Nein, unser Urlaubsvehikel Fluch hat uns nicht wieder ereilt und ich war auch nicht schuld.

 

Sizilien kehren wir nun emotionell den Rücken und schiffen ein, auf dem offiziellen Postboot von Milazzo auf die Liparischen Inseln. Dabei beschränken wir uns auf Vulcano, Lipari und Stromboli. 

Diese vulkanischen Inseln liegen 30 bis 80 Km nördlich von Sizilien und gehören zum UNESCO Welt Kulturerbe. Die größte davon ist Lipari mit 37,5 km2. Der einzige, ständig aktive Vulkan befindet sich auf- und heißt Stromboli. Dieser wurde auch durch mehrere Filme bekannt die dort gedreht wurden. 

 

Die Überfahrt nach Vulcano war schön und windig. Darum opferte ich auch gleich mein wunderschönes Kapperl dem Meeresgott. Erinnert ihr euch an die lustige Geschichte meines Kapperlkaufes auf Sardinien? Exakt das selbe Modell bot mir hier im Hafen von Milazzo ein einheimischer Händler zum Kauf. Klar wollte ich es als Resaervekapperl mit nach hause bringen. Diesmal in erdigem Braun. Viel Spaß damit Nepti, alte Stinkflosse!

Nach etwa 2,5 Stunden waren wir vor der Insel und hielten nur kurz. Bald ging es weiter nach Lipari. 

Auf Lipari entstiegen wir dem Boot um uns ein wenig die Füße zu vertreten und die schöne Insel zu beschnuppern.

Wunderbar duftete es hier nach Blumen und gar bunt war das kleine, gepflegte Städchen. Immer wieder zieht der Stromboli deinen Blick in seinen Bann. 

 

Emsig und hurtig wallten die fleißigen Arbeiter von Terrasse zu Bar und wieder zurück. Nur so erklärte sich uns der Umstand, dass man massenhaft unbenutzte Arbeitsgeräte rumstehen sah. Und was für welche?!

Jetzt spielten wir unsere volle Reiseerfahrung aus.

 

Kennt ihr das, wenn Alle hysterisch von Bord der Schiffe, Busse oder Fähren stürmen um schnellstmöglich am nächstgelegensten Restauranttisch Platz zu nehmen?

Wie Lemminge einem unwiederstehlichen Drang folgend. Zum Grauen, welches Tourismusstandard bedeutet. Schnellküche, Schnellqualität, Schnellbezahlung, Schnellabmarsch!

 

Noch Niemand ist nachweislich dabei verhungert oder verdurstet, der sich einfach noch ein wenig umgesehen hat. Ein paar Minuten goustiert und verglichen hat. 

 

Es gibt sie überall, diese guten Restaurantes welche sich ein wenig abheben von der Masse. Das muss nicht automatisch gleich Luxus bedeuten. Aber meist bedeutet es Qualität, Individualität und persönliche Note. So auch hier!

Wir gingen weg vom Trubel. Ein paar Minuten nur die Strasse hoch. Durch das schmale Gässchen rauf, 100 Höhenmeter nur. 

 

Das Lokal wartete direkt auf uns! Der Chef persönlich bat uns Platz zu nehmen auf seiner leeren Terasse. Schattig und mit dem Original Stromboli als Dekoration. 

Er empfahl uns seine Hausspezialitäten welche wir noch, mit seiner Hilfe, individuell auf unseren gerade aktuellen Gusto anpassten. Was soll ich euch sagen?

 

Ein Gaumenfest! Vor unseren Augen zubereitet und köstlich! Ohne Hektik und Touristenlärm. 

Danach unterhielten wir uns noch gerne mit ihm am Tisch und er lud uns auf seinen selbstgemachten Limoncello ein. Das war Italien wie ich es liebe!

Noch ein Cafè und fröhlich schlurften wir, vorbei an geschmückten Häusern, an gepflegten Gärten, runter an den Hafen. Bald schon kommt das nächste Schiff Richtung Stromboli. 

12,6 Quadratkilometer groß ist die Vulkaninsel. Ein einziger, riesiger, steiler Kegel, welcher etwa 950 Meter in die Höhe ragt. Dabei "steht" er 2000 Meter tiefer auf dem Meeresboden. So tief ist das dunkelblaue Wasser des Thyrenischen Meeres hier. Wie nass dieses Meer an dieser Stelle ist, demonstriert unser äusserst humorvoller Kapitän, welcher sein großes Postschiff zuerst in eine große Schleife führte welche eine hohe Welle in das malerische Meer zauberte. Diese kreuzte er dann mit uns Touris am Bug des Kahns. 

Plötzlich sah ich nur noch eine "Wasserwand" auf uns zu rasen und Augenblicke später waren Alle nass. Richtig nass. Ausser er selbst und seine Crew. Die bogen sich vor Lachen.

Ich war froh über meine spritzwasserfeste Canon Systemkamera. Gehörte ohnehin mal gewaschen!  

Schau dir diese Motive an!

Bunte Boote auf schwarzem Strand. Das lässt dich nicht los. 

Aber immer präsent, der Stromboli. Immer präsent auch die Frage: "Wird er spucken"? 

 

Ganz Stromboli scheint sich auf einen Biaggio Werbefilm vorzubereiten. Nur Ape und Vespa fahren hier rum. 

Wird er oder wird er nicht? 

Alle warten gespannt an Deck. Der Kapitän sagte uns, dass er nur noch 10 Minuten Zeit hat um seinen Fahrplan einzuhalten. Als die Hände und Kameras schwerer wurden und der Motor lauter, plötzlich, spuckter er! 

Gerade noch rechtzeitig drückte ich auf den Auslöser meiner G3X und konnte es fotografieren. Freut mich! 

War zwar nur ein Rülpser, aber immerhin! 

Am nächsten Morgen wählten wir die Fähre Messina - San Giovanni. 

Gerade rechtzeitig, denn für die nächsten 2 Tage wurde rauheres Wetter prophezeit. Wir wollten so schnell als möglich wieder zu unserer Freundin Maike fahren und dort, den für morgen versprochenen Regen abwarten. 

Schnell waren wir auf der Fähre und nach kurzer Überfahrt rollten wir von der Rampe. 

Das italienische Festland hatte uns wieder. Flott auf die Autobahn, wir wollen nicht noch die letzte Stunde nass werden! Als wir nach flotter Fahrt vor "unsere" Garage rollten, waren wir glücklich und trocken. 

Ist immer so ein Thema. Wie oft schon bin ich tagelang durch den Regen gefahren. Oft bewusst als Abwechslung. Auch zum Training bei Regen, 6°C und Nebel über Timmelsjoch, Umbrailpass und Stilfserjoch gefahren. 

Macht ja normalerweise nichts. Aber, wenn ich trocken bin und weiß, dass ich noch eine Stunde zu Fahren habe, dann bekomm ich es meist eilig. Nur nicht nass werden! Warum? Keine Ahnung. 

Trocken kamen wir an und das blieben wir auch. Als wir uns in der Garage umzogen, fingen die ersten Tropfen an, vom Himmel zu fallen. Maike holte uns mit dem Auto und dann setzte ein Sturm ein der sich gewaschen hatte. Mit Hagel und Allem was dazu gehört. Wir selbst aber, sitzen fein beim Abendessen und freuen uns. Diese Wäsche tut der Kalabrischen Küste wirklich gut. Möchte sie sich uns doch strahlend und herausgeputzt präsentieren. Morgen wollen wir nach Tropea. 

 Wie in jeder Stadt, gibt es auch hier A- und B-Promis. 

Das Leben hier? Italienisch! 

Relaxt, freundlich, etwas umsatzorientierter als auf Sizilien, so hatten wir den Eindruck. Aber immer noch schön und angenehm. 

 

Ein feines, zweites Frühstück. Ein kleines Tellerchen mit regionalen Kostproben. "Auf Haus natürlich". 

Bunte Läden und Boutiquen welche deine Widerstandskraft trainierten. 

Die berühmte rote Zwiebel aus Tropea welche jeden Koch nur noch mit der Zunge schnalzen lässt. 

Mediterrane Kräuter und allerlei feine Sachen, wanderten in Eva's Tasche. "Das Auto steht ja in der schattigen Garage in San Costatino". Nur Essen dürfen wir hier nichts! Wir wissen natürlich um die Kochkunst Maike's und, dass dort im küstennahen Hinterland schon der Kamin glüht. Andrerseits müssen wir noch nach Pizzo und dort werden wir nicht widerstehen können. Im Geburtsort des Tartuffo Calabro. 

Tartuffo Calabro.

 

Schmatz, Schlürf, ...

Ich kann euch sagen: "Nichts was mir jemals als Tartuffo Calabro verkauft wurde, ist vergleichbar mit dem Original".

 

Das Geburtshaus der weltberühmten Schleckerei. 

Der Rest, Pizzo Touristico. 

Vielleicht tun wir dem Ort Unrecht, vielleicht hatten wir zu wenig Zeit. Schön ist er ja, aber übersichtlich und eher nervig. Jeder Verkäufer erklärte seine Ware als unverzichtbar. Das originalere Original als ...

Die berühmte Grotte am Nordrand, direkt an der Küste, war vor lauter Bussen nicht zu sehen. Wir hatten genug und wollten lieber noch ein wenig mit den Mopeds durch das Hinterland rumpeln. Das machte dann auch Spaß!

Nur ein Wenig abseits der touristischen Hotspot's erkennt man schnell, dass das Geld knapp ist. 

Oder in die falschen Kanäle ...

San Costatino Calabro: Einer der typischen Orte der Gegend. Manche Häuser verfallen. Manche warten auf die Zeit der Rückkehr seiner Eigentümer welche sie dann in der Pension, wieder mit Leben erfüllen möchten. 

Schmale Gassen, kleine Läden. Interessierte Nachbarn welche schon sehen wollen wer da bei Maike wohnt. 

Oft aber täuscht der erste Eindruck! 

Wenn du selbst neugierig durch die Fensterspalte blickst, siehst du schöne, geschmackvolle Räume und Zimmer. "Aussen" ist ihnen oft nicht so wichtig.

 

Noch was ist den Menschen wichtig hier. Die Kirchen! Die müssen pico bello sein! Da darf nicht gespart werden! 

Egal ob arm oder reich. Da zeigt sich der spendable, wahre Sünder. 

Die "Gigante" stelzen durch den Ort und kündigen lautstark ein kommendes Fest an. 

Noch ein schneller Besuch in der Garage und dann gibt es Mangiare vom Feinsten. Ist es doch unser Abschiedsessen. 

Alles ist verstaut und verzurrt und wartet nur noch auf die Abfahrt. Morgen, nach dem Frühstück. Die Nacht wird lange und Vieles gibt es zu Besprechen. Zu Reflektieren. 

Danke Maike, für deine Fürsorge und Gastfreundschaft. 

 

Ab auf die Autobahn und Richtung Heimat, mit Zwischenstopp in Bolsena. 

Bolsena ist schön und reizvoll wie so viele historische Städte in Italien. 

Der Ortskern mit Dom und Museum ist erhöht an der Festung angelegt. Gutes regionales Essen aus See, Wald, Weide und Stall. 

Touristen wie Einwohner genießen das angenehme Klima an diesem riesigen See, mitten in Italien. Dieser bildete sich in einer gewaltigen, eingestürzten Magmakammer. 

 

Ein schöner, angenehmer Ort zum Entspannen und für uns ideal, die 1500 km nach hause, zu teilen. 

Wir genießen den Abend sehr.

Am nächsten Morgen lenke ich das Gespann und meine Aufmerksamkeit auf die nahe Autobahn und beide erreichen am späten Nachmittag wohlbehalten das Ziel. Unser Heim im Tiroler Unterland.

 

Es war eine wirklich abwechslungsreiche und besonders schöne Tour über Sizilien und selbst die An- und Abreise war mit unserem braven TOYOTA bequem in 4 Tagen  zu schaffen. Stress- und Problemlos. 

 

Ich hoffe, dass ich euch ein paar interessante Momente schaffen konnte mit meiner Erzählung und, ein wenig Reiselust in diese wunderbaren Orte in Süditalien. 

 

Salve, Mario