Route des grandes Alpes, Cote Azur, Cinque Terre

 

Für diese Tour warteten Eva und ich schon mit großer Vorfreude, bis es endlich Juni wurde.

Wir wollten auf keinen Fall riskieren, die schönsten Passstrassen der Französischen Alpen im Schnee zu bewundern. Besonders die höchste asphaltierte Pass Strasse Europas war unser erklärtes Ziel. Der Col de la Bonette mit seinen 2860 Höhenmetern. Zumindest wenn man den Chime de la Bonette noch rauf kraxelt.

 

Es kann in dieser Gegend tatsächlich ganz schnell passieren, dass man morgens aus dem Fenster des Hotelzimmers blinzelt und sich plötzlich beim Wintersport wieder findet. Auf intensive Planung wollte ich dieses Mal verzichten und einfach drauf los fahren. Einzig, das Hotel am Start in die Route des Grandes Alpes buchte ich über ein bekanntes Portal. Bis Thonon les Bains waren es etwa 600 Kilometer Anreise Weg. 

 

Wir wählten die Autobahn quer durch die Schweiz. Liechtenstein, Zürich, Bern, Montreux. 

 

Das bedeutete, rechtzeitig die Autobahnvignette für die Schweiz besorgen. Die holte ich ganz unproblematisch beim ÖAMTC, dem Österreichischen Automobil und Motorrad Club. 

 

 

Wir fuhren die geplante Route. Es lief sehr gut, bis wir kurz vor Bern ein gewaltiges Gewitter sahen. Bald war klar, dass wir da durch müssen.

Meine sehr zuverlässige Wetter.online App bot nur sehr wenig Interpretationsspielraum. Auch eine weiträumige Umfahrung wollten wir nicht in Kauf nehmen. Kein Problem für uns regenerprobten Alpenbewohner!

Wir machten in geeignetem Abstand zu den Regentropfen eine Pause, Naschten eine Kleinigkeit und adjustierten uns wasserdicht. Füße brav auf den Rasten lassen und durch. So eine Gewitter Durchquerung ist doch immer sehr unterhaltsam. Windböen, starker Regen garniert mit lustigen Blitzen.

Dabei heißt es, nur nicht die Nerven verlieren. Einfach konzentriert und vorsichtig Fahren. Ausreichend Sicherheitsabstand und Alles wird gut. Zehn Kilometer später war der Spuk auch wieder vorbei und zwanzig Minuten danach war auch Alles wieder trocken geblasen.

 

Eva konnte aus ihrem Ganzkörper Kondom krabbeln, ich packte meinen Gore Tex Aussenanzug wieder in den Seitenkoffer und fuhr im leichten Sommer Anzug weiter. Kaum lässt man in Montreux die Schweiz hinter sich und fährt auf der französischen Süd Seite des Genfer Sees entlang, wird es deutlich ruhiger.

 

Gemütlich geht es noch weiter bis Thonon les Bains und bald schon ist unser Hotel gefunden. Es ist etwa 17:00 h und wir waren sehr zufrieden mit unserer problemlosen Anreise. Das Hotel erfüllte Alles was es im Portal versprach und die Angestellten erklärten uns auch freundlich was wir wissen sollten um uns in kurzer Zeit zurecht zu finden in dem schönen Ort. Langsam meldet sich auch der Appetit und unsere Neugier wird größer.

Der Hafen zieht uns magisch an.

 

 

Mittels Schrägaufzug geht es runter an den Rand des Sees. Gastronomisch sahen wir uns hier nicht so gut versorgt wie wir uns das wünschten. Ich weiß nicht mal warum. Zu touristisch?

Irgendwie hatten wir Lust auf ein besonderes, kleines Restaurant. Also wieder rauf in die City. Schnell bekamen wir von freundlichen Einwohnern einen guten Tip! 

 

 

Ein junges Team von Freunden hatten die Idee, sich mit einem kleinen Restaurant selbstständig zu machen und freuten sich schon darauf, uns zu verwöhnen. 

 

Das "Ma Femme Est Formidable" ist so ein typisches Restaurant an dem du normalerweise vorbei gehen würdest. Unspektakulär und unauffällig war es im Parterre eines Hochhauses eingerichtet. Direkt am Parkplatz eines großen Geschäftes. Einfache Einrichtung, einfach und praktisch. 

 

Die Weinkarte erfreute uns bald und schon ließen wir uns das Tagesmenü empfehlen. Was dann aus dieser Küche getragen wurde war exquisit!

Ein Grüßchen aus der Cuisine, ein kleines Süppchen, ein feiner Fisch und abschließend, Creme brulee. Mein persönlicher Gegner. 

 

Tatsächlich bezeichne ich mich selbstsicher als den besten Creme brulee Koch de la monde. 

Logisch auch, dass ich immer wieder gerne teste ob mein stolzer Anspruch auch noch Bestand hält. Und ja, jaaa ... !

Wir fühlten uns richtig wohl. Die jungen Restaurantbesitzer freuten sich offensichtlich, dass es uns gut ging und wir blieben gerne noch lange. 

Danach schliefen wir sehr gut und das Frühstück stärkte uns für die erste Tagesetappe, auf den Col du Telegraph. 

 

Dieser Pass ist mit seinen 1566 Höhenmetern der passende Einstieg in unsere Tour, Richtung Cote Azur. Die einfach zu fahrende, gut ausgebaute Straße, verbindet den Ferienort Valloire mit dem touristischen Ort Saint-Michel-de-Maurienne. Der optimale Start, wenn dein nächstes Ziel die Nordseite des 2642 Höhenmeter hohen Col du Galibier ist. So war das auch bei uns.

Besonders freuten wir uns über die gute Arbeit meines braven Navi's. Der geschätzte Herr GARMIN überzeugt uns mit interessanter Streckenwahl und bereitet uns richtig Spaß. Denn, wie gesagt, wir planten die Streckenführung nicht strickt und waren bereit für Überraschungen.

Tatsächlich hatte ich einfach die Koordinaten der Pässe abgespeichert und ließ das Navi selbst Routen. Unser einziger Wunsch war die Konfiguration, "Kurvenreiche Strecke". 

 

Und so sah das auch aus. Wir wurden durch Gegenden geführt die uns nur überwältigten. Immer wieder bog das Navi von der Haupt Verbindungsstrasse ab, auf kleine Neben Strassen. Durch Dörfer und Gebiete die uns schnell verzauberten. Null Verkehr, null Stress. Einfach nur Kurven Genuss!

Du fährst einfach drauf los, ohne oft zu wissen, wo du augenblicklich bist. Manchmal ist das wirklich spannend. Du denkst dir "Was, da rauf? Kann das stimmen?" 

 

Ja, es stimmte immer und war super abwechslungsreich. Immer vertrauten wir darauf, dass uns das Navi auf den nächst geplanten Berg bringt. So fanden wir problemlos die schönsten Pass Strassen der Französischen Alpen, wie hier auf den Col de la Colombiere. 

Dort traf man auch wieder andere Biker Kollegen. Mit und ohne Motor. Die Meisten, das war zumindest unser Eindruck, orientierten sich an den bekannten Haupt Verbindungs Routen und mieden die schmalen abgeschiedenen Strassen und Wege. Nur so konnten wir uns erklären, dass wir oft stundenlang Niemandem begegneten. 

 

Unsere nächste Station war Bourg Saint - Maurice. 

Etwa 7174 Einwohner leben hier im Département Savoie in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Eine hübsche, überschaubare Kleinstadt auf etwa 750 Höhenmetern. Erfahren orientiert sich der Ort an den Wünschen der vielen Touristen. Seien es Wanderer, Radfahrer, Motor Biker oder auch Wildwasser Kanuten, die sich hier in einer beliebten Anlage internationalen Standard's, in der Isere bespaßen konnten. 

 

Auch das Hotel "Angival" mit seinen freundlichen Menschen verstand es sehr gut, uns angenehm zu beherbergen.

Ein sauberes Zimmer, eine versperrte Garage und gutes Essen auf der gemütlichen Terrasse mit Abendsonne. Was braucht man denn noch, nach einem herrlichen Tag in den Alpen? Ach ja, Sprit!

 

Es ist mir eigen, immer für den nächsten Tag gerüstet zu sein. Mein Moped fertig vorbereitet zu haben um in der Früh nur noch aufsitzen zu müssen und los zu brausen in den jungen Tag. Diesem inneren Drang folgend, suchten wir schon beim Erreichen des Städtchens auch gleich die örtliche Tankstelle. Am Areal der Industriezone wurden wir fündig. Einkaufszentrum, Baubedarf, Tanke, Alles da!

 

Als wir nun an den Zapfsäulen herum hantierten, hörten wir Tirolerischen Unterländer Dialekt. Vertraute Stimmen! Wir staunten nicht schlecht, als wir eine ganze Gruppe Motor Biker trafen die Alle aus unserer Gegend waren.  Welch eine freudige Überraschung! Sie kamen gerade aus den Pyrenäen und befanden sich schon auf der Heimreise. Nach einem kurzen Benzingespräch stiegen sie auf ihre Bike's und brausten Richtung St. Bernhard Pass davon. Eva und ich blieben heute aber hier, in Bourg Saint - Maurice. 

Am nächsten Tag starteten wir ausgeruht und gut vorbereitet Richtung Col de Iseran. Vorbei am Lac du Chevril führt die D902 nach Val-d`Isere.

Diesen Ort empfanden wir beinahe als eine unfreundliche Geister Stadt. Beton, versperrte Türen, Stille. Das Schicksal klassischer Wintersport Orte. Hier wollten wir nur noch schnell durch und weg. Rauf auf den Col de Iseran. 

 

2764 Höhenmeter und offizieller Pass der "Route des Grandes Alpes". Zwischen sieben und zwölf Prozent Steigung bringen dich rauf auf die Passhöhe und die Luft wird feuchter und dünner. 

Stellenweise durchfährt man Wolken, sieht nur Nebel und es fröstelt einen ein wenig. Gut, dass ich rechtzeitig meinen warmen GoreTex Aussenanzug drüber gezogen habe. Dann wieder, bricht die Sonne durch und gibt den Blick frei auf die umliegenden Alpen und die Strasse vor dir. Kurve um Kurve schraubst du dich weiter hoch und plötzlich fällt dir auf, dass es doch gerade vor dreißig Minuten, Sommer war! Hier oben bläst ein frischer Wind und der Schnee verwandelt die Landschaft eindrucksvoll. So sieht es Ende Februar bei uns zu hause aus! 

 

Es zieht uns weiter, Richtung Süden. Runter in das sonnige Tal und weiter bis Saint-Martin d´Arc. Dort biegen wir Links ab und folgen der D902 bis auf die 2642 Meter hohe Passhöhe des Col du Galibier. Wieder das selbe Bild. Unten dreißig Grad im Schatten, Oben, fünf Grad und feucht. 

Selbst für uns als Alpenbewohner ist das Gefühl befremdlich und spannend. In Tirol ist es eher so, dass du nach der Überquerung einer hohen Pass Strasse in einem anderen Staat landest. Deutschland, Italien und die Schweiz liegen uns vor der Haustüre. Das macht auch Spaß, aber auf ganz andere Art.

Nach zwei Stunden bist du mit einer völlig anderen Kultur konfrontiert. Hier in den Französischen Alpen kannst du tagelang die hohen Pässe rauf und runter fahren ohne auch nur eine kulturelle Grenze zu überschreiten. 

 

Wenn du Lust dazu hast biegst du einfach mal nach Rechts ab und fährst auf den nächsten Berg. Danach wieder in eine andere Himmelsrichtung. Je nach Lust und Laune. Irgendwie geht es immer weiter und dann triffst du, fast überraschend, auch mal einen anderen Biker. Nicht so bei uns!

Da sind die paar Pass Strassen definiertes Ziel von Tausenden Motorradlern und an den Spitzentagen fährst du dort in Reih und Glied. Das ist schon ein großer Unterschied zu hier!

Wir erreichen Briancon und wollen hier auch Übernachten. Eindrucksvoll schmiegt sich die Historische Altstadt auf etwa 1300 Höhenmetern, an den 1854 m hohen Col de Montgenèvre. 

 

Hier treffen sich die Strassen aus Gap und Grenoble und führen über den Montgenèvre weiter nach Turin. 

 

Etwa 12.000 Einwohner verteilen sich auf Unter- und Oberstadt. Die Oberstadt ist eingebunden in eine wunderschön angelegte Festungsanlage und fühlt sich sehr touristisch an. Die steile Hauptstrasse ist schmal und Geschäft reiht sich an Restaurant. Uns gefiel es aber sehr und wir wollten auch hier droben Schlafen.

Unser Restaurant hatten wir schon entdeckt und nach einem feinen Essen wollten wir nicht erst wieder runter in ein Hotel der Unterstadt. Die meisten guten Hotels findet man eher da unten und so begnügen wir uns mit dem einfachen Zimmer des unauffälligen Familienbetriebes.

 

Das einträchtig mit seinem Haus in die Jahre gekommene Hoteliers Ehepaar, spezialisierte sich auf Radfahrer, welche nur mal billig Schlafen wollen. Spezialisieren bedeutet in diesem Fall, Nichts tun. Abwarten!

Alte Betten, Alter Holz Fußboden. WC am Gang. Im Zimmer Plastik Duschkabine, Fernseher, Wasserkocher und Mikrowellenherd in Griffnähe. 

Das war uns aber egal, wir wollten nicht mehr runter von dieser romantischen Oberstadt. Nach dem Kultivieren schlenderten wir fröhlich und zufrieden durch das geschäftige Städtchen. 

Oh ja, unser Restaurant erfüllte sehr gut alle Erwartungen und wir tauchten ein in die Welt der Raclette`s und der Spezialitäten von Savoyen.

Das war ein wahrer Genuss! Gerne ließen wir uns beraten und verwöhnen und es wurde wieder spät. So viel gab es zu Reflektieren. Die tollen Pässe, die großartige, weitläufige, kurvige Landschaft. Die freundlichen Menschen. Nichts, was unsere Stimmung trüben konnte. Selbst das Wetter verhielt sich vorbildhaft und schenkte uns viel Zeit zum Relaxen. 

 

Tatsächlich lagen wir sehr, sehr gut in unserem verfügbaren Zeit Fenster! 

 

 

 

Natürlich rechneten wir ja schon mit einigen Tagen Wartezeit. Eventuelle Schlechtwetter Fronten, technische Probleme wie etwa Reifenschäden. Andere Unpässlichkeiten.

Tatsächlich hatten wir wegen des tollen Wetters und mangels Problemen, genug Zeit zu Verfügung um unsere Reise, ganz entspannt weiter zu führen. Morgen soll es über den Col de la Bonette gehen. Die höchste, asphaltierten Passstrasse Europas. Der Wetterbericht schenkte auch diesmal Vorfreude und auch das musste gebührend gefeiert werden. Danach wurde es blutig!

Großer Käse, großer Schinken, großer Wein, gtoßer Schnaps.

 

Ein wahrlich feudales Essen wurde uns kredenzt und die Stimmung war sehr locker und unterhaltsam. Alle Leute im Restaurant waren gut drauf und die Angestellten bemühten sich sehr kompetent und mit Herz, um unser Wohl. Spät Abends schlurften wir müde in unser Zimmer und fielen erst in das alte Bett und danach in tiefen Schlaf. Plötzlich, es war so etwa um 04:00 h Früh, trieb mich meine volle Blase aus dem Bett. Im duster beleuchteten Zimmer schlich ich barfuß raus auf den Gang und über den alten, knarrenden Holzdielen Boden in die Gemeinschafts Toilette. Da ich nicht zu hause war und weniger brav sein musste, entschied ich mich spontan zur männlichen Steh Pinklung.

 

Plötzlich hörte ich einen Rumpler und schon tat es weh! Ich lag gekrümmt am Boden und konnte mir nicht vorstellen was passiert war. 

War ich ohnmächtig? Wurde ich zusammengeschlagen? Ich blutete im Gesicht und auch meine Schulter war aufgerissen. Was bitte war denn das?!

 

Als ich wieder zu Bett ging fragte Eva aufgeregt, was den wohl passiert sei. Auch sie hörte den dumpfen Schlag und meinen Aufschrei. Irritiert schlief ich auch sofort wieder problemlos ein. Am nächsten Morgen war das Bettzeug blutig und auf Kopf und Schulter sah ich die Verletzungen. Konnte mir aber nicht vorstellen was da passiert sein könnte. Alles war normal. Keine Probleme, guten Appetit, ich fühlte mich gesund und fit. Natürlich beschäftigt dich so ein Erlebnis!

 

Man fällt ja wohl nicht einfach mal so, ohnmächtig zusammen und wacht dann nach einer Minute wieder auf. Ohne jeden erkennbaren Grund und Vorwarnung. Was, wenn mir das auf dem Motorrad passiert? Das wirft schon Fragen auf. Ach, nützt ja nichts! Wir wollten ja heute auf den Chime de la Bonette. Das eigentliche High Lite unserer Tour durch die Französischen Alpen. 

 

Des Rätsels Lösung? Miktionssynkope (auch Pressorische Synkope oder Postpressorische Synkope) wird eine während des Wasserlassens von Männern akut auftretende, reversible Bewusstlosigkeit bezeichnet die einige Sekunden bis maximal eine Minute dauern kann.

Gefördert  durch Müdigkeit, Alkohol und möglicherweise auch die Kombination mit Sauerstoff armer Höhenluft. Das erfuhr ich Jahre später vom Cousin meiner Frau. Dieser ist Chefarzt einer Neurologischen und Psychologischen Klinik und wusste nach meiner Erzählung sofort, was mir da widerfahren ist.

"Daran sterben auch immer wieder mal Seeleute. Sie halten sich mit einer Hand an der Reling fest und gehen beim Pinkeln ohnmächtig über Bord".

Weiter auf unserer Tour! 

 

 

Auf der D902 fahren wir am Vormittag auf den 2360 Meter hohen Col de Izoard. Das Wetter war wieder angenehm trocken und problemlos kurvten wir rauf auf die Passhöhe. Am frühen Vormittag war auch hier fast kein Verkehr.

 

Die Radfahrer sind um diese Zeit noch nicht auf den Gipfeln  unterwegs sondern meist noch auf der Anfahrts- oder Verbindungsetappe. Das bedeutet für uns, freie Strecke. Wir fahren die Strasse runter, Richtung Süden. Auf den 2100 Meter hohen Col de Vars. Dann runter, Richtung Barcelonnette und rauf auf den 2326 Meter hohen Col de la Cayolle. 

 

Danach die D28 und die M30, Richtung Saint-Sauveur sur Tineé. Dieser Streckenabschnitt war wirklich interessant. Kurve an Kurve schmiegt sich die Strasse in das Gelände und unterhält uns prächtig. Danach Links rauf auf die M2205 und D64 Richtung Col- und Chime de la Bonette. 

 

Danach die schmale "Route du Col de Restefond" runter nach Jausiers und wieder Links auf die D900 nach Barcelonnette. Das war unser geplantes Tagesziel. Hier wollten wir auch die nächsten drei Nächte Pause machen und unseren groben Zeitplan wieder justieren.

 

Die Ruhe, die frische Luft in dieser Höhe, das beeindruckt dich schon nachhaltig. Du schaust von deinem Moped runter auf schneebedeckte Berge und fühlst dich frei und stark. Gegen Mittag triffst du die ersten Radfahrer, welche sich die Pässe rauf mühen. 

 

Vereinzelt mal ein bis zwei Motorradfahrer. Besonders in diesem Gebiet um den Col de la Cayolle verteilen sich die Nord- Süd Querer auf drei Passstrassen. Den Cayolle, den Bonette und den Col dÀllos. Immer wieder bleiben wir stehen, genießen die Ausblicke und die besondere Stimmung. Manchen Streckenabschnitten sieht man das in ihnen schlummernde Gefahrenpotential auch deutlich an. Kilometerhohe Steinrutschen, Überhängende Felswände. Da willst du nicht zum falschen Zeitpunkt entlang fahren. 

 

Bald schon geht es über die D64 rauf, auf den Col de la Bonette. Diese Höhenstrasse ist ein Gebirgspass auf 2715 Höhenmetern in den französischen Seealpen. Wir befinden uns in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Von hier ist es auch nicht weit nach Italien. 

 

Die Passhöhe trennt die Départements Alpes-de-Haute-Provence und Alpes-Maritimes.

 

Die Strasse ist schmal, aber durchgehend asphaltiert und verbindet das Tal der Ubaye bei Jausiers auf 1240 Höhenmetern mit dem Tal der Tinée bei Saint-Étienne-de-Tinée auf 1144 Höhenmetern. 

 

Die Straße ist mittlerweile durchgehend zweispurig ausgebaut und einfach zu meistern. Ich behaupte, dass man schon als Anfänger, problemlos hier rauf fahren kann.

Daher kann man sie, trotz der imposanten Höhe, nicht mit den technisch deutlich anspruchsvoller zu befahrenden Strassen wie das Stilfser Joch, Abschnitte des Umbrail Passes oder des Gavia Passes vergleichen. 

 

Einzig die Höhe und die Stille macht den Bonette so eindrucksvoll.

Das ist sie nun. Die höchste asphaltierte Pass Strasse Europas. 

 

Nicht aber die höchste asphaltierte Strasse Europas. Diese befindet sich nämlich auch vor meiner Haustüre. Es handelt sich dabei um die 2829 Meter hohe, Ötztaler Gletscher Strasse. Diese allerdings ist eine Sackgasse und gilt folgerichtig nicht als Pass Strasse. 

 

Die Cime de la Bonette bildet mit ihren 2860 Höhenmetern den Gipfel des Passes am Bonette. Diesen kann man dann mittels Bike umrunden und zu Fuß besteigen. 

 

Was du dann oben siehst wirst du wohl nicht mehr vergessen. Unglaublich ist der Blick über die Französischen Seealpen.

Beeindruckend sind die Gipfel und Täler die da vor dir ausgebreitet liegen. Unwirklich und fremd fühlt sich das an und weit weg sind die Leute und das menschliche Treiben. Dabei sind wir doch erst einige Stunden auf den Bikes gesessen. 

 

Hier sieht man die Strassenkreuzung Richtung Genfer See und Nizza. Auf Ampel und Kreisverkehr haben sie verzichtet.

Wir blieben noch sehr lange hier oben und genossen das schöne Wetter und das besondere Gefühl der Freiheit. Wir waren auch dankbar für die bisher problemlose Tour und das tolle Wetter. Denn das, ist wirklich nicht selbstverständlich in diesem Gebiet.

Langsam nur reißen wir uns doch los, um den schmalen Wanderweg runter zu steigen und auf unseren braven Japanerinnen Platz zu nehmen. So lange schon sprachen wir von diesem Pass und nun ist es war geworden. Hoch über den Bergen und doch ohne jede Anstrengung.

 

Ja, Moped Wandern ist schon was Besonderes! 

 

Wir freuten uns über unser gemeinsames Hobby und zufrieden rollten wir wieder gegen Norden. Runter vom Pass auf der C4 Richtung Jausiers.

Dort biegen wir Richtung Links, auf die nun schon bekannte D900 nach Barcelonnette. Dieser Ort war uns schon bei der Anfahrt zum Col de la Cayolle aufgefallen. Mit seinen 2700 Einwohnern bot er alles, was wir uns für die nächsten drei Nächte wünschten. Geschäfte, Restaurant's, Hotel's.

Der Weg am kleinen Fluss L'Ubay lud zum Wandern und Joggen ein. Mal sehen, ob wir hier ein gutes Hotel finden. 

 

Sehr interessant sind in diesem Städtchen auch die „Villas mexicaines“. Viele Einwohner aus Barcelonnette und Umgebung suchten im 19. Jahrhundert in Mexiko nach wirtschaftlichen Erfolg und wanderten aus. Da sie in der Fremde sehr gut zusammenarbeiteten, kamen auch viele zum ersehnten Reichtum. Nachdem sie wieder nach Barcelonnette heim kehrten, bauten sie sich hier und in Nachbar Gemeinden des Ubaye-Tals, wunderschöne Villen. Barcelonnette selbst, ist ein feiner, freundlicher Ort und im ausgebuchten "Grand Hotel", direkt am einladenden Marktplatz, wurde uns ein geeignetes Hotel mit Garage empfohlen. 

Das "Weiße Rössl" sollte uns die nächsten drei Nächte beherbergen. Hat mein Navi einen katastrophalen Fehler gemacht? Natürlich befanden wir uns nicht am Wolfgangsee sondern die deutsche Übersetzung des Hotel Namens brachte uns zum Schmunzeln. 

 

"Le Cheval Blanc" bedeutet eben auf deutsch, "Das weiße Pferd".

Schon begrüßte uns ein freundlicher, junger Mann der sich als "Der Chef" vorstellte. Er erklärte in gutem Englisch die Preise, zeigte uns das Zimmer und da es uns gut gefiel, auch noch die versperrte Garage. Dann erledigte er noch alle Formalitäten. Wie es ein guter Chef eben zu machen hat. Freundlich und kompetent!

 

Als wir uns frisch gemacht hatten durchquerten wir den Speisesaal welcher gerade von Chef und Chefin schön eingedeckt wurde. Die hübsche, junge Frau wurde uns vorgestellt und sie schenkte uns ein Willkommens Getränk. Auch einen Blick in die Speisekarte. Dann mussten sie schon wieder weiter Arbeiten.

Der Saal war fertig geschmückt und der Chef verschwand, um zehn Minuten später verkleidet auf zu tauchen. Nun aber als Chef de Cuisine! Also der fleißige Mann hatte offensichtlich alle Hände voll zu tun. Erst Rezeption und Garagenwart, dann Saal- und danach Küchenchef. Respekt!

Eva und ich schlenderten raus in die Sonne. Es war wirklich ein niedliches, schmuckes Städtchen, dieses Barcelonnette. Eine kleine Runde wollten wir noch herumschleichen um uns dann, von unserem Chef, verwöhnen zu lassen. 

 

Das Steak auf der Tageskarte sah schon sehr verlockend aus.! Als es dann dämmrig wurde, zog es uns schon magisch in unseren vertrauten Speisesaal.

Die Chefin lächelte gewinnend, freute sich sichtlich und bemühte sich sehr um unser Wohl. Während der Chef fleißig in der Küche rum werkte. Hin und wieder hörten wir ihn hinter der Flügeltüre mit Mitarbeitern sprechen. Ruhig und bestimmt. Manches Mal sprang er aus der Küche in einen anderen Raum nur um bald wieder mit vollen Händen zurück zu kehren und weiter zu arbeiten. Als dann unsere Teller hübsch angerichtet und serviert wurden, war es eine Freude.

Große Portion, sehr gute Fleischqualität, sehr gut zubereitet. Ich war im siebten Fleisch Himmel! Dazu noch ein feines, kühles Bier. Mehr brauchte ich nicht zum glücklich sein. Eva erging es mit ihrem Fisch sehr ähnlich. 

 

Nach einem feinen Gute Nacht Schluck sanken wir in die weichen Federn. Schlafen ging bei mir aber noch eine Weile nicht. Zu viele Eindrücke.

Zu viele Gedanken wollten zu Ende gedacht werden. Der Col de la Bonette! Das wichtige Zwischenziel unserer Tour. Das wäre wirklich schade gewesen, wenn uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Denn dieser Berg sitzt schon eher südlich in den Französischen Alpen. Da fährst du als Österreicher nicht einfach schnell mal hin!

Umso glücklicher war ich nun, so problemlos, auch diesen wichtigen Punkt auf meiner Lebens Tour Wunschliste abhacken zu können. Jetzt hatten wir ausreichend Zeit zu Relaxen. 

 

Wir planten, noch vor dem Frühstück, eine angenehme Runde Joggen zu gehen und so das Gebiet entlang des Flüsschens kennen zu lernen. Danach, Frisch machen und Frühstücken. Guter Plan! 

 

Als wir leise und in Sportsachen, die Treppe runter stiegen, hörten wir schon Klappern und Schritte im Frühstücksraum. Durch die offene Türe sahen wir den Chef bei den Vorbereitungen. Tische eindecken, Buffet vorbereiten ... Also auch Frühstücks Chef!

 

Wir begrüßten uns freundlich und wir fragten ihn nach seinen Hobby's.

Das war ein Gelächter! Wir waren wirklich beeindruckt vom Fleiß und der Freundlichkeit dieses Mannes. Irgendwie kam mir eine der Phrasen meiner Vergangenheit in den Sinn: "Selbstständigkeit bedeutet, selbst und ständig zu Arbeiten".

Ich riet ihm zu Vorsicht im Umgang mit seinem Körper und wie ich in seinem Alter, nahm er das natürlich auch mittel ernst. Wir joggten durch die noch vor sich hin schlummernden Gassen raus auf die Brücke und dann, entlang des Flüsschens. Bald war es vorbei mit dem Asphalt und es ging durch ein Wäldchen mit niederem Baum Bestand.

 

Dann auf einem einspurigen Wandererweg an den Rand einer gepflegten Golf Anlage. Diese durchquerten wir dann auf weichem Rasen um bald in ein schattiges Gebiet mit Ferienhäuschen ein zu laufen. Die schmalen Schotter Wege führten uns wieder rein in das Städtchen.

 

Wir liefen etwa 45 Minuten. Das war erfrischend und wohltuend. Nach dem Duschen zogen wir leichte Sommerkleidung an. Wir erwarteten wieder 25°C im Schatten. Nach einem feinen Frühstück ging es dann raus, in die Gassen von Barcelonnette. 

Ein wenig Shoppen. Rum Lungern, rum Goustieren, auch 20 Ansichtskarten wollten geschrieben und versendet werden. Seele baumeln lassen.

Auch solche Tage genießen Eva und ich sehr, auf unseren gemeinsamen Touren. 

Der Wetterbericht verspricht auch für die kommenden Tage puren Sonnenschein und daher genießen wir die Freiheit, Zeit zu verplempern. Unsere Freunde in Villeneuve Loubet, erwarten uns erst in ein paar Tagen und wir wollen keinesfalls zu früh an ihre Türe klopfen. 

 

Unser weiterer Tourplan weist nur noch etwa hundertzehn Kilometer südlich, in die Richtung des, durch die Rallye Monte Carlo zur Berühmtheit gelangten, Col de Turini. Danach, so nach gut vierzig Kilometerchen, sollten wir schon in Menton, an der Cote Azur, aufschlagen. Das war eine überschaubare Aufgabe.

Auch, angesichts des versprochenen blauen Himmels. Ja, es ging uns richtig gut! Bis wir in einer der Boutiquen die Jacke der Jacken fanden.

 

Natürlich Damen Boutique, was dachtest du? Ein harter Angriff auf unser Reise Budget. Da müssen wir aber durch. Grün war sie und es war definitiv die Jack..., wie ich schon sagte!

 

 

Nach drei erholsamen Tagen mit Sport und milder Unterhaltung erwachte wieder unsere Reiselust. Die Richtung war klar.

Der Col de Turini mit seinen vielen Kurven und Kehren wartet auf uns. Nachdem wir uns beim finalen Frühstück die nötigen Kraftreserven in den Körper geschoben hatten verabschiedeten wir uns von unseren liebevollen Gastgebern und fuhren fröhlich und gespannt auf den Tag, aus der dunklen Garage.

Das tat gut, nach drei Tagen Pause. Jetzt geht es los. Unsere letzte Etappe in den Alpen. Heute Nachmittag wollen wir schon am Strand der Cote Azur liegen.

 

Zunächst galt es, der M2205 zu folgen. Danach führte uns die M2565 runter zur M70. Diese bringt dich über unzählige Kurven, rauf auf den Pass. 

 

Hier nehmen wir Abschied vom Schnee und der kühlen Luft. Bald schon erwarten wir eine ganz andere Klima Situation. Warm wird es werden und wir freuen uns auf das Meer und unsere Freunde an der Küste vor Nizza. 

 

Kurve um Kurve geht es abwärts und noch immer sind wir einen Tag zu früh dran. Das irritiert uns allerdings nicht besonders. Wir bummeln rum und werden einfach noch ein mal in Menton übernachten. Dann können wir uns ein wenig akklimatisieren und am nächsten Tag, relaxt in den Hof unserer Freunde fahren.

 

Diese lernten wir vor vielen Jahren kennen, als sie im Tiroler Schnee Chaos liegen blieben. Hunderte Touristen mussten damals in Turnsälen oder anderen Not Unterkünften übernachten. Natürlich luden wir die verzweifelt Herberge suchenden, Josè und Cathy ein, bei uns zu bleiben. 

Auf Anhieb verstanden wir uns wunderbar und hängten gleich einen weiteren, unterhaltsamen Kennenlern Tag dran, bevor sie wieder Ziehen mussten. Gegenseitige Besuche und ständiger Kontakt folgten. So entstand über die Jahre eine echte Freundschaft. 

 

Sie verwöhnten uns auch schon in ihrem Haus in der Nähe von Strassburg und nun klopften wir schon bald an die Türe ihres Apartments in Villeneuve Loubet ( Nizza ). 

Aber erst geht es runter nach Menton. Grüner und wärmer wird es und schon schrauben wir uns weiter runter. Immer wieder mussten wir verzückt stehen bleiben und die Bilder auf uns wirken lassen. Wie schön es hier ist!

Mild und fruchtbar das Klima. Du riechst wieder Pflanzen und Wald. Die satten Farben machen uns fröhlich und stimmen uns ein auf die kommenden Tage. 

Welch ein Kontrast zu den Schnee gesäumten Pass Strassen der vergangenen Tage. Und doch, nur einige Stunden entfernt. Welch ein Land!

Hinter der nächsten Kurve begrüßte uns eine Schaf Herde und hieß uns laut blökend, willkommen. 

Nur noch ein paar enge Kehren auf den Spuren der Rallye Monte Carlo und wir sehen das blaue Meer und den Hafen von Menton. Wir haben die Stadt an der Küste erreicht. Was für ein schöner Anblick! 

 

 

Menton ist eine Stadt im französischen Département Alpes-Maritimes, an der Côte d’Azur und wird von etwa 28.100 Einwohnern bevölkert. Die Stadt liegt direkt an der Grenze zu Italien. 

 

Menton erfreut sich über ein besonders mildes Klima und ist, aufgrund der nach Norden hin geschützten Lage, auch im Winter, der wärmste Ort an der Cote Azur. 

Die angenehmsten Motorrad-Reise Temperaturen findet man hier wohl im Mai und im September bis Mitte Oktober. Regen Liebhabern empfehle ich den Besuch im Februar und März. In den Monaten Juni bis August kann es, wie generell an der Französischen Süd Küste, sehr heiß werden. 

 

Tourismus- und Dienstleistung prägen das Geschäftsleben dieser Stadt.

Viele Einwohner Mentons fahren in das zwölf Kilometer entfernte Monaco oder in das 25 Kilometer entfernte Nizza, zur Arbeit. Durch die klimatisch begünstigte Lage, wurde lange Zeit der Zitronen Anbau zum wichtigsten Wirtschaftszweig. Darum findet man die Zitrone auch im Wappen von Menton. Der Zitronen Anbau spielt allerdings heute, nur noch eine untergeordnete Rolle. Ende Februar oder Anfang März feiert man allerdings immer noch ausgelassen, das beliebte Zitronenfest.

Dafür werden mehr als tausend Tonnen Zitronen zum Schmuck der Umzugswagen und für die Orts Dekoration benötigt.  Diese werden allerdings größtenteils aus Spanien importiert. Die Zitronen Marmelade aus Menton ist aber nach wie vor, ein sehr beliebtes Andenken und Mitbringsel.

 

Besonders auffallend ist die Menge an subtropischen Pflanzen welche sich in diesem milden Klima sehr wohl zu fühlen scheinen. Gibt es ja selbst im Winter, normalerweise keinen Frost. Der Strand ist breit und schön.

Man sieht direkt auf das Museum der modernen Kunst. Runter zum Hafen mit seinen guten Restaurant's, geht man von hier, höchstens zehn Minuten. Diese und auch die übrige Stadt sind dann meist von finanzstarken, hungrigen Norditalienern beherrscht. 

Viele von Ihnen haben sich, nach Wegfall der Grenzen, in Menton angesiedelt. Der Strand selbst, ist angenehmer Weise nicht so touristisch genutzt wie in Cannes oder Nizza. Das macht ihn auch sehr attraktiv. 

 

Mitten in der Stadt suchten und fanden wir ein gepflegtes, altes Hotel.

Wieder war mir mein Hotel Suchportal sehr behilflich. Man setzt sich in den milden Schatten, sagt dem Programm wo man sich befindet, was man braucht und Ausgeben will, fertig. Einfach und super praktisch. Man kann vergleichen, Bewertungen lesen und nach zehn Minuten einchecken.

Nach dem Kontrollieren der Zimmer waren wir uns einig. Der Hotelbesitzer erzählte in gutem Englisch von der Geschichte des Hauses und mit mildem Lächeln beantwortete er mir auch die Frage, warum sie keine Tiefgarage oder ähnliches hatten. Das tat er mit einem alten Bild des Hauses. Es zeigte die alte Stadt mit ihrer Strasse und den drauf fahrenden Pferde Fuhrwerken vor dem Hotel.

 

Nun war mir klar! Damals hatte man noch keine Garagen in den Kellern. Heute allerdings, Überwachungskameras.

 

Auf der Gegenüberseite befanden sich an der Strasse, einige Parkplätze des Hotels. Überwacht von Kameras, deren Bilder direkt vor den Augen des braven Portiers flimmerten. Die Moped's sollten also weitgehend sicher sein. 

 

 

 

Unsere Frage nach regionaler Kochkunst, konnte er ohne Zögern beantworten. Er verwies uns auf einen kleinen Familienbetrieb, direkt am Hafen.

"Wenn sie früh genug dort sind, müssen sie nicht reservieren" meinte er und behielt Recht.

Er hätte aber auch gerne für uns an gerufen. Es gab die Spezialität des Hauses. See Stern Eingeweide Sauce, auf Spaghetti. Was soll ich sagen?

Schmeckte nach Fisch. Allerdings nicht, nach Frischem. Na ja, sehr regionale Spezialität eben! 

 

Nach dem Essen schlenderten wir durch die Altstadt und den Markt. 

 

Hier war wahrlich Großes geboten! Überfluss an Meeresfrüchten, Gemüse, Obst, Käse. Man kann sich beinahe nicht satt sehen. Gut, dass wir schon gegessen haben, denn hungrig, darfst du hier nicht rein gehen. 

 

Langsam wurden wir müde und trollten uns in das Hotel. Morgen wollen wir noch ein Wenig an den Bergen entlang, rauf nach Nizza und dann zu unseren Freunden nach Villeneuve Loubet. 

 

Sie wohnen zwar nicht in diesem Haus, allerdings ist diese Apartment Anlage fast schon zum Wahr- und Erkennungszeichen des Ortes geworden. 

 

Während und nach dem Bau in den späten Siebzigern angefeindet und Nase rümpfend abgelehnt, werden sie heute, als beinahe unerschwingliche Luxus Apartments gehandelt. Mit eigenem Hafen und Geschäften direkt vor der Haustüre. Die Appartements sind so angelegt, dass man immer Meer- und Bergblick genießen kann. Die äusseren verfügen auch noch über ausladende Terrassen Gärten. 

 

Unsere Freunde bewohnen hingegen ein feines Plätzchen in einer ruhigen und angenehmen Wohngegend, fünf Gehminuten entfernt vom Strand. Ein Balkon Richtung Meer, ein anderer, Richtung Berge. Verdammt schwierig sich zu entscheiden.

Wir wählten an den folgenden acht Tagen den Bergblick Balkon für das gemeinsame Frühstück. Dieses wollte allerdings erst verdient werden.

 

Täglich musste uns der durchaus sportliche José schon um halb Acht Uhr Morgens  begleiten. Wir joggten in kühler See Brise auf der Strand Promenade, nach Nizza. Auf dem Rückweg stürmten wir den Feingebäck Experten und Baguette Meister. Danach die Fleisch- und Käse Boutiquen unseres Vertrauens. Noch ein wenig Obst! Es erklärt sich von selbst, dass es uns nach solchem Frühstück nicht im Traum möglich war, an ein Mittagessen zu denken!

Das hinderte Cathy aber nicht daran, bald in der Küche zu verschwinden und den ganzen Tag, raffinierte Spezialitäten für das große Abendmahl zu zaubern, die uns schon beim daran denken, den Mund fluteten. Oh ja, Cathy ist ohne Übertreibung nicht nur eine verständnisvolle Freundin, sondern auch eine wahre Meisterköchin. Unser lieber Freund José, der erfahrene, unterhaltsame Weinkeller Meister und Reiseleiter. 

 

Nichts Besseres kann einem Menschen passieren als ihre Zuneigung und Gastfreundschaft. Da gab es kein Abendessen unter vier Gängen. Natürlich Champagner zur Vorspeise. Danach erzwang die Speisefolge selbstverständlich auch drei unterschiedliche Weine als würdige Begleiter. 

"Um Himmels Willen! Dieser Wein passt doch nicht zu diesem Käse! Da müssen wir unbedingt ...".

 

Ich kann euch sagen: "Besuche bei ihnen entwickeln sich durch ihre kompromisslose Verführungskunst immer zu großen, kulinarischen Festen".

Jede Woche bei ihnen, bedeutet für mich, fünf Kilogramm Gewichtsexplosion! Trotz meines morgendlichen Sport Programmes. Zwei Tage länger und ich passe nicht mehr in meinen Motorrad Anzug.

 

Dankbar und glücklich, sanken wir jeden Abend in die feinen Betten. Wisst ihr wie gebackene Zucchini Blüten schmecken?

 

José ist ja als begeisterter Radfahrer an der ganzen Cote Azur im Bilde und somit auch bestens geeigneter Reiseleiter. Welch ein Vorteil für uns! Die schönsten Plätze, die attraktivsten Orte, einfach auf dem Silbertablett serviert zu bekommen. Ohne Suchen, ohne Mühe. Wie auch im Elsass, bot er uns hier bereits am Frühstückstisch zur Auswahl, was wir denn heute Alles unternehmen und besichtigen könnten. Cathy? "Nein, nein. Ich habe zu tun"! 

 

Und schon verschwand sie in ihrer schönen Küche. Oh, das kann nur bedeuteten, dass wir uns tagsüber sehr viel Bewegen sollten! Ausserordentlich viel!

José wollte mit uns nach Antibes. 

 

 

Gerade mal sieben Kilometer entfernt von unseren Freunden liegt das schöne Städtchen, östlich von Cannes und westlich von Nizza. Sehr interessant fanden wir den berühmten See- und Yachthafen Port Vauban, welcher mit seinen 1700 Liegeplätzen, einer der größten in Europa ist. Antibes ist wohl eine der ältesten Städte an der Cote Azur und wurde etwa 350 vor Christus von den Griechen gegründet. Heute sind etwa 75.500 Einwohner hier beheimatet. 

 

Als weitere Sehenswürdigkeit würde ich neben der malerischen Altstadt, auch das Fort Carré am Hafen empfehlen. Die Festung wurde 1553 auf einem Hügel angelegt und konnte die Stadt und den Hafen gut verteidigen. Im Laufe der Jahre wurde sie immer wieder Um- und Ausgebaut und steht heute, unter Denkmalschutz.

 

Das leichte Leben und die gemütliche Stimmung in der Altstadt genossen wir sehr. Und auch das kühle Malz Getränk.

 

Das Quecksilber stieg mittlerweile täglich auf 35°C. Da blieben wir gerne im Schatten und beobachteten das Treiben rings um uns. Dann noch ein Schlenderer durch den Markt und durch die schattigen Gassen. Spezialitäten Geschäfte, Boutiqen, Bistros und Restaurants drängen sich in dein Interesse und bieten viel zu bestaunen und zu genießen. 

 

Was mir an der Cote Azur besonders gefällt ist die Ungezwungenheit, jederzeit Baden zu gehen.

Du fährst an der Küstenstrasse entlang, parkst dein Vehikel irgendwo am Strassen Rand und springst in das kühle, saubere Wasser. Da suchst du nicht stundenlang nach einem Meeres Zugang. Nach einem gebührenpflichtigen Bad oder Strand. Parken, Schwimmen, Abtrocknen, weiter Fahren.

Einfacher geht es nicht. Und wenn du Lust darauf verspürst, steigst du auf dein Moped und bist in zwei Stunden auf dem nächsten Zweitausender oder in der wunderbaren Verdun Schlucht und deren erquickendem See.

 

Dazu noch die gepflegten Plätze und Promenaden. Auf unserer täglichen Jogging Runde nach Nizza sahen wir mindestens zehn Bedienstete, welche mittels Wasserwerfer und Reinigungs Gerätschaften die Landschaft putzten. Ja, auch das ist Cote Azur!

 

Langsam wird es Zeit, auf zu brechen. Unsere Freundin meldete sich per Telefon und bat uns, noch einige Dinge aus dem Supermarkt mit zu bringen. Das taten wir natürlich gerne. Auf dem Heimweg duftete es schon zwei Gassen vor unserem Ziel, nach den Delikatessen aus Cathy's Küche. Das Abendessen war erwartet phantasiereich und köstlich! Bald schon gefiel es uns, Kalorien- und Wein geschwängert, in die weichen Betten des Gästezimmers zu springen. Danach aber, ging es richtig zu Sache!

 

Ratter, Stöhn, Kreisch! Hysterisches Lachen. Unruhiges, gehetztes Atmen. Wieder rhythmisches Rumpeln. Die Kraft reichte etwa für zwei Stunden.

Oh ja, Frankreich wurde an diesem Abend und diesem Ort, seinem Ruf als "Land der Liebenden" mehr als gerecht! Die Sonne, das Meer, dieses anregende Fleckchen Erde ... 

 

Fragende, kritische Blicke trafen uns beim Frühstück. Auch im Stiegenhaus und in den Gängen des Gebäudes.

Sollte die Geräuschdämmung des Hauses nicht ausreichend dimensioniert sein für ein lebensfrohes, österreichisches Biker Paar?

Denn als dieses, verrieten uns ja die Motorräder im gemeinschaftlichen Fahrzeug Hof. Offensichtlich waren wir schon das Tagesgespräch des Hauses. War es nur bloßer Neid oder Unverständnis über die große Ausdauer und Heftigkeit dieser emotionalen Abend Veranstaltung? Der Kavalier genießt und natürlich schweigt er auch wissend! 

 

So tat es auch der unbekannte Verursacher dieser Aufregung!

Unsere "allein lebende" Apartement - Nachbarin in fortgeschrittenem Alter, hatte gestern wohl ein interessantes und intensives "Gastspiel" mit sehr erfolgreichem Abschluss. Da unsere Köpfe direkt an der gemeinsamen Wand ruhten, durften wir auch kostenlos daran Teil haben und gerne bedankte ich mich nach dem Finale Furioso mit einem anerkennenden Applaus. 

 

Nur zögernd verwende ich allerdings in diesem Zusammenhang den Ausdruck "Stehende Ovation". Wohl wissend, dass es einen kleinen, moralisch ungefestigten Teil meiner Leserschaft dazu hinreißen könnte, eine gedankliche Schmuddel Schublade zu öffnen. Welcher seriöse Autor könnte das gut heißen?

 

Leider blieb es uns  auch in den kommenden Tagen verwehrt, das ambitionierte Ensemble persönlich begrüßen zu dürfen. Das Stück wurde auch nicht wiederholt. Wahrscheinlich nahm man es aus dem Spielplan.  Möglicherweise war es auch nur für einen  einmaligen Gastauftritt geplant. 

 

José und Cathy hielten es heute für richtig, erst später am Abend nach hause zu kommen. 

 

Wir besuchten bis dahin den etwa zehn Kilometer entfernten, bei vielen Berühmtheiten aus Kunst und Wirtschaft beliebten Ort, Saint Paul de Vence. Es geht wieder ein kleines Stück in die Berge. 

 

 

Die Stadt bietet etwa 3.500 Einwohnern Heim und Herd.

Sie befindet sich im Département Alpes-Maritimes in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur.

Saint-Paul gehört zum Kanton Villeneuve-Loubet und ist ein gern besuchtes, mittelalterliches Städtchen. Sehenswert finde ich auch die gut erhaltenen Befestigungsanlagen. Diese wurden Mitte des 16. Jahrhunderts errichtet. Dafür mussten allerdings 700 Häuser abgerissen werden. 

 

 

Ihre Bewohner wurden aus diesem Grund in eine Nachbarsiedlung um gelagert.

 

Das Besondere an diesem Ort ist, dass beinahe jedes Geschäft auch Kreativen die Möglichkeit bietet, ihr Werk zu präsentieren. Egal was du kaufen willst, du kannst dabei immer künstlerisches Schaffen bewundern.

Der Maler Marc Chagall wohnte ab 1966 in Saint-Paul und schenkte dem Ort in den letzten zwanzig Jahren seines künstlerischen Lebens einige wertvolle Werke. 

 

 

Besonders sehenswert finde ich ein Gemälde mit dem Titel „Ma Vie“ ( Mein Leben ). Der Künstler wurde auch hier auf dem örtlichen Friedhof begraben und zieht noch immer tausende Kunst Pilger nach Saint Paul de Vence.

 

 

Am Eingang des Dorfes befindet sich der Platz des Boule-Spiels, auf dem sich schon berühmte Spieler wie Lino Ventura und Yves Montand die Zeit vertrieben. Das Gasthaus La Colombe d’Or, war in den 1970er Jahren beliebtes Versteck des Malers Chagall. Mit seinen Skizzen ruhmreicher Gäste wie Matisse und Picasso ähnelt es heute einem lieblichen Museum.

 

Unweit von Cannes war es beliebte Herberge von großen Filmstars wie Sophia Loren, Lino Ventura, Yves Montand und anderen Leinwand Helden. 

 

Langsam wird es wieder Zeit an die Küste zu fahren und Strand und Sonne zu genießen. 

 

Bald schon sind wir zu hause und schlendern leicht bekleidet mit lässig über die Schulter geworfenem Handtuch, drei Gassen runter zum weißen Sand. Das Meer erfrischt uns fein und die Sonne macht uns durstig und hungrig. Cathy, wir kommen!

 

 

Am nächsten Tag fahren Eva und ich nach Nizza und José bekommt einen verdienten Ruhetag. 

 

 

Nizza ist die richtige Stadt für Genießer! A

 

uch hier erleben wir das gewohnte Bild. Meer, Strand, Promenade, Strasse, Stadt. Alles in fünf Minuten zu erreichen.

 

Nizza ist lebendig. Nizza ist schön. Nizza ist die attraktivste, große Stadt an der Cote Azur. So, das behaupte ich jetzt einfach mit voller Überzeugung!

 

Hier ein zu tauchen macht unheimlich Spaß.

Goustieren, Einkaufen, Feiern, Spazieren gehen auf dem Stadtberg mit seinem Fort du Mont Alban. In seiner schattigen, gepflegten Park Anlage mit Blick über die Stadt und den Hafen. 

Dieser kann auch als Sprungbrett zu einem schönen Ausflug nach Korsika genutzt werden. Man benötigt für die Überfahrt mit der Fähre etwa 8 Stunden. 

 

Nizza ist mit 342.295 Einwohnern, welche sich über die Sommermonate allerdings verdoppeln,  nach Marseille, die zweitgrößte Stadt der provenzalischen Region und gesamt, die fünftgrößte Stadt Frankreichs. Der wirtschaftliche Schwerpunkt konzentriert sich auf den Tourismus und die Hoch Technologie.

Das milde Klima ist ideal für die Trauben des bekannten Wein Gebietes, Bellet. 

 

Der Strand zeigt sich in Nizza nicht sandig, sondern hier liegt und schlendert man auf warmen, kleinen Kieseln.

 

Nach dem Bewundern des Park`s und der großartigen Aussicht, steigen wir auf Treppen runter in die Stadt. Der Trubel hat unser Interesse geweckt.

Die Stadt teilt sich in die Meerseitige Alt- und die Bergseitige Neustadt. Diese werden durch einen weitläufigen Bereich mit Plätzen, Rasen und Wegen getrennt. Hier können auch Kinder und agile Eltern sicher und ausgelassen toben.

Die Wasser Installationen sind programmgesteuert und bieten manch nasse Überraschung. Plötzlich schießt es an heißen Tagen mal hier, mal dort aus den Öffnungen im Boden und treibt Kinder in höchste Freude und Erwachsene raus in die  trockenen Bereiche.

 

Das zu Beobachten war uns schon Spaß genug. Immer wieder wurden Leute überrascht und flüchteten mit Kind und Kegel, Hals über Kopf aus dem künstlichen Regen, um nicht völlig nass zu werden. Und wenn?

Nicht so schlimm bei 32° C. im Schatten. Jedenfalls war es sehr unterhaltsam! 

Nun wollten wir in die Shopping Szene ein Tauchen und uns durch die Neustadt treiben lassen.

Trubel, Hektik, Lärm. Das erlebst du hier im Übermaß. Menschen Gruppen drängen sich über die Gehsteige. Ok, dort wo viele Menschen sind, ist die Einkaufsstrasse nicht weit. Ja, die gibt es. Zwanzig fach!

Unglaublich was hier los ist! Strasse an Strasse, Gasse an Gasse. Ein Netz an Shopping Adern führt dich in alle Richtungen. Dort, das Geschäft! Hier die Passage. Da, die kleine Boutique! Schau mal! Ein nicht enden wollender Menschen Strom wallt durch die Strassen. und dazwischen, die Autos, Fahrräder, Kinderwägen und Motorroller. Laut und rastlos ist es hier.

Hektisch und bald, auch ein wenig anstrengend. Daher sehnen wir uns nach der gemütlichen Altstadt mit ihren schattigen Gassen und dem großen Markt.

Los geht's! 

 

Ein kühles Getränk noch in einem Strassencaffee und dann stehen wir schon am Markt. Stand an Stand, Bude an Bude reiht sich und verführt dich zu Probieren, zu Schmecken. Bekleidung, Kunst Handwerk, Fisch, Obst, Fleisch. Alle Sinne sind gefordert. Vieles gilt es zu betrachten. 

 

 

Doch am interessantesten, da waren wir uns schnell einig, fanden wir wohl das Kaleidoskop an unterschiedlichsten Menschen die hier herum wuselten. Offensichtlich war auch, dass nicht Jeder so begeistert war, von der angebotenen Vielfalt. 

 

Es wurde Zeit, auf zu brechen und am Tisch unserer Freunde Platz zu nehmen. Im Stiegenhaus schon, machte der betörende Duft alles klar. Cathy, was hast du denn wieder Herrliches gezaubert?

 

 

Josè war am nächsten Morgen natürlich wieder bestens vorbereitet und gerne versprach er schon beim Frühstück, uns über die Berge nach Cagnes-sur-Mer zu begleiten.

Dort steht das, zuletzt von Auguste Renoir bewohnte Haus. Seine letzte Wirkungsstätte ist heute ein gern besuchtes Museum und bietet einen interessanten Blick auf Renoirs Kunst, in seinen Alltag und zeigt persönliche Bilder seiner Familie und Freunde. 

 

 

Das Haus liegt eingebettet in einen wunderschönen, schattigen Park. Zweitausend Jahre alte Olivenbäume umwandert man auf schmalen Wegen und viele schöne Sträucher und Blumen spenden Ruhe und Entspannung. 

 

Vieles wollte bestaunt werden und Kammer für Kammer eroberte man begeistert, auf der Reise durch Renoir's Haus und Wirken. Lange noch hielten wir uns im Park auf und beobachteten das schöne Land, das Meer und den Himmel, welcher allerdings auffallend schnell dunkler wurde. 

Sollten wir nach zwei trockenen Wochen wieder einmal Regen erleben? Direkt ungewöhnlich war der Gedanke. Dann ging es schnell! Sturm und Wasser stürmten auf das Land ein und färbten es gelb. Auch unsere Motorräder verzierte bald eine Adventure gerechte, afrikanische Sand Bemalung.

Sollte es das Zeichen sein, auf zu steigen und wieder auf Abenteuer Reise zu gehen? 

Unsere Zeit bei Cathy und Josè neigte sich offenbar dem Ende zu und nach einem feierlichen Gaumenschmaus, erklärten wir ihnen, dass es uns morgen über Monte Carlo nach Monterosso al Mare, an die Cinque Terre, treiben wird. Der Abschiedsschmerz war erwartet groß.

Zu gut ging es uns hier, bei unseren Freunden. Warum dann José plötzlich für eine halbe Stunde verschwand und ausgerechnet über unserem Haus ein Freuden Feuerwerk abgeschossen wurde? Rätselhaftes Frankreich!

 

Die Sonne kitzelte uns aus den Federn und unser Bergsicht Balkon war die würdige Bühne, sich noch einmal in die Arme zu nehmen. Über die Küstenstrasse fuhren wir die nächsten achtzehn Kilometer, nach Monte Carlo. 

Dort fährst du durch Beton Schluchten. Über Brücken und unterirdische Kreuzungen. Am Hafen stellten wir unsere Moped`s ab und waren uns schnell einig. Mehr als der Hafen interessiert uns hier nicht. Der Blick rauf auf den Palast, ein paar schöne Jachten, danke. Das wars dann auch schon!

Am attraktivsten fanden wir noch den Blick aus der Ferne. Nein, hier wollte keine richtige Entdecker Stimmung auf kommen. Zu sehr lockte uns die Bilderbuch Schönheit Cinque Terre, weiter zu fahren und Monaco zu verlassen.

Über San Remo, Genua und Rapallo, Richtung Osten, um dann in Carrodano, auf der SP566 abwärts an die Küste zu gelangen. Monterosso al Mare ist der einzige der fünf Orte, in welchen man  mittels Auto oder Motorrad rein fahren darf. 

Er ist auch der größte. Da an dieser Welt Kultur Erbe Küste beinahe das ganze Jahr Tourismus Saison ist, gestaltete sich die Hotel Suche im Vorfeld etwas schwierig. Die meisten Hotels sind durch fix verbuchte Kontingente der weltweiten Reisebüro Netzwerke, ausgebucht. Wir aber konnten relaxt Anreisen.

Schon im Winter suchte ich über eine Internet Satelliten Karte, nach touristisch aussehenden Häusern mit eigenem Parkplatz. Dann kontaktierte ich sie per e-mail. Bald schon bekam ich erfreuliche Antwort. Das Hotel "Villa Adriana" war daher heute nach 290 Tages Kilometern unser ersehntes Ziel.

Schön gelegen. Ein wenig am Ortsrand von Monterosso. Versperrter Parkplatz, fairer Preis und perfektes Deutsch im Schriftverkehr. Das waren die Gründe, warum wir gerne zu sagten. Und wir taten gut daran. Das Haus ist liebevoll ausgestattet und gepflegt. Es wird in zweiter Generation von einer Deutschen Frau geführt. 

Ihre Mama zog wohl der Liebe wegen in den Ort und über die Jahre entstand aus der alten Villa ein wahres Schmuckstück. Schöner Garten direkt am Wanderweg über den National Park nach Levanto. Kleiner, ruhiger Pool. Freundliches, kompetentes Service Team und eine Küche die ihresgleichen sucht.

Schon nach der ersten Nacht waren wir in das Haus verliebt. Große, top saubere Zimmer mit Balkon, geräumiges Bad. Wir waren begeistert. Dann kam das erste Frühstück! Ich sag nur überwältigend! Die Mengen an köstlichen Speisen hier am Buffet waren perfekt geeignet, um dich wohl ernährt durch den ganzen Tag zu schieben. In den fünf Tagen schafften wir es nicht, von Allem zu probieren. Zu groß die Auswahl, zu umfangreich das Angebot.

Auf das Mittagessen konnten wir aus gastfreundlich gegebenem Anlass, leicht verzichten. Dazu noch motivierte, hilfsbereite Mitarbeiter und Chefin. 

Schon zum Frühstück bekamen wir die nötigen Tagesinformationen und auch den Menü Plan für das Halbpension-Abendessen. Unserer Leidenschaft folgend welche uns für das Abendessen gerne ein regionales Restaurant suchen ließ, lehnten wir dankend ab. Bis zum dritten Morgen. 

 

Die Aussicht auf das vorgeschlagene Abend Menü war so verlockend, dass wir es einfach mal probieren wollten. Welche Lehrstunde! Das mediterrane Essen war so überzeugend, dass wir es nur mit einem Ausdruck beschreiben können. Una Festa!

 

 

Kein Restaurant welches wir im Ort damit verglichen war in der Lage, um diesen Preis, so ein umfangreiches und köstlich schmeckendes Abendessen an zu bieten. Dazu noch eine Flasche wunderbaren Hausweines aus der Region. Der kostete ein paar Euro. Unfassbar! 

 

Dabei konnte man sich problemlos schon am Vorspeisen Buffet satt essen. Dann noch diese schöne Ligurische Steilküste. Jetzt sage ich etwas, was normalerweise niemals über meine Lippen kommen würde. Denn, meine Sehnsucht nach Fremdem, meine Leidenschaft für unbekannte Orte, verbat es mir bislang. "Hierher komme ich bestimmt noch ein mal zurück"! So, jetzt ist es raus! 

 

Die warmen Afrikanischen Winde stauen sich an die Steilküste und tauchen sie in ein besonderes Mikro Klima. Warm, leichter Wind, angenehm auch im Winter. Das erklärt auch die neun Monate dauernde Tourismus Saison. Und die zahlreichen Gäste strömen aus der ganzen Welt hier her. 

 

Wenn man Berichte über die Cinque Terre liest, könnte man schnell den Eindruck bekommen, sich in einem Rentner Paradies wieder zu finden. Man liest vom guten Wein, vom Wandern und dem milden Klima in Vor- und Nachsaison. Das machte mich zugegebener Weise auch stutzig. Anfangs!

 

Denn, trotz der 57 Lenze und meiner friedhofblonden Mähne, fühle ich mich nicht wie ein Mann der im Schongang durch das leben schlurft. 

Daher fragte ich mich in der Planungsphase dieser Tour immer wieder Mal, ob das schon das Richtige für uns sei? Andererseits dachte ich mir, dass nach der Tour durch die Alpen und der Woche an der Cote Azur, eine milde Wander Woche gerade passen könnte. 

 

 

Von NW nach SO reihen sich an dem etwa zwölf Kilometer langen Küstenabschnitt, die fünf Orte Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore. An der steil abfallenden Küste dieses Unesco Welt Kulturerbes wohnen etwa 7000 Einwohner. Die Region ist somit geschützt und Nichts darf verändert oder umgebaut werden. 

 

Die Cinque Terre bestehen aus einer, nach oben hin sanft abgerundeten, bewaldeten und mild auslaufenden Bergkette mit fünf abschüssigen Gelände Einschnitten. Diese öffnen sich zum Meer hin und bieten Platz für die ehemaligen Fischerdörfer. Ausser Corniglia, welches auf einem etwa 100 Meter hohen Felsvorsprung über dem Meer liegt, bauen alle anderen vier Dörfer direkt an das Wasser.

 

 

Der im milden Klima angebaute Wein, Zitrusfrüchte und Oliven, waren neben der Fischerei, über Jahrhunderte, die Einkommens- und Lebensgrundlage der hiesigen Bevölkerung. 

Der Weinbau ist auch mit verantwortlich für die eindrücklich gestaltete Landschaft. Die kleinen Weingärten sind in Terrassen an gelegt und durch schmale Wege verbunden. Diese müssen ständig durch Experten, mittels Trockenmauern gestützt und gesichert werden um nicht ab zu rutschen. 

Die Weinbauern entwickelten auch eine Ein Schienen, Zahnrad Bahn, welche sie und ihre Gerätschaften oder die Ernte, auf spektakuläre Weise auf den Berg oder in das Tal bringen. Da geht es abenteuerlich steil durch Wäldchen oder über abfallende Hänge. 

 

Die Restaurants und Hotels der Region bieten überzeugt, regionalen Wein an, um die Weinbauern zu unterstützen. "Sonst würde sich der Anbau wohl nicht mehr lohnen". So erklärte uns ein Restaurantbesitzer in Corniglia. Ein Rückzug der Wein Bewirtschaftung würde allerdings auch die Befestigung und Erhaltung der Landschaft gefährden. Zumindest aber verteuern. 

Der Bahnanschluss ist für die Orte auch heute noch sehr wichtig. Denn auf den schmalen, kurvenreichen Strassen braucht man im Auto, Zeit und Nerven.

Dann heißt es sechshundert Höhenmeter rauf zu fahren um im nächsten Ort wieder runter zu wabern. Zudem ist es, ausser in Monterosso, für Touristen nicht erlaubt, in den Ort zu fahren. Das Auto muss an einem, ausserhalb des Ortes angelegten Parkplatz, warten. Darum reist der Großteil der Touristen noch immer mittels Bahn in die Region. Die Bahnfahrt zu erleben ist selbst schon eine echte Attraktion. Sie führt durch eindrucksvolle Tunnel Landschaft entlang der Küste und bietet immer wieder überraschende Blicke raus, auf das Meer. So verbindet sie alle fünf Dörfer mit den angrenzenden Orten welche genügend große Strände für Sonne- und Meerhungrige bieten. Monterosso ist auch der einzige Ort an der Cinque Terre, mit eigenem, kleinem Sandstrand. 

Darum trifft man in den restlichen vier Örtern, tagsüber eher auf jene Menschen, die sich am Wandern und den schönen Orten erfreuen wollen. Diese allerdings in jeder Altersgruppe und aus der ganzen Welt. Hauptsächlich sprachen wir englisch. Im angrenzenden Ort Levanto, westlich von Monterosso, ist zur Bade Unterhaltung schon deutlich mehr geboten.  Auch dort ist der Bahnhof direkt am großen Strand. Aber darüber erzähl ich euch etwas später. 

 

Alternativ zu Strasse und Bahn bieten Einheimische auch die Möglichkeit, dich mittels Boot, von Ort zu Ort zu befördern. Das haben wir natürlich auch probiert und es ist durchaus beeindruckend, von der See Seite auf die bildschönen Orte zu zu schippern. 

 

 

Da präsentiert sich wieder ein ganz anderes Bild der Küste. Allerdings kann diese Möglichkeit der Personen Beförderung weder zeitlich noch preislich, mit der Bahn konkurrieren. 

 

 

Der Wanderweg "Via dell’ a more", welcher die Dörfer Riomaggiore und Manarola entlang der Küste verbindet, war bei unserem Besuch leider gesperrt. Dieser war größtenteils auf Stegen und Brücken angelegt und konnte auch mittels Sandalen belatscht werden. Ein schwerer Sturm hatte 2011 aber, einem Tsunami gleich, große Teile davon zerstört. Der Wiederaufbau sollte theoretisch, bis Ende 2016 erledigt sein.

 

Landschaftlich interessanter ist allerdings der Wanderweg von Manarola über Corniglia und Vernazza nach Monterosso. Hier kannst du, feste Wanderschuhe vorausgesetzt, auf schmalen Wegen durch die Wein- und Olivenhänge wandern. 

 

Teile der Küstenwege zwischen Riomaggiore und Corniglia, sowie ein Teil der Wege um Manarola sind seit der Unwetter im Oktober 2011, wegen Abrutschgefahr und Arbeiten an der Strecke gesperrt. Diese Abschnitte umgeht man, wenn man sich sequentiell für die dreihundert Höhenmeter oberhalb angelegten Wege entscheidet. Ich kann euch sagen, das ist wegen der grandiosen Aussicht und der Eindrücke, kein Fehler. Genügend Fitness vorausgesetzt. 

 

 

Unsere Augen konnten sich oft kaum satt sehen an dieser landschaftlichen Perle. Man ist oft überwältigt von den Ausblicken die einem geboten werden. Du trittst aus dem schattigen Wäldchen heraus und plötzlich schaust du zweihundert Meter runter auf den nächsten Ort deiner Wanderung. Das sind Blicke und Momente die du nicht mehr vergisst. 

 

Ein nächtlicher Sturm, irgendwo draussen im Ligurischen Meer, schickte gefährliche Wellen an die Küste und zwang die Fischer, ihre Bote aus dem Wasser zu retten. Dann wurde es eng im kleinen Platz am Hafen. Das Treiben ging aber unermüdlich weiter und zahlreiche Besucher strömten, wie jeden Tag,  in das Dorf und wollten versorgt sein.