!

 

Am nächsten Morgen fuhren wir auf der SSR 213 Richtung Gaeta. Immer die Küste entlang. Wir konnten uns gar nicht satt sehen an dem tiefen Blau des Meeres. Mussten wiederholt stehen bleiben um die frische Brise zu inhalieren. Unsere Augen an die Weite zu gewöhnen. Wie schön das doch war. Auch ruhig!

Wenige Menschen nutzen um diese Zeit die Küstenstraße und so wandern wir weiter mit unseren braven Motorrädern. Wir durcheilen den Hafen- und Badeort Gaeta mit seinen etwa zwanzigtausend Einwohnern und wollen bald in den Trubel des neunzig Kilometer entfernten Hexenkessel Neapel, eintauchen.

Natürlich in die berüchtigte Hafengegend. Die SS7 nach Pozzuoli, dann über die Via Santa Gennaro Agniano, dann runter über die Via Napoli, an der Küste entlang.  Jetzt  hörst und riechst du es schon! NAPOLI! Was für ein Vulkan! Auch schon am Fuße des Vesuv's.

Lärm, Stress, Egoismus, Überlebenskampf! Ja so etwa, würde ich eine ganz normale Fahrt durch die Stadt beschreiben. Niemanden verlieren! Alle Geschichten, alle Gerüchte den Süditalienischen Verkehr betreffend, sind unverfälschte Realität. Hier fährst du nicht, hier kämpfst du! Ampelfarben? Wen interessieren die? Vorrang? "Mazza"! 

 

Du fährst in eine Kreuzung oder einen Kreisverkehr wenn du eine Chance dazu findest, nicht wenn die Ampel auf "Grün" schaltet. Dann, in der Kreuzung, harter Blick, theatralisches Ignorieren anderer Verkehrsteilnehmer. Nur ja nicht nach geben. Nur ja keine Unsicherheit zeigen. Einfach Fahren und entschlossen Reagieren. Dabei hoffen, dass du keinen deiner Kameraden verlierst. Wo willst du den wohl finden, in diesem Stadt gewordenen Rätsel? 

 

Am Hafen angelangt brauchen wir erst mal eine Verschnaufpause. Das Gewand klebt am Körper und wir lassen uns in die Plastik Sessel der Bar fallen. Auf der Strasse neben uns, unsre Mopeds. Wir lassen sie nicht aus den Augen. Schnell finden sich Interessierte die uns und unsere Ausrüstung aufmerksam mustern.

Steh Toiletten, Cafè, Tramezzini, Suco di arancia spremuta. Wir sammeln Kraft für die Schlussetappe. Man sieht schon rüber! Sorento an der südlichen Bucht von Neapel! Der Ausgangspunkt für unsere Tour über das Welt Kulturerbe Amalfi Küste. 

 

 

Das Ursprungsland des exquisiten Limoncello, der hier noch auf traditionelle Weise, aus eigens dafür gezüchteten Limonen hergestellt wird. Echter Limoncello wird bekanntlich ja nur aus der Schale gewonnen und daher kultivieren die Limonenbauern besonders große Früchte mit viel Schale. Der weiße, bittere Teil unter der gelben Schale, ist in den meisten Fällen mehr als 3 cm dick und die innen liegende Frucht, nicht größer als bei den uns bekannten Limonen. 

In jeder Gasse, auf jeder Straße findest du Limonen oder Geschäfte die Dinge mit dem Limonen Thema verziert, verkaufen. Vom Türklopfer zum Fußabstreifer. Von Hausnummern über Kochtopf zur Klobrille. Aber wichtiger! Hier befindet sich der Start zur wahrscheinlich geilsten Motorrad Strecke Europa's.

Der  Amalfitana!  

 

Da wollen wir uns für einige Tage nieder lassen. Die SS18 bis Pompei und dann rauf über die SS145 in das Centro von Sorento. Die etwa zweitausend Jahre alte Stadt liegt, auf schwarzem Vulkan Gestein gebaut, auf der Halbinsel von Sorent und hat etwa siebzehntausend Einwohner. Nicht groß aber passend und schön. Hier bekommst du Alles was du liebst. Dazu noch etwas Gemütlichkeit und nicht so viel Gedränge und Geschubse, wie in den größeren Touristenstädten. 

 

Der Campingplatz war schnell gefunden und bot ein deutlich angenehmeres Bild als die letztlich von uns inspizierten. Er klebte direkt an den Tuffstein Mauern und war in Etagen angelegt. Oben, nach der Strasse, etwas breiter. Hier wurden Wohnmobile und Wohnwagen platziert. Bar, Ristorante, Mercato und angenehm großer Pool. Alles auf einem Fleck. Ebenso die Wasch- und Toilette Anlagen. Auch Waschmaschinen und Bügelbretter und was weiß ich noch Alles. Steil und schmal führt der kleine Weg runter auf die tiefste Terrasse. Die für die Zelte. Unfassbar was du hier geboten bekommst.

Dein Motorrad steht neben dem Zelt. Vor dir ein fester Holz Zaun und der Blick über die Bucht von Neapel. Auch der Vesuv ruft dir herzlich grüßend, seine Einladung rüber! 

 

Ist das ein Camping Platz? Wir sind einfach nur überwältigt und glücklich! 

 

Rasch ist das Zelt aufgebaut und wohnlich eingerichtet. Immerhin wollen wir hier einige Tage leben. Sogar Plastik Tische und Sessel stehen zur freien Benützung herum. Nach getaner Arbeit und Hauptreinigung des Körpers werden luftige Sachen angezogen und der knurrende Magen erinnert uns daran, dass es Zeit war den Ort zu erkunden. Wir wandern runter, wir wandern rauf und wieder runter. Die Gassen und Stiegen sind eng und steil. Jeder Zentimeter wurde hier genutzt um noch einem Zimmer, noch einem Stück Garten, noch einer schmalen Garage Platz zu schaffen. Die Menschen hatten es wirklich nicht leicht, diesem felsigen Berg, den benötigten Lebensraum ab zu ringen. Die Strasse zum Hafen musste wohl aus dem Stein geschnitten werden. 

 

Unten, am Hafen begrüßt uns dann eine ganz besondere Atmosphäre. Im Rücken das weite, tiefblaue Meer, vor uns ein hoher Berg aus Häusern.

Das wirkt befremdlich und schön zugleich. Wenn wir uns vorstellten wie hart dieser Platz erkämpft werden musste, wurde unser Hunger und Durst noch bedrohlicher. Jetzt aber! Ab auf die Terrasse der nahen Pizzeria! Unübersehbar lockte sie uns schon von Weitem mit strahlend weissen Terrassen Möbeln und großen, Schatten spendenden Moretti Schirmen. Direkt beim Zugang zum Hafen setzen wir uns und beobachten interessiert, das Treiben der Menschen.

Fischer, Taxis, Busse mit müden Senioren. 

Ein großes Boot brachte Schüler von Neapel rüber. Autos in denen Mamas oder Papas sitzen, warten auf sie. Oder Großeltern.

Andere steigen auf ihre Motorroller und brausen lachend und knatternd davon. Schon verschwinden sie in der steilen, dunklen Strasse welche rauf in das Stadtzentrum führt. 

Wir sitzen hier und verdrehen vergnügt die Köpfe. In der Hand, ein wirklich großes, kühles Bier und die Speisekarte. Pizza vom Feinsten, frischer Fisch, bunte Salate, Pasta in phantasievollen Variationen. Jetzt waren wir richtig angekommen! 

Unser Essen wurde gebracht und es schmeckte uns buonissimo. War auch schon dringend nötig. Ich hatte schon Angst, in letzter Minute zu verhungern.

Ah tat das jetzt gut! Richtig authentisches Süd Italien Mangiare, lockere Sprüche des lustigen Kellners erklären uns gerade, dass er ja so viel wichtiger ist als der bemitleidenswerte Kollege der ihm gerade mal die Getränke hinterhertragen darf. Getränke?

Ja gerne, noch ein Bier. Ja, ja, das Große. Natürlich! Ein Cafè? Certo! Noch ein Gelato? Gerne! Grappa? Äh... Aber ein Limoncello ist Pflicht! Natürlich auf Haus! 

 

Wir brauchen Bewegung. Steif und vollgestopft wie Weihnachtsgänse schaffen wir es noch gerade so, ohne fremde Hilfe aus den Sesseln zu kommen. Die steilen Treppen führen uns wieder rauf, in das Ortszentrum. Den Aufzug verschmähen wir. Geschäfte, Bars, eine mit Süßigkeiten gefüllte Pasticceria. Oh, schnell weg hier und ab in unser Zelt. Der Vesuv nutzt noch das abendliche "Feuer" Neapels um sich wirkungsvoll in Szene zu setzen. Das war ein Blick der uns noch lange fesselte. 

 

Da gehst du nicht einfach Schlafen. Erst, als unsere Augen immer schwerer wurden, verkrochen wir uns müde in unsere Zelte. Morgen wollen wir früh raus!

Es ruft, die Amalfitana! Der Grund unserer langen Reise. Ob das gut geht? Zweifel machen sich angesichts unserer scheintoten Gesichtsausdrücke breit .

Schaut wohl eher nach "Plan B" aus. 

 

Die Erklärung unseres müden Meetings? Wir wissen genau, dass es wenig Sinn macht, Kolonne zu fahren, auf der sehr, sehr gut besuchten Traumstrasse!

Da musst du schon früh, vor den Touristen mit ihren Mietautos raus. Und erst vor den Reise Bussen. Natürlich schafften wir das nicht! Nicht nach diesem Abend. Irgendwann am Vormittag wurden wir munter. Aber noch nicht wach. Da ging es uns gleich wie der riesigen Hirsch Käferin, welche schlaftrunken aus Eva's Motorradjacke in die milde Morgensonne krabbelte. Die war beeindruckende acht Zentimeter lang. 

 

Wir wollten uns mit viel Flüssigkeit und frischer Seeluft therapieren. Ein Bootsausflug nach Capri, bevor noch "die rote Sonne im Meer versinkt".

Von Sorento aus, ein Katzensprung. Schaut euch das Wasser an! Diese Farbe! Da steckst du die Hand rein und wunderst dich nur noch. 

 

Im Hafen von Sorento warten Ausflugsboote welche dich schnell in die Gegenden oder auf die Inseln bringen, wohin dich die Sehnsucht drängt.

So entschließen wir uns auch bald für einen freundlichen Mann mittleren Alters, welcher gerade penibel sein schönes Holz Boot pflegte und gerne Auskunft gab über sein Angebot, welches "natürlich das interessanteste und mit Abstand günstigste" am südlichen Mittelmeer war. Und dabei "verdiene er noch nicht mal daran und muss, wenn er sich danach überhaupt nach hause traut, erst mal seiner Frau erklären, warum er ... " 

 

Maximal zehn Leute würde er mit nehmen die dann auf dem Boot feinstens verköstigt werden sollten. Danach, Anlandung auf Capri.

Drei Stunden zur freien Verfügung und im Zuge der Heimfahrt würde auch er uns eine Neptun Grotte zeigen die wir unbedingt sehen müssen. Dieser Neptun muss wohl einer der fleißigsten Aussendienst Mitarbeiter der römischen Götterfirma gewesen sein. Der Herr Poseidon von der griechischen Konkurrenz, hatte wohl alle Mühe am Markt zu bestehen, gegen den mit allen Wassern gewaschenen CEO Mare Neptunus ( lat. ), dessen Grotten uns an jeder Mittelmeer Küste fanden. Auch wenn wir nicht danach suchten. 

 

Sein Reisespesen Konto konnte allerdings nicht annähernd so prall gefüllt gewesen sein wie das, heutiger Key Account Manager. Warum auch sollte er sich denn sonst, mit so dunklen, zugigen Höhlen begnügt haben. 

 

Obwohl wir von der Seeseite her anlandeten, wallte irgendwie keine Eroberer Stimmung in uns auf. Zweifelsfrei hatten Capri schon einige Andere vor uns entdeckt. Und zwar sehr, sehr Viele vor uns.

Unglaublich, was hier los war. Dabei war noch lange nicht Hauptsaison. Schön? Ja!

Capri gefiel uns schon. Allerdings machte es den Eindruck, nur noch für Touristen zu existieren. Wenig Authentisches, wenig Ursprüngliches fanden wir hier.

Na gut, viel Zeit hatten wir uns ja auch nicht reserviert, zur Suche nach dem wahren Capri. Wenn es das überhaupt noch gibt. Geschäfte, Bars, Restaurants, Hotels, B&B`s, Privatzimmer. Das wiederholt sich in jeder Strasse und Gasse. Das Selbe auf Plätzen und am Hafen. Dort wird das Ganze noch mit mobilen Verkaufsständen "aufgelockert". Ein kleiner Schotterstrand läd ein, ein wenig in das Wasser zu gehen und sich ab zu kühlen. Hier ist es auch ruhiger. Bald war uns klar, dass Capri in alten Filmen und Liedern wohl schöner ist als in der nun erlebten Realität. Irgendwie freuten wir uns schon auf unser Boot.

So ging es wohl auch dem Toppolino welcher schön heraus geputzt aber traurig, im Hafen stand und offensichtlich ebenfalls weg wollte. Raus auf das Festland und auf die Amalfitana. Um seinen Motor freudig singen zu lassen und seine steif gewordenen Gelenke zu mobilisieren. 

Unser Kapitän fährt in das Hafenbecken ein und zeigt uns mit großer Geste, wo wir auf das Boot klettern können. Denn so richtig offiziell sah auch unsere Ankunft nicht aus. Der Platz auf dem wir hier festen Boden betraten war auch eher ein provisorischer Steg. Im selben Stil verließen wir das Eiland.

 

Wollte unser Schiffseigner damit zum Ausdruck bringen, dass er Hafengebühren als überbewertet empfand? Uns konnte es egal sein und schnell stolperten wir umständlich in seine schützend ausgebreiteten Arme. Also, hauptsächlich die Frauen! Bald trieb uns der kräftige Motor raus vor den Hafen und wieder freuten wir uns auf die Überfahrt. 

Da wir ja noch eine Einladung zu Direktor Neptuns Wohnung hatten wollten wir nicht unpünktlich sein. Leider war er nicht zu hause und somit begnügte man sich damit, vor der Grotte in das kühle Wasser zu springen.

Auch galt es ja noch, das angekündigte, feudale, vom Kapitän selbst aus der Folie gewickelte Gaumenfest zu genießen.

Ein exklusives Kapitäns Dinner - Wurstbrot, quasi! Mit Mineralwasser oder Bier. Zögernd unter strengem Blick des erfahrenen Seebären, wählte ich die malzige Alternative. 

Schon sah ich mich - vorerst noch in meiner Phantasie - mit dem Putzlappen über das Boot wieseln. Die harten Reinigungskommandos des alten Weltumseglers wie Peitschenhiebe auf meine unschuldige, rosige  Haut schmatzend. 

Glücklicherweise gelang es mir, meinen Proviant krümel- und kleckerfrei zu genießen, da kam schon der Hafen Sorento's in Sicht. Glücklich landeten wir an und in unserer lieb gewonnenen Pizzeria wo wir seit unserem gestrigen Gelage schon den "Freundes Status" genießen durften. Dies berechtigte uns nun, noch persönlicheren, noch intimeren Gedanken- und Erfahrungs Austausch mit unserem wichtigen Kellner zu teilen. Zu hause? Wo war das noch mal?

Das Angebot war wie gewohnt, umfangreich und wohlschmeckend. Allerdings. In unsere Zelte flüchteten wir heute aber deutlich früher. Denn morgen!

Ja, morgen wollen wir auf die Küstenstrasse! Buona notte!

 

Buon giorno! Die Sonne kitzelt uns bereits um sechs Uhr Morgens aus dem unruhigen Schlummer. Heute wird es Wahrheit. Ab heute gehören wir zum Kreis derer die sich das Naturschauspiel Amalfitana auf die Erzählliste schreiben dürfen. Nach dem Zähne- und Augen Putzen klettern wir voller Vorfreude auf unsere Moped's. Untertourig leise, um keinem Camping Nachbarn auf die Nerven zu gehen, rollen wir raus auf die steile Strasse. Über die SS145 und SS163 geht es nach Positano. Die Orte welche direkt an der Küste liegen heißen Amalfi, Atrani, Maiori, Minori, Vietri sul Mare und Positano. Entlang dem Meer, kann man der SS163 von Amalfi noch bis Salerno folgen. 

 

Die Amalfitana ist etwa vierzig Kilometer lang und stellenweise sehr sehr schmal. Es geht durch unzählige Kurven und dunkle Tunnels. Vor diesen empfiehlt es sich aber, genau hin zu hören!

 

Bussfahrer hupen und fahren dann ganz sicher rein! Wenn du drinnen im Wege stehst ist es nur gut, wenn du starke Nerven hast und dich und dein Moped an einer Stelle zur Felswand kuschelst wo du auch ausreichend Platz findest. Der Busfahrer hat nämlich keine Möglichkeit seine Fahrlinie zu variieren. 

 

Die Fahrer der planmäßigen Linienbusse steigen oft aus und helfen überforderten, Orts unkundigen Kollegen, deren festgefahrene Busse wieder auf Kurs zu bringen. Manchmal müssen sie in den engen Städchen auch minutenlang rangieren und das bedeutet dann auch mal zehn Kilometer Schritttempo. Das gilt auch für enge Kehren und Kurven die teilweise in die Felswand gesprengt wurden. Busse und LKW müssen auf die Strassenmitte ausweichen um sich ihre Seiten und Dächer nicht an den überstehenden schroffen Felsen auf zu reißen. Als die Strasse gebaut wurde, waren die Fahrzeuge eben noch nicht so voluminös wie heute.

 

Das stört die Einheimischen auch nicht sonderlich, denn das ist normal hier. Darum würde ich euch für die feine Motorradtour immer Vor- oder Nachsaison empfehlen. Und immer, früh genug raus aus den Federn. Keinesfalls komm aber zu Ostern, denn da, steht Alles!

Wenn du es auch noch richtig heiß liebst, komm Juli und August. Diese Küste ist Ausnahme Land. Teilweise schaust du hier von deinem Moped über  eine einfache Leitplanke, weit mehr als hundert Meter in die Tiefe. Immer wieder rollst du über Streckenabschnitte welche so weit an die abfallende Steilküste gebaut wurden, dass Menschen mit Höhen Angst dringend abgeraten wird, hier zu fahren. Unbeschreiblich, was du hier entdeckst. Aber unfassbar schön ist diese Strasse.

 

Die warme Luft streichelt dich mild. Limonen Haine senden dir ihren Duft entgegen. Die bunten Orte kleben oft abenteuerlich an den Felswänden. Enge, steile Gassen. Schmale Stiegen führen rauf in ein Wirrwarr an Häusern, Gärten und Terrassen. Positano beispielsweise, konnte man bis 1840, das war vor dem Bau der Amalfitana, nur über schmale Bergpfade oder über das Meer erreichen. Nach kilometerlangem Staunen und Freuen gelüstet uns ein Cafè. 

Beim nächsten Schild "Hotel Restaurant Cafè rollen wir auf den Parkplatz und werden von zwei, Männern in schwarzen Anzügen  begrüßt, die uns freundlich einen Parkplatz zuwiesen. Etwas  eingeschüchtert, erklärten wir, dass wir nur einen Cafè genießen wollen. Die Herren sagten nur: "Ja gerne, kommen sie nur. Hier geht es runter". Der Weg zum, in den Felsen gebauten Hotel war blumengeschmückt und wir stiefelten mit großen Augen eine Etage tiefer, in das riesige, luxuriös eingerichtete Restaurant. An der Südseite strahlte uns schon eine blumengeschmückte Terrasse entgegen die uns einlud, auf ihr Platz zu nehmen.

Wir verteilten unseren Krempel und rieben uns vor Staunen die Augen. 

 

Die Zimmer waren, wie auch das Restaurant, in Etagen in den Felsen getrieben. Bis runter zum Haus eigenen Strand. völlig abgeschirmt vom Rest der Küste.

 

Das ist Luxus pur! Na hoffentlich können wir uns den Kaffee überhaupt leisten? Bald kommt ein elegant gekleideter Ober und interessiert sich für unsere Wünsche. "Ein kleiner Cafè und ein Mineralwasser für jeden von uns, bitte". Gerne bringt er uns das Gewünschte. Die Kaffee`s in kleinen, heißen Keramik Schälchen mit Deckelchen drauf. Wasser, im Eis gefüllten Champus Kübel. Der Preis pro Person, nur vier Euro. 

Dann sitzt du hier und schaust runter auf Amalfi. 

 

Später fährst du durch Schluchten, entlang der Küste, durch winkelige Orte mit kleinem Strand. Vorbei an unzähligen Geschäften, Restaurants, Hotels und Bars. Nur um, Minuten später, auf einer steilen Strasse in die Berge zu verschwinden. Nach zehn Kurven und Kehren blickst du wieder runter auf die Küste und kannst dich kaum satt sehen an diesem Landstrich. Wie in Trance rollen wir dahin und genießen dankbar unser privilegiertes Leben.

Kaum Zeit findend, stehen zu bleiben und in Kontakt zu kommen mit den vielen Menschen, die hier in den Städchen herum spazieren. Die Geschäfte durchsuchen um Liebliches und Nützliches mit nach hause zu bringen. Als schöne Erinnerung an die Zeit, auf diesem besonderen Fleckchen Erde. Ich selbst hab es mir auf Reisen zur Gewohnheit gemacht, Ausschau zu halten nach besonders interessanten T-Shirts der jeweiligen Gegend, die den weitest von zu hause entfernten Punkt einer Tour dokumentiert. 

 

Hier gelang es mir allerdings nicht. Zu kitschig, zu banal schienen mir die angebotenen Motive. Schließlich will ich die Shirts ja auch tragen können.

In Salerno angekommen drehen wir schnell um. Zu groß, zu viele Menschen. Ein kleiner Kaffee genügt uns und schon geht es wieder zurück auf die Küstenstrasse Richtung Sorento. Der Verkehr wird spürbar dichter und wir treiben uns weiter, über diese Abenteuer Strasse. 

 

Der Eindrücke satt, erreichen wir unseren Camping Platz und satteln ab. Im Pool kühlen wir uns wieder auf normale Betriebs Temperatur und genießen die Leichtigkeit des dolce vita. Abends wollen wir dann im Zentrum nach einem feinen Restaurant Ausschau halten. Dieses war schnell gefunden und empfing uns in einem ruhigen, Blumen geschmückten Innenhof. Unter Schatten spendenden Bäumen ließen wir uns zufrieden, von Küche und Keller verwöhnen. 

Morgen wollen wir relaxen. "Dolce fa niente", "Süßes Nichts Tuen" sagt auch der lebenserfahrene Tourer dazu. Schließlich will man sich ja auch mental integrieren. 

 

Der nächste Tag wird am Pool, im Zelt, im Restaurant und an der Waschmaschine genossen. Wäsche trocknen, dauert hier etwa eine Stunde. Welcher Stress! Ach, ich muss mich wieder etwas in den Schatten legen. Auf warmen Terra Cotta. Davor ein kurzer Sprung in den Pool. Ein wenig Lesen. Vorbereiten auf unseren morgigen Ausflug. Ja, er grinst schon wieder rüber, der Vesuv. 

 

Wir wurden uns schnell einig darüber, dass wir morgen nicht mit Schutzausrüstung durch Neapels Innenstadt, auf den Vulkan und durch Pompei wandern wollten. Daher wählten wir das Schiff, welches uns direkt in den historischen Hafen der Stadt bringen sollte. Drüben wollten wir uns mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewegen. Das schien uns schlauer als mit dem Motorrad und warmen Sicherheits Zeugs. Schlauer auch, als mit Motorrad und ohne Sicherheits Zeugs. Wir erinnern uns noch gut an Neapels gefährlichen Verkehr.

Am nächsten Morgen bestiegen wir unser Schiff.  Wir wollen rüber über die Bucht, in den Hafen von Napoli. 

 

 

 

Nicht die typischen Touristen Attraktionen wollten wir sehen, sondern das Alltags Napoli. Wir schlenderten durch Gassen und Strassen. Ließen uns einfach Treiben und es gefiel uns. Nervös  und hektisch liefen Menschen vorbei an Anderen die offensichtlich alle Zeit der Welt für sich in Anspruch nehmen konnten. Geschäfte, Läden, Bars. Alles nicht ganz so bunt, nicht ganz so lockend. Eben nicht ganz so touristisch. Uns gefiel das gut.

Ein Tramezzini, ein Getränk. Bald wollten wir weiter, auf den Vesuv. Ein Taxi Fahrer erklärte uns, dass es günstiger sei, zu Viert, ein Taxi für den Rest des Tages zu nehmen, als die Gebühr für die öffentlichen Verkehrsmittel zu bezahlen. Das wollten wir anhand seines Angebotes überprüfen und tatsächlich, es passte. 

Preislich gleich, allerdings ersparten wir uns Wartezeiten, Geschubse und mühsame Suche nach den benötigten Fahrzeugen. Schnell wurden wir einig und ließen uns bequem auf den Vulkan fahren. Etwa zwei Drittel kannst du mittels Fahrzeug, die letzte Strecke dann zu Fuß, auf den Kegel gelangen. Der Blick auf das neun Kilometer entfernte Neapel ist sehr beeindruckend. 

 

Offiziell leben in Napoli, der Hauptstadt Kampaniens, etwa eine Million Menschen. Die noch häufig verwendete "Neapolitanische Sprache", weicht sehr vom normalen Italienisch ab. So genau weiß aber niemand, wie viele Einwohner diese Stadt tatsächlich beherbergt. Zu groß die Zahl derer, die es offiziell nicht gibt. Die in Firmen arbeiten die niemand kennt. Abertausende Asiaten in der "Made in Italy - Bekleidungsindustrie". In "verlassenen" Hochhäusern. In Kellern. In unzähligen, anonymen Wohnungen. Oder sind es sogar Zigtausende? Wer kann es wissen? Wer will es schon wissen? Im Speckgürtel der Stadt, luxuriöse, durch wehrhafte Strom Zäune verzierte Villen und Anwesen von offensichtlich wohlhabenden Besitzern oft unbekannter Firmengeflechte. 

Auch Regionalpolitiker mit ständigem Personenschutz. Daneben Obstplantagen, Gärtnereien, Käsereien, Ziegen- und Schafzüchter.

Der Fußweg, rauf zum Krater, besteht aus festgetretene Erde. Trocken und heiß ist die Luft und wir kommen ins Schwitzen. 

Die Aussicht allerdings entschädigt bei jedem Schritt und jedem Blick, für die Mühe, die der staubige Weg nach oben macht. 

Am Wegrand, Gräser, Blumen. Bei dieser Trockenheit in ungewöhnlicher Vielfalt. Ja, die fruchtbare Vulkan Erde macht es wohl möglich. Weiter stauben wir, dem höchsten Punkt entgegen. Da oben sieht man schon das dicke Holz Geländer um den Krater! 

 

1281 Meter hoch ist dieser, noch immer aktive Berg nun und ist eigentlich ein Überbleibsel des 79 nach Christus ausgebrochenen, deutlich größeren Vulkans namens Soma, welcher mehrere antike Städte verschüttete. Die uns bekannteste ist wohl Pompeji. Diese Ausgrabungsstätte wollen wir heute noch besuchen.

Seit 1944 ist aber erstmal Ruhe. Der Vulkan macht hin und wieder mit Kilometer hoher Eruptionssäule klar, dass er noch lange nicht in Rente gehen will und in Wahrheit  nur Kraft sammelt, für seine nächste Ohnmachts Demonstration der Menschen, welche ihn unbekümmert wie die Israeliten die Palästinenser Gebiete, immer weiter besiedeln. "Was wird denn schon passieren?" Na ja, warten wir es ab!

Unser Taxi wartet bereits darauf, uns auf zu nehmen und runter zu bringen zur möglichen Antwort. Pompeji! 

Diese, damals etwa siebenhundert Jahre alte Stadt und ihre etwa zehntausend Einwohner, wurden beim Ausbruch des Vesuvs bis in das 18. Jahrhundert konserviert. 

Wie groß Pompeji wirklich war erschloss sich mir damals im Geographie Unterricht nicht. 

 

Was ich aber nach einer etwa einstündigen Autofahrt zu Gesicht bekam, öffnete mir die Augen. Alleine das antike Stadion fasste locker zwanzig tausend Menschen. 

 

Für die damalige Zeit luxuriös ausgestattete Wohnungen und Plätze. Für die Öffentlichkeit zugänglich, Thermen, Spielstätten, Fress- und Lusttempel. Alles gab es hier, was der Mensch sich leisten wollte, wenn er konnte. Ein eigener Stadtteil für tausende verdiente, römische Legions Veteranen samt Familien. 

Öffentliche Plätze und Veranstaltungsorte die mich, wegen ihrer imponierenden Größe und Ausstattung, nur noch überraschten. 

 

 

Doch die Natur zeigte sich wohl nur wenig beeindruckt von Schaffenskraft und Plänen der damaligen Bewohner. Mit einem Schlag wurde 79 nach Christus, Prunk, Intelligenz, Kraft und Schönheit der Edelmenschen, im wahrsten Sinn des Wortes, dem Boden gleich gemacht. 

 

Mit einem Rums!

 

Der Feuerregen und der Vulkanstaub hinterließen Zeugnisse der meist im Schlaf überraschten Menschen. Ausgüsse der gefundenen Hohlräume zeigen, wie die Menschen damals aussahen und in welcher Situation sie konserviert wurden. Hilflos und ohnmächtig der Kraft ausgeliefert, welche Gottes Schöpfung ungebrochen auch heute birgt. 

Nur, der Mensch ist bekanntlich ja bestens geübter Verdrängungs Weltmeister! 

 

Man kann sich ja gar nicht vorstellen welches Entsetzen, welche Panik die Bewohner damals erfassten. Mit welcher Hilflosigkeit sie der Wahrheit ihrer Schwäche gegenüber standen. In ihrem Luxus. In ihrer selbst geschaffenen, beeindruckenden Wohlstands Welt.

 

Nur, so überlieferte uns König Salomon schon in seiner Macht und Weisheit: "Alles habe ich im Übermaß studiert. Vom Reichtum bis zur Weisheit. Völlig ausgereizt das Menschliche im Bezug auf Lüste und auch das Geistliche im Bezug auf Religion und Wissenschaft. Aber satt kam ich zur Kenntnis, dies Alles ist Angesichts Gottes, nur Haschen nach Wind!"

 

Und was ein natürlicher, regionaler "Wind" anrichten kann, erkennt man hier sehr deutlich! Oder in Fukushima, in Tschernobyl ... Welche Katastrophen!

Dabei waren das nur Pannen. Durch menschliches Versagen und Irren eskaliert.

Aber der 2004 erlebte Tsunami im Indischen Ozean der in dreizehn Ländern Asiens und Afrikas mehr als 230.000 Menschenleben auslöschte und drei Millionen Menschen ihr Zuhause nahm.  Der zeigte ansatzweise, welche Macht in der Natur steckt. Eine Welle nur!

 

Ernst und nachdenklich bestiegen wir unser, im Schatten geparktes, Taxi. Nach zwanzig Minuten waren wir wieder in Sorento und entließen ehrenhaft unseren Fahrer. Dieser war mehr als schockiert, über das "lächerliche" Trinkgeld von zehn Euro. In seinen Augen war das von seinem Chef angebotene "Kompletpaket", doch nur als Variable zu interpretieren. Als Idee. Als Laune gar. 

Wären wir seiner persönlichen Vorstellung eines würdigen Trinkgeldes gefolgt, hätten wir für unseren Tagesausflug durchaus auch einen Privat Hubschrauber Einsatz in unserer Planung erwägen können. 

 

Der nächste Tag wird zum Verarbeiten, Relaxen und Vorbereiten auf die Weiterreise reserviert, denn wir wollen weiter runter in den Süden.

Möglich auch, nach Sizilien. Lockere. offene Planung ist nun Programm. Unser Ziel, die Amalfitana, haben wir genossen, jetzt ist alles Weitere nur noch Draufgabe. Am nächsten Tag wird die kühle Morgenluft genutzt um Alles ab zu bauen und professionell zu verzurren. Danach Körperpflege und feines Frühstück auf der Terrasse.

Unsere Mopeds warten schon startbereit davor und bald geht es wieder über die Amalfitana nach Salerno. Dort entscheiden wir uns für die SP 417 nach Santa Cecilia und weiter runter auf der SS18 nach Agropoli, wo wir wieder auf das Meer blicken. Auf der kurvigen SP45 geht es nun in die Berge und die SP 113 bringt uns zum Stausee, Invaso di Piana della Rocca. Wieder zurück auf der SS18 treibt es uns weiter, Richtung Süden.

In Castellammare di Velia verlassen wir die Berge wieder und rollen auf die Küste. Alles sieht hier anders aus. Trockener, sandiger, heißer. 

 

Am späteren Nachmittag treffen wir in Marina di Pisciotta ein. Eine kleine Siedlung am Meer. Der Hafen und Strand des Ortes Pisciotta, welcher etwa vier Kilometer östlich, vom Berg runter grüßt.  Nach drei Kilometern entdecken wir, direkt an der Küste, das Villaggio Touristico Lido Paradiso. 

Niemand hat dort mit uns gerechnet! Die Saison scheint noch in weiter Ferne und darum fanden wir hier Ruhe und sehr viel Platz. 

Tatsächlich waren die wenigen Angestellten der Anlage sehr bemüht, dass noch rasch der Sanitärbereich gereinigt wurde und wir uns wohl fühlen können.

Die Zelte durften wir aufbauen wo es uns gefällt. Das taten wir auch gerne. 

Unsere Wäscheleinen fanden ebenfalls Halt und ausreichend Platz. Das war uns ein Luxus Campingplatz! 

 

Unter einem dichten Netz, welches als Sonnenschutz an dem hohen Stahlgerüst über die Stellplätze gespannt war, stellten wir unsere Behausungen auf.

Direkt am Weg runter zum  Strand. Leicht erhöht auf einer etwa 1,5 Meter hohen Gelände Kante. 

Wenn du dann nachts auf deiner Matratze lagst, fühlte es sich so an, als ob das Meer direkt an dein Zelt brandete. Kühle Meerluft, Schwimmen und relaxen in Sonne und heißem Wind, machten uns hungrig.  

Da das Restaurant unserer Anlage aber noch nicht in Betrieb genommen war, erklärten uns die Mädchen an der Rezeption, wie wir zu gutem Essen kommen könnten. "Einfach den Strand entlang laufen, über die Steine da vorne und dann seid ihr schon in Marina di Pisciotta. Dort, das erste Restaurant". 

"Dort kann man sehr gute, regionale Spezialitäten aus dem Meer essen". Wir bedankten uns und schlenderten, nach dem wir geduscht und raus geputzt waren, los.

 

Über Sand, Stock und Stein, führte der Trampelpfad. Er brachte uns genau vor das "Ristorante Angiolina". Nicht allzu groß aber fein eingerichtet.

Die davor geparkten, repräsentativen Autos ließen erkennen, dass hier der brave Handwerker eher nicht zum Stamm Publikum gezählt wird. Wir sind neugierig! Der Hausherr begrüßt uns freundlich und bittet uns an einen seiner besten Tische. Ein Aperitiv auf Haus? Gerne! Der wurde gemeinsam genossen und wir erzählten ihm wie weit wir weg waren von zu hause und was wir Alles gesehen haben. Und natürlich interessierte es ihn auch, wie wir ihn denn gefunden hätten.

 

Danach brannte er ein Empfehlungs Feuerwerk an frischen, meeresfruchtigen Gaumenfreuden ab, dass wir nur noch schmatzten und gegen das Verhungern kämpfend in unseren Sesseln versanken. Unbeschreiblich, was er uns da Alles versprach. Unbeschreiblich, wie das Alles tatsächlich schmeckte!

Dazu feinste Weine. Noch ein Häppchen davon. Noch ein Mündchen voll von dem Extra, Extra, Extra ... ! 

Wir waren nur noch glücklich. Schwertfisch, Langusten, Muscheln, Calamari, ein Stückchen noch hiervon, ein Gäbelchen noch davon.

Noch ein wenig dolce! Noch ein Cafè. Ein, nein, besser zwei Grappa. Natürlich noch das Geheimdestillat des Hauses. Es wurde spät. Sehr spät! 

Schnell war uns klar, dass wir hier nicht abreisen würden, bevor nicht die ganze Speisekarte durch getestet war. 

 

Wir schliefen bestens und so freuten wir uns schon auf den nächsten Tag. Sonnen, Schwimmen, Lesen, der mitgebrachten Musik lauschen. Ein Eis im Pool. Danach wieder in das, verglichen mit gestern, deutlich wilder brausende Meer. Ausruhen und Kraft sammeln für den Abend bei Angiolina. So verbrachten wir die nächsten drei Tage. Sizilien? Da war doch noch was? 

 

Dazu waren wir hier zu sehr beschäftigt. Gefesselt an einen fernen Platz. Dem Land der Schlaraffen. Noch ein wenig mit den Steinen spielen. Noch ein Stündchen die Sonne auf den Wanst scheinen lassen. 

Zugegeben, es gibt durchaus mühevollere Art, sich die Zeit zu vertreiben. Doch auch darum muss sich jemand kümmern. Wir gaben unser Bestes!

 

Auf milden Wanderungen erkundeten wir die nahe Gegend. Die Säulen einer ehemaligen Bahnlinie verführen den Geist und die Phantasie malt Bilder vergangener Zeiten. 

 

Ein Einsturz? Das Eisen für Kriegs Waffen benötigt? Unrentabel und sinnlos geworden? 

 

 

Wanderwege führen durch Olivenhaine. Rauf in die kleine Stadt. An anderer Stelle wieder runter an das Meer. Angiolinas Phantasie und Gastfreundschaft war, nach Tagen, endlich erschöpft und wir sprachen über die Weiterfahrt. Wir wollen morgen quer über die Halbinsel nach Bari fahren um die Fähre nach Dubrovnik zu entern. Ein brauchbarer Plan! 

 

 

Auf halber Strecke, auf der Ostseite Italiens, erlebst du ein völlig anderes Bild. Die SS95 und SS96 über Potenza besorgen dir die erbarmungslose Natur Sauna. Deutlich heißer war es hier. Andere Farben. Andere Vegetation. Manchmal führte die Strasse über eine Gelände Kante und ich hatte das Gefühl, in einem heißen See zu versinken. Ich spürte sogar, dass ich schwerer Atmen musste. Wäre auch nicht verwundert gewesen, wenn ich Probleme mit dem Kreislauf bekommen hätte. Das war richtig anstrengend für mich. Dabei war ich derjenige unserer Gruppe, der die Hitze liebt und auch gut damit zu Recht kommt. Das hier Erlebte aber, war auch für mich überraschend hart. 

 

Einsame, schmale Strassen. Kleine Siedlungen und Häusergruppen. Meist Landwirtschaft. Dann, nach etwa 260 Tages Kilometern, wird die Strasse immer breiter, immer lauter. Industrie Zonen, Wohngebiete. Geschäfte, Kreuzungen, Stadtverkehr.

 

 

Bari ist erreicht und wir finden nach etwas Suchen den richtigen Hafen. Die Fähre sticht um 23:00 h in See und wir bekommen gute, teure, Innenkabinen. 

Die Motorräder sind flott verladen und verzurrt und bald treffen wir uns frisch geduscht an Deck. Mit einem kühlen Birra in der Hand wollen wir Abschied nehmen von Italien. Wir sind uns einig. Es war richtig schön! Eine wunderbare, unvergessliche Erfahrung. Lange noch standen wir in der kühler werdenden Abend Luft und sinnierten über bisher Erlebtes. Über Orte, Strassen, Menschen. 

 

Langsam wurden wir müde und freuten uns, ohne bisherige Probleme, hier auf dem Schiff zu sein.

Das ist auf einer so langen Reise wirklich nicht selbstverständlich. Wie schnell kann es passieren, dass jemand unkonzentriert ist. Krank wird. Von anderen Verkehrsteilnehmern oder Mitmenschen  geschädigt wird. Immer wieder bin ich ehrlich dankbar, wenn Alles gut geht und wir unbeschadet am nächsten Zwischenziel angelangen. Ich denke an die Begebenheit auf der Einfahrtstrasse hier in Bari. Ich fuhr als Letzter und plötzlich, Vollbremsung! Obwohl wir versetzt fuhren, musste der hinter mir fahrende Lastwagen, so hart bremsen, dass die Bremsscheiben glühten. Schwarzer Rauch dampfte aus seinen Felgen. Schnell, sehr schnell kann so eine Reise ein ungewolltes Ende nehmen!

Der Fahrplan der Fähre versprach Erfreuliches. Morgen um sechs Uhr wollten wir Frühstücken und danach sollte, ohne unvorhergesehene Ereignisse, die Küstenlinie Kroatiens am Horizont auftauchen.

 

 

Um acht Uhr dürften wir im Industrie Hafen von Dubrovnik anlegen. 

Und genau so sah das auch aus! Gestärkt durch guten Schlaf und kräftigen Kaffee, fuhren wir vom Ladedeck. Und wieder spüre ich das gleiche Gefühl!

Egal wo, egal wann ich auf meinen Reisen von einer Fähre rolle, erlebe ich eine besondere Spannung in mir. Die Frage, was werde ich hier alles erleben? Wohin treibt mich meine Neugier und Reiselust? Diese Freiheit, aus dem Bauch des Schiffes zu flüchten um ein neues Stück Land zu erkunden. Jedes Mal auf das Neue. 

 

Und von Dubrovnik hört man, dass es wunderschön sein soll. Schauen wir uns das an!

Runter vom Hafen und ab auf die vorgelagerte Halbinsel. Dort finden wir einen Campingplatz der zwar hart und sonnig ist, uns wegen seiner Lage allerdings gut geeignet erscheint. Stimmt schon, die schwachen Bäumchen sind beinahe nicht in der Lage ihrer Schatten spendenden Aufgabe nach zu kommen. Die Zeltheringe müssen schon aus Stahl sein um sie hier zu verankern. Die Anlage selbst, wirkt aber angenehm. Sauber, Meerzugang, schöner Kiosk. Wir sind zufrieden, hauen uns nach getaner Arbeit aus dem Gwand und ins kühle Wasser.

Bald schon drängt uns die Neugier und der Hunger zum Aufbruch und, für unsere Verhältnisse fein raus geputzt, besteigen wir den Bus Richtung Altstadt.

Wollte diese doch von uns erobert werden. Da wurde einem lebensfrohen Besucher schon was geboten. Touristische Angebote an allen Ecken und Enden.

Willst du fein Schmausen, kühl Trinken oder was auch immer du nötig und angebracht findest. Hier ist es im Übermaß für dich bereitet. Freundlich bitten Mitarbeiter in schattige Restaurants und Gastgärten. Unzählige Geschäfte und Lokale bieten sich dir an.

Natürlich auch Beherbergungs Betriebe jeder Qualität und Preislage. Und Sonne satt! Beeindruckt schlendern wir durch die Strassen, Plätze und Gassen dieses offiziellen UNESCO Welt Kulturerbes. Etwa 42.000 Menschen leben hier und Kroaten bilden zu neunzig Prozent den Großteil der Einwohner. Im Kroatienkrieg wurde die Stadt durch serbisch montenegrinische Streitkräfte belagert und massiv beschossen. Die Schäden sind zum größten Teil bereits wieder beseitigt. Cevapcici Duft betört mich wie eine griechische Sirene und hält mich fest. Das "Nationalgericht" Kroatiens will erlebt werden. 

 

 

Faschiertes Lamm, Rind oder Schwein. Salz, Pfeffer, Bohnenkraut und fein gehackter Knoblauch, das reicht.

In der richtigen Zusammenstellung, eine Delikatesse. Idealer Weise werden dann etwa Finger dicke, bis zehn Zentimeter lange Röllchen geformt und diese über Nacht kühl gelagert, damit die Gewürze gut durch ziehen können. Kartoffeln, Fladenbrot und Aivar als Schmuck. Dazu noch ein kühles Hopfengetränk und es ist eine Lust. Weiter und weiter dringen wir in die Gassen vor. Auf der Suche nach dem Geheimtipp. Nach dem "Einheimischen Lokal". Aber nein, keines zu finden.

 

Überall Touristen und "Wegelagerer" die dir ihre Spezialitäten feil bieten. Ok, dann werden wir ohnehin nichts falsch machen können. Es riecht überall sehr gut und verlockend. Nachdem wir uns für ein Lokal entschieden hatten, konnte das Festmahl beginnen. Ja, der voraus geeilte Ruf wurde bestens erfüllt.

Die Stimmung, die fröhlichen Menschen. Das geschäftige Treiben. Es war unterhaltsam und wir genossen es wirklich. Die meisten Menschen in der Gastro Branche sprachen uns auf deutsch an. Selten einer, der nicht schon in Österreich, Deutschland oder in der Schweiz gearbeitet und gelebt hatte und so, unsere Sprache leidlich beherrschte. Das war natürlich sehr angenehm für uns. Im mediterranen Ausland zu touren und doch deutsch mit den fleißigen und überaus freundlichen Dienstleistern sprechen zu können. 

Ja, das viel uns sofort auf. Die Kroaten waren deutlich dienstbarer und zuvorkommender als ihre italienischen Konkurrenten. Ich spreche jetzt ausschließlich von bekannten, allgemeinen Touristenorten. Nicht von Geheimtipps! Nicht von Familienbetrieben. Ich meine Gaststätten wo sich gleichwertig unterbezahlte Angestellte um deine Wünsche kümmern sollen. In Italien war es uns oft beinahe schon unangenehm, dass man den Herrn Kellner überhaupt mit seinem egoistischen Wunsch nach Aufmerksamkeit zur Last fiel. "Da könnte ja Jeder kommen und sich bedienen lassen wollen!"

Und dann auch noch getrennt bezahlen wollen? Geht`s noch? Da bekommst du eine Gesamtrechnung und kümmerst dich gefälligst selbst darum was, wer zu bezahlen hat. Nach zwei, drei Tagen merkst du dir nicht mehr, wie viel Kleingeld du noch von wem bekommen solltest. Schließlich hat man ja keine Wechselstube dabei. Bald nervt das sehr und du gehst zu "Plan B" über. Alles in einen Topf und durch die mitreisenden Köpfe geteilt. Das funktioniert aber nur bei echten Freunden stress frei, welche nicht dringend wissen wollen, ob sie nun schon mehr bezahlt haben als Andere.

Denn der "Kamerad A", isst jedesmal das teuerste Gericht. Der "Kamerad B", bestellt zielsicher den teuersten Wein. Desert? "Nein danke, ich bin kein Süßer". Bezahlen muss man aber dennoch den gleichen Anteil. Das kann bald zu Spannungen unter der Gruppe führen. Nicht so bei uns! Von TRIUMPH über SUZUKI bis YAMAHA, Genussspechte reinster Natur, die Nichts, aber auch wirklich gar Nichts auslassen. Da kommt kein Neid auf. Nur geteilte Freude und Lebenslust.

 

In Kroatien gibt es dieses Problem auch nicht! Jeder bezahlt was er genossen hat und der Kellner oder die Kellnerin freut sich über Trinkgeld von Jedem. Die sind sich nicht zu faul, für den eigenen Beutel! Oder zu stolz.

Offen, Auskunfts- und Unterhaltungsfreudig kommen sie auf dich zu und schenken dir feine, angenehme Zeit. Schlau und geschäftstüchtig eben! 

 

Super gut, haben die Tschiwaberln geschmeckt und gestärkt machen wir uns auf die Entdeckung der Altstadt. Gilt es doch, sie hoch oben auf ihrer Aussen Mauer, zu umrunden. Auf Stiegen und Wegen, die auf der Wehr Anlage um die ganze Altstadt führen. 

 

 

Und natürlich ist es uns gelungen, depremierende Zeit Zeugnisse menschlicher Weisheit zu entdecken. Einschußlöcher der Belagerer, welche von dem Hang des Dubrovniker Hausberges, Srd", schossen. 

 

Freunde von mir, aus anderen freien, Christichen Gemeinden, fuhren auch während des Jugoslawienkrieges mindestens ein mal pro Monat runter in verschiedene Städte um Hilfsmittel und andere wichtige Dinge zu den Hilfesuchenden, und verängstigten Menschen zu bringen. Das war mitunter sehr gefährlich!

Ein Mal erzählte mir ein Freund nach einem dieser Einsätze, dass sie sich nach dem Verteilen der Hilfsmittel an einem Ort verabredeten der mit einem auffallenden Schild markiert war. Da stand neben anderem, unverständlichem Kauderwelsch, irgendwas wie "Pizza" oder so ähnlich. Das schien ihnen ein Ort der leicht zu merken sei. Später erfuhren sie, dass dieses Schild kein Italienisches Restaurant beschrieb, sondern vor der Gefahr warnt, sich an einem, für feindliche Scharfschützen gut einsichtigen Ort zu befinden. 

 

 

So präsentiert leider auch diese glänzende "Perle der Adria" ihre matten Stellen. Hoffen wir darauf, dass Menschen aus diesen furchtbaren Fehlern lernen.

Hoffen ja, glauben kann ich es allerdings nicht. Es wird Zeit, sich in das Zelt zu verkriechen und den langen Tag zu verarbeiten. Das gemeinsam bezahlte Taxi bringt uns rasch an das Ziel und nach dem Zähneputzen fallen auch schon die Augen zu. 

 

Der nächste Morgen bringt wieder etwas einfallslos, Sonne! Abermals treibt es uns in die Stadt und auch auf das Umland. Der Hausberg, Srd" verspricht ein Museum und tolle Aussicht. Darum wird er zügig, leichten Fußes erklommen. Mittels Seilbahn natürlich! Was denkt ihr denn?

 

Dieser Blick auf die Stadt wird mir immer in Erinnerung bleiben. So schön. So genial angelegt, mit ihrer durchgängigen Stadtmauer. Auch zum offenen Meer hin zeigt sie keine Schwäche. Der kleine Privat Hafen, geschützt dahinter verborgen. Das Gewusel der, wie Ameisen wirkenden Menschen. Da, schau!

Dort haben wir gestern Cevapcici gegessen! Dort das leckere Eis. Da, vor dieser Kirche standen die feierlich gekleideten Gäste um das glückliche Brautpaar drapiert. Lachend, nervös gestikulierend aber größtenteils fröhlich, blickten sie in die Kamera des erkennbar, gereizten Fotografen. Für den, schaute das schon eher nach Überlebenskampf aus. Von hier droben allerdings wirken die Problemchen der Menschen gleich deutlich kleiner und lösbarer.

 

 

Kommt, fahren wir weiter. Trogir ist unser nächstes Ziel. Ein paar Kilometer westlich von Split. Immer auf der Jadranska Magistrala. Der, in den 60er und 70er Jahren erbauten, Kroatischen Küstenstrasse. Offiziellen Angaben vertrauend soll sie 1035 Kilometer lang sein. Sie stellt einen Abschnitt der Euopastrasse 65 dar und führt größtenteils durch Kroatien und Montenegro. Aber auch kleine Abschnitte durch Bosnien - Herzegovina und Serbien kann man auf ihr bereisen. 

Sie gilt etwas unbescheiden, als eine der schönsten Küstenstrassen der Welt. Viel habe ich schon von dieser "Motorrad Traumstrasse" gehört und gelesen. Und wenn ich ehrlich sein soll, das stimmt Alles! Nicht vergleichbar mit der Amalfitana oder der Cote Azur. Ganz anders! Ganz besonders eben. Du musst nicht mit engsten Kurven, Bussen, Fels- und Häuserschluchten ringen. Auch nicht mit der französischen, vierspurigen Rennstrecke welche oft für die 2,5 Tonner Luxusautos immer noch zu schmal scheint. Zumindest für manche Fahrer. 

 

Die Magistrala schmiegt sich an die Küste und schenkt dir Mut und Freude, das Gas auch mal auf zu reißen. Dich von Kurve zu Kurve zu katapultieren lassen von deinem kräftigen Motor. 

 

 

Wenige Kurven sind böse, versteckte Fallen. Aber es gibt sie! Vorsicht ist natürlich geboten, denn große Streckenabschnitte gleichen eher einer Gebirgsstrasse mit Meerblick. Aber eigentlich, erlebst du nur blanke Freude. Staunen, durchaus möglich.

Besonders, wenn der Fahrer des Wohnmobiles  seine Liebe zur Ideallinie entdeckt. Blöd nur, wenn du ihn gerade in diesem Moment überholst. Oder wenn du plötzlich aus dem Flow gerissen, im Rennen mit einem übermotivierten Eingeborenen aufwachst, welcher sich nach wiederholt vergeigter Rennfahrerlizenzprüfung den Frust von der Seele fahren muss. Aber auch, wenn der LKW - Kapitän doch noch vor der nächsten Kurve oder Orts Einfahrt, gegen den Wohnwagen Zug oder den Speditions Konkurrenten gewinnen will. Da rutscht dann schnell mal ein Kollateralschaden in die Statistik. Na ja, bringt auch Spannung ins gesättigte Leben. 

 

Richtig gefährlich ist die Magistrala allerdings im Regen! Salzluft, Staub und Feuchtigkeit bilden einen Grip der an romantische  Schneefahrbahnen erinnert. Oder wenn dich die kalten, trockenen, von den Bergen fallenden Abwinde einfach von der Straße blasen. Ja, das können die locker! Die "Bora" schafft immer wieder mal an die 250 Km/h Böen. 

 

 

Auch der klimatisch bevorzugte Herbst birgt seine Gefahren. Ja, auch bei herrlichem Sonnenschein.! Denn, wie auch bei uns, müssen kroatische Bauern wohl einem ewigen, ungeschriebenen Gesetz folgend, die Fahrbahnen mit verlorenen oder zur Flüssigkeit gepressten Ernte Köstlichkeiten dekorieren.

Das wirkt dann bei Trauben- oder Olivensaft durchaus selektiv! 

 

Nach etwa 250 Kilometern entdecken wir Trogir und den schon bekannten Campingplatz unserer Freunde. Sie waren schon vor Jahren hier und wollten uns diese Gegend unbedingt zeigen. Danke!

Platz im Überfluss. Ruhe und ein Kilometer langer Strand. Top saubere Sanitäranlagen. Ausreichender Kiosk. Etwas nördlich, ausserhalb von Trogir.

Wenn du willst, kannst du in etwa vierzig Minuten rüber wandern. Quer durch eine Marina und durch Ferienhäuser Siedlungen. 

Mehr Spaß machte es aber, vom dem Wassertaxi rüber geschippert zu werden. Du stehst einfach bei einem der Stege am Strand und wartest. Nach spätestens zwanzig Minuten tuckert dann meist irgendein Zwanzig Personen Kutter heran und nimmt dich für zwei Euro mit nach Trogir. Direkt an den Hafen in der Historischen Altstadt, welche ebenfalls zum UNESCO Welt Kulturerbe zählt. 

 

Diese Stadt ist wahrlich reizvoll! Etwa fünfundzwanzig Kilometer westlich von Split, reicht die Geschichte dieser ehemals griechischen Stadt, auf dreihundert Jahre vor Christus zurück. Die aktuellste Volkszählung ergab etwa dreizehntausend Einwohner. Der historische Ortskern liegt auf einer Insel und diese ist durch Steinbrücken mit dem Festland verbunden. Auch hier wird Gastfreundschaft groß geschrieben. Feinste Meeresfrüchte. Guter Fisch. Schmackhafte Weine. Freundliche, unterhaltsame Menschen ohne Berührungsängste. In der Gastronomie wurde gut verständliches Deutsch oder Englisch gesprochen. A

m Markt und in den vielen Geschäften und Boutiquen ebenfalls. 

 

 

Eine Masse an Studenten stürmen zur Saison die begehrten Arbeitsplätze im und um den Tourismus. Aber auch viele junge Menschen die in der Wintersaison in anderen deutschsprachigen Ländern Erfahrungen mit uns sammeln. Raus aus dem Zelt, ab zum Strandtaxi!

 

Eintauchen in die duftende, wabernde Stadt mit ihren tausend Verlockungen. Gefühlt jedes dritte Haus beherbergt ein Restaurant. Zum Teil verwinkelt und verwirrend. Suchst du die Toilette durchwanderst du schon mal zwei Häuser bis du das Ziel erreichst. Kommst irgendwo, in einer unbekannten Gasse, wieder raus und musst dich erst orientieren. 

 

 

Schließlich wartet ja ein leckerer Fisch auf dich. Heute vor Sonnenaufgang gefangen. Ein exzellentes Gläschen Wein dazu.  

Menschen treiben an dir vorbei und spenden Gedanken. Tatsächlich kann ich stundenlang, regungslos im Schatten sitzen und Menschen beobachten.

Wie sie sich verhalten. Wie sie mit Einander um gehen. Was sie antreibt. Familien die laut und bestimmt ihren Platz behaupten, sichern sich die guten Tische. Freuen sich auf ein großes, gemeinsames Essen. Pärchen verdrücken sich verschwiegen auf die im Schatten versteckten, ruhigeren Plätze und vergessen schnell die Welt um sich herum. Pensionisten mit großen Zeitungen in der Hand wären gerne wieder jünger um "Denen" zu zeigen wie man Alles richtig macht. 

 

Und dann Andere, die einfach nur dahin treiben. Von Geschäft zu Geschäft.  Ach, ich muss mich auf mein Essen konzentrieren! Dieser Gracin Babic ist bekanntlich der beste Wein Kroatiens. Unser altgedienter Spezialkellner "trank ihn damals schon mit dem freundlichen Herrn Tito". Natürlich waren sie Freunde! 

 

 

Er empfahl mir die edle spezial, Wein Boutique einer vertrauten, sehr guten Freundin. Dort kann ich den selben Wein, günstigst ...

"Mit herzlichem Gruß", bezahlte ich der lieben Freundin für die exakt gleiche Flasche Wein, fünfzehn Prozent mehr als bei ihm im Restaurant.

Das erkannten wir natürlich erst später im Zelt, als wir die Rechnung studierten. "Herzlichen Gruß noch!"

 

Das sind doch lustige Erinnerungen. Für die nächsten Tage suchten wir uns andere Spezial Angebote. Und Restaurants. Und derer gibt es mehr als genug, in Trogir. Wir entwarfen den Plan der nächsten drei Tage. Zwei mal Schwimmen, Sonnenbaden und Relaxen. Ein Mal, Ausflug zu den atemraubenden Wasserfällen von Krka. Abends, Essen in Trogir. Jeder darf abwechselnd, das Restaurant wählen. Guter Plan! Wir genießen die Zeit und lassen uns durch den schönen Ort locken. 

 

 

Auf der Seite zum Festland, der täglich geöffnete Markt mit frischesten Produkten aus Küchen, Gärten, Feldern und Kellern des Umlandes. Bei dieser Pracht sind wir dann gerne neidisch. 

 

Nach einem Tag Sonne, Meer und Seele baumeln, freuten wir uns schon auf den Ausflug zu den berühmten Wasserfällen von Krka. Schon vor zwei Tagen ließen wir uns beim Reiseanbieter in Trogir registrieren und daher wussten wir auch, wo wir den Bus zu erwarten hatten, der uns heute durch die Lande tragen wollte.  Pünktlich erschien er und wir nahmen auf den bequemen Stühlen Platz. Flott ging die Fahrt raus aus der Stadt und rauf in luftigere Höhen. 

 

Durch Obst- und Weingärten. Durch Felder und vorbei an kleinen Siedlungen. Immer wieder konnte man sich über schöne Ausblicke auf die Küste und die unzähligen, vorgelagerten Inseln freuen. 

Trocken, sonnenverwöhnt und steinig ist hier die Erde. Beste Bedingungen für den Gracin Babic. Den kroatischen Gegenkönig des Brunello. Ich kenne da eine sehr gute Weinhändlerin in Trogir. Herzliche Grüße von mir! 

 

Unser studentischer Fremdenführer sprach leidlich deutsch und war über die Maßen begeistert. Von Kroatien, vom kroatischen Meer, von der kroatischen Sonne, vom kroatischen Essen und überhaupt Allem was man nur irgend wie mit Kroatien in Verbindung bringen konnte. Auch von der kroatischen Politik.

Geduldig lauschten wir seinen Ausführungen und wunderten uns, warum dann so viele Kroaten ihr Land verlassen. Na ja, man kann nicht Alles verstehen.

 

Jedenfalls sahen wir auf unserer Reise nach Krka nur die schönsten und saubersten Plätzchen die das Küsten- und Hinterland so zu bestaunen bot. Und ja, das war schon sehenswert. Kirchen, Parks, Häfen, Promenaden, Bars, Souvenir Geschäfte. Vieles galt es zu bewundern und zu besuchen. Dabei wollten wir ja nur zu den imposanten Wasserfällen. Die, laut unserem Guide, so enorm imposant seien, dass wir wohl mittels gezieltem Vorprogramm, erst mental darauf vorbereitet werden mussten. Nicht, dass wir dann dermaßen beeindruckt von der übernatürlichen Gewalt an Schönheit und Imposant`s so überwältigt sind, dass unsere schwachen Touristen Naturen lediglich mit serienweisen Ohnmachten und psychischen Zusammenbrüchen darauf zu antworten, im Stande seien. 

 

Endlich waren wir am großen Parkplatz an gekommen und durften vorsichtig und unsicher, das gelobte Land betreten auf dessen Imposant's wir nun - so hofften wir ernsthaft - auch gut vorbereitet sein sollten. Unser Guide war bereit, uns mit zu nehmen auf die Reise durch diese, für kroatische Verhältnisse, besondere Gegend. Auf Holz Stegen wandert man durch Wäldchen und vorbei an kleinen Teichen. Das Klima ist angenehm und die Atmosphäre ruhig und schön. Definitiv! Aber Imposant?

 

 

 

Ja klar, für Menschen die in trockenen Gebieten leben, durchaus. Auch gab es ein Heimatmuseum zu bestaunen welches Zeugnis gab über handwerkliches und kreatives Geschick der hier lebenden, früheren Generationen. Ja, sie wussten gut um zu gehen mit den Vorteilen der Wasserkraft. Unser Führer löste beinahe Begeisterungsstürme in uns aus und konnte sich wohl gar nicht vorstellen, dass auch anderswo Menschen Vergleichbares schafften. 

 

Es kam wie erwartet, zum emotionellen Eklat! 

 

Als er mich, angesichts der imposanten Eindrücke die da auf mich, verständlicher Weise irritiertes Menschlein, ein stürmten fragte, wie beeindruckt ich doch sein musste? Antwortete ich ihm in meiner bekannt zurückhaltenden Art: "Weißt du, ich lebe an und in den Österreichischen Alpen. So etwas wie hier, sehe ich bei mir, hinter dem Haus". Dieses Gespräch schien unserer Beziehung völlig ungeahnte Weiten zu öffnen.

"So, ihr könnt die nächsten zwei Stunden bis zur Abfahrt, selbstständig gestalten. Wir sehen uns dann beim Bus wieder"! Sagte er und verschwand durch das imposante Dickicht. Hilflos und verlassen entschieden wir uns zur Abkühlung im Teich und zur Labung des Körpers an diversen Grills und den, in Kroatien allgegenwärtigen, Palatschinken Öfen. Gut und fein war das.

Gesättigt freuten wir uns auf die baldige Abfahrt und das Meer vor unserem Zelt. Danach, Taxi Boot nach Trogir und feiner Abend in gewohnter Weise. Morgen wollen wir wieder einen Relax Tag einschieben um Übermorgen weiter zu ziehen. Richtung Heimat. 

 

 

Die Morgensonne an der kroatischen Küste beeindruckt mich immer wieder aufs neue. In diesem besonderen Licht scheint die Landschaft am Meer so unnatürlich. Fast ausserirdisch. Ja, die Morgenstunden mit ihrer kühlen, feuchten Luft zum Reisen zu nutzen, das macht mehr als Sinn, das macht erlebte Freude. Denn heiß und trocken wird es ja ohne Bestellung. 

 

 

Nur ein wenig abtriften von den touristisch dekorierten und aufbereiteten Orten und du siehst, wie es dem größten Teil Kroatiens wirklich geht.

Nur ein paar Kilometer von der Küste entfernt, Land einwärts. Hier sieht es teilweise aus, als ob der entsetzliche Krieg erst vorige Woche beendet wurde. Und was für ein Krieg! Siebzig Jahre nach dem 2. Weltkrieg gingen Nachbarn die seit Generationen in Dorfgemeinschaften neben einander lebten, wie entmenschlichte Furien auf sich los. Unfassbar, wozu der Mensch fähig ist!

Unbegreiflich wie bald man sich über das Gewissen hinweg setzt und sich genau so verhält wie die Menschen, über die man im Geschichtsunterricht nur angewidert den Kopf schüttelte. Meine christlichen Freunde schilderten mir ein Erlebnis im Rahmen ihres Hilfs - Einsatzes in Split. Eine junge, tote Frau lag auf dem Gehsteig. Sie war entblößt. Ihr Bauch war auf geschnitten und ein etwa fünf Monate alter Embryo lag, noch an der Nabelschnur hängend, tot vor seiner Mutter auf der Strasse. Daneben, ein Schild.

Darauf stand: "So geht es den feindlichen Huren". An Stelle des Wortes "feindlichen", stand die Bezeichnung ihrer Religions Zugehörigkeit. Das Wort tauschte ich hier im Bericht aus, um keine Stimmungsmache zu beflügeln. Dieser und viele andere Gedanken und Geschichten beschäftigten mich, als wir hier fuhren. Bald schon, zog es mich wieder an die Küste zurück. 

 

 

Was mich an der Kroatischen Küste immer wieder freut ist, dass du jederzeit in das Meer springen kannst. Du fährst die Küstenstrasse entlang und denkst dir, eine Pause täte gut. Etwas ab kühlen, ein kleines Essen. Dann zielst du einfach bei der nächsten Abfahrt an das Wasser.

Immer findest du ein kleines oder größeres Dorf wo du einfach am Hafen oder an der Strasse einen geeigneten Platz findest um direkt neben deinem Moped in das Wasser zu steigen. Einen Steinwurf entfernt, ein Geschäft, ein Restaurant, ein Caffee mit schattigem Gastgarten. Versuch das mal an der oberen Hälfte Italiens. Die Strände sind beinahe nicht erreichbar. Sie gehören zu Hotels, zu Privatgeländen oder zu offiziellen Bädern in denen du Eintritt bezahlen musst. 

 

Dabei regelt das Italienische Gesetz die Strandbenützung klar. Ein Italienischer Freund erklärte mir mal, dass das Meer, innerhalb eines Streifens von sechs Metern zum Wasserrand, für jeden Menschen, kostenlos zugängig sein muss. Nur, dort hin zu gelangen, das ist oft die Kunst! 

 

 

Ganz anders in Kroatien. Da fährst du einfach runter und springst ins kühle, Kristall klare Wasser.

Wenn du erst die steinigen Wege und Strände gemeistert hast. Denn dafür brauchst du ausreichend Gewöhnung oder Gummi Badeschlappen.

Als ungeübter Stein Strand Touri, machst du dich hier schnell zum belächelten Affen. Selten in meinem Leben machte ich so eine peinliche Figur als mit meinen sensiblen, verweichlichten Füßlein, auf den spitzen Steinen. 

Erholt ziehen wir uns an und stärken uns noch mit feinem Essen aus der regionalen Küche. Auf die Motorräder, wir wollen noch ein gutes Stück fahren.

Heute wollen wir ein letztes mal an der Küste Zelten. Über Sibenik, Starigrad und Senj folgen wir der E65, bis wir nach etwa dreihundertfünfzig Kilometern, am Tagesziel, von unseren Moped's steigen. Wir sind noch etwas südlich von Rijeka, fündig geworden. Ein kleiner privat geführter Camping Platz.

Ein Familienbetrieb, wie sich bald herausstellen sollte. Abgegrenzte, mit weichem Sand bereitete Etagen Plätze für Zelte. Gut ausgestattete, gepflegte Sanitäranlage. Alles was du brauchst. Und dazu, freundliche Menschen die sich mit persönlichem Anliegen um deine Wünsche kümmern. Dir sogar helfen, Wünsche zu entwickeln.

Was möchtet ihr denn heute Abend Essen? Wir haben noch genügend Zeit, alles nach eurem Geschmack vor zu bereiten. Sagt nur! Wir baten um eine Haus typische Empfehlung. Der Chef, welcher gleichzeitig auch Fischer- Keller- und Küchenmeister war, schwärmte uns vor. "Ein frischer Salat mit Tomaten und anderem knackigem Aufputz, Meeresfrüchte und Gräten freier Petersfisch zur Vorspeise, ein pikantes Gulasch als Haupt- und Eispalatschinken mit frischen Früchten, als Nachspeise. Klingt das gut? Oh ja. 

 

Beruhigt und mit großer Vorfreude schlendern wir an den kleinen Privat Strand auf dem auch das unauffällige Restaurant zu entdecken war. Einfach, unspektakulär, überschaubar. 

 

 

Die emotionelle Nähe und die gefühlt, ehrlich gemeinte Freundlichkeit der Betreiber Familie, machten es beinahe schon zu einem  intimen Versteck. Distanziert vom üblichen Tourismus Gefühl. 

 

Wir wollen uns noch bis zur Dämmerung im Wasser und in der Sonne verwöhnen, um dann, in einem Finale Furioso, diese gemeinsame Tour zu Beenden. Morgen werden wir uns hier Trennen.

 Jedes Team will dann selbstständig Richtung Heim Adresse fahren. 

 

Wir genießen den milden Tages Ausklang und freuen uns schon hungrig, auf das angekündigte würdige, Abschieds Essen. 

 

 So sah das dann aus! Du sitzt schmatzend vor Wonne, am reich gedeckten Tisch mit gekonnt zubereiteten Leckereien und schaust auf die untergehende Sonne. Zwei Meter vor deinen Füßen, das ruhige Meer. Besser kann man so eine Reise nicht beenden. Wir waren satt und zufrieden. 

 

 

Der Tag der Heimreise war angebrochen! 

 

Wieder wurde Alles sicher auf die TDM gepackt und die Freunde zum Abschied in die Arme genommen. Sie wollen Richtung Maribor, wir Richtung Ljubljana und weiter nach Treffen am Ossiacher See. Dort möchten wir bei Friedl und seiner Garage, beim Kuchler Wirt, übernachten. 

  

Quer durch das Slowenische Hinterland fahren wir auf schmalen, kurvigen Strassen, Richtung Österreich. Hügeliges Land mit lockeren Wäldchen und weiten Feldern. An Bächen entlang. Immer weiter, Richtung Treffen. Kaum zehn Kilometer nach der Österreichischen Staatsgrenze begrüßten uns die Alpen mit Donner, Blitz und dunklen Gewitterwolken. Egal, bald landen wir ja sicher in Friedls und Ginas Armen.

Das ist ein besonders auf die Bedürfnisse von Motorradfahrern ausgerichtetes "Motorradler-Hotel". Geräumige Zimmer, große Terrasse, heimelige Stube.

Moped Wasch Platz, Werkzeug und das große Netzwerk des erfahrenen Chef's, falls du technische Hilfe brauchst.

 

Rollst du in die gläserne Garage, findest du dich in einer umfangreichen Motorrad Ausstellung wieder. In der Saison, stehen hier die Motorräder in Zweier Reihe, dicht gedrängt. Von England über Niederlande. Natürlich von Deutschland bis Italien. Alle Kennzeichen sind hier vertreten.

 

Friedl kennt natürlich jeden Meter in seiner bergigen, kurvigen Umgebung und guidet wöchentlich seine Gäste durch das Revier. 

Nockalm, Groß Glockner, Italienische-, Slowenische Alpen. Alles vor der Haustüre. Freundlicher, heller Frühstücks Raum, freundliches Chef Ehepaar.

 

Friedl kocht dann auch gerne das feine Abend Essen seiner Gäste. Hier waren wir schon einige Male zu Gast und freuten uns sehr darauf, heute wieder auf den Hof zu fahren. Ein 300g Bikersteak mit Kartoffelspalten und ausreichend Bier. So sieht die Vision in meinem Kopf aus, als ich auf meine voll gepackte 900er steige. 

 

"So, es wird Zeit". Gestärkt durch ein feines und reichhaltiges Frühstück fuhren wir am nächsten Tag weiter. 

Nach abschließender Regenfahrt über die Tauern und den Pass Thurn, bremsen wir am Abend, müde und hungrig vor der heimischen Garage. Wir sind zufrieden und wohlbehalten zu hause an gekommen. Dankbar und froh, dass wir unbeschadet diese großartige Reise erleben durften.

Garagenbier? Na klar!

Es waren über dreitausend, abwechslungsreiche und spannende Kilometer.

Verzeihung!

Natürlich ist den Fotografen unter euch aufgefallen, dass ich auf Grund eines frühen Kameraproblems, alle Aufnahmen dieser Tour, mit dem Handy machen musste. Vergebt mir bitte!