Durres/Kotor/Mostar/Rovinj/Udine

Es geht weiter! Wir erwachen in der stampfenden und rollenden Fähre Richtung Durres (Albanien). Hier soll unsere Heimreise beginnen. Eva, Susi, Peter und ich staunen in den Sonnenaufgang welcher die Albanische Küste schon in Szene setzt und unsere Vorfreude steigert. Für heute haben wir uns einiges Vorgenommen. Peter hat sehr viel Erfahrung im Balkan und darum schien es mir angenehm und richtig, ihn als Guide mit der Aufgabe zu betrauen, uns die schönsten Orte zu zeigen. Oh ja, das konnte er! Das wäre erstens der Schkodra See durch welchen die Staatsgrenze zwischen Albanien und Montenegro führt. Danach Die Bucht von Kotor, den "Südlichsten Fjord Europas". Danach Mostar mit der berühmten "Stari-Most-Brücke". Danach erst an die Kroatische Küstenstrasse "Magistrala" welche, Richtung Norden, ab Biograd Namoru, Zadar - nach meiner persönlichen Meinung - erst richtig geil zu befahren ist. Das "Sahnehäubchen der Kroatischen Küstenstrasse" (Peter). Danach relaxen in Istrien (Rovinj) und Heimreise über Udine und den Plöckenpass, Richtung Tirol. 

Schaut euch mal dieses Restaurant in Albanien an. 2 riesige Speisesäle, einer davon mit Swimmingpool. Ein Kindersaal mit überkompletter Jahrmarkt-Ausstattung! Extraräume unterschiedlicher Größe. Direkt am Kanal welcher zum Meer raus führt.

Als wir auf den Hof fuhren, waren wir - abgesehen von einer Reinigungskraft und dem Kellner, alleine am Hof.

Wir erkannten, dass wohl noch nicht geöffnet war und sagten dem Kellner "dass wir einfach wo anders ...". 

Das wollte er nicht akzeptieren und bat uns, gerne schon drinnen Platz zu nehmen. Er würde unverzüglich den Koch anrufen damit wir schnellstmöglich, gut versorgt würden. "Das ist überhaupt kein Problem und wir sollen nur ja nicht weg fahren. Alles wird bestens."
Wir betrachteten das luxuriöse Restaurant und waren echt beeindruckt, so etwas in Albanien vorzufinden.

Wir wussten auch, dass der Normal-Albaner hier keine Familienfeiern abhalten würde. Bei einem Durchschnittseinkommen von 300 Euro/netto wird sich das Angebot eher an Touristen orientieren. Jedenfalls aßen wir exzellent und sehr reichlich. An diesem Tag auch alleine. 

Danach ging es endlich wieder weg vom "Tourismus" und rauf auf die Berge. Der Blick auf den Schkodra-See und das umliegende Land ist schon erhebend. Immer wieder wird uns bewusst, wie privilegiert wir doch sind. Unsere guten Motorräder tragen uns in Windeseile über rumpelnde Gebirgsstrassen, kaum erspähst du die Bergstrasse auf dem gegenüberliegenden Hang, schon bist du dort und staunst weiter, in das nächste Tal.

 

Runter geht es Kurve um Kurve und meist bist du ganz alleine. Ein Jäger auf dessen Pickup ein gerade geschossenes Wildschwein oder ein Hirsch dem nächsten Kochtopf entgegen eilt, eine kleine Gruppe Radfahrer gar. Motorradfahrer? Selten um diese Jahreszeit (Oktober). 

 

Im Tal angekommen passieren wir die Grenze zu Montenegro. Schlagartig steigen die Preise, aber auch das Gefühl, dass es den Menschen hier besser geht. 

Kotor ist schon sehr attraktiv! Die Bucht erinnert mich sehr an Norwegen. Nur ist es hier fruchtbar grün und nicht so steinig. Auch deutlich wärmer als auf meiner damaligen "Flucht nach Finnland" (9°C, Dauerregen). 

 

Kotor ist eine befestigte Stadt an der Adriaküste Montenegros. Sie liegt in einer Bucht in der Nähe des Gebirgsmassivs Lovćen und seiner Kalksteinklippen. Die mittelalterliche Altstadt zeichnet sich durch ihre verwinkelten Straßen und Plätze aus und beherbergt mehrere romanische Kirchen, wie etwa die Sankt-Tryphon-Kathedrale. In der Altstadt befindet sich auch das Schifffahrtsmuseum, das die Seefahrtsgeschichte der Stadt erzählt. Auf Sveti Đorđe, einer von 2 winzigen Inseln vor der antiken Stadt Perast, steht eine jahrhundertealte Kirche. ― Google

 

Abends schlendern wir am Fjord entlang in die touristische Altstadt. Feines Essen, gepflegtes Bierchen, danach ein Cocktail im Hotel und fröhlich ab ins Bett. Morgen wollen wir weiter, nach Mostar. 

Zuerst ging es steil nach oben. Zuerst mit den Moped's, dann über steile Treppen, bis wir auf 1.657 Höhenmetern vor dem Mausoleum von Njegos staunten. 

 

Das Mausoleum von Njegoš ist ein Mausoleum, das Petar II. Petrović-Njegoš beigesetzt hat und sich auf dem Gipfel des Berges Lovćen befindet. Das Mausoleum liegt 21 km über eine asphaltierte Straße vom nahe gelegenen Cetinje entfernt und wurde nach der Idee des kroatischen Bildhauers Ivan Meštrović erbaut.Wikipedia 

 

Hoch über den Bergen liegt das Mausoleum welches du zu Fuß erklimmen musst und ja, es lohnt sich wirklich!

Auch wenn du oben ziemlich ausser Atem sein kannst.  Bis runter an das Meer kannst du deinen Blick schweifen lassen und unglaublich schön liegt dieses Land vor dir. Ein letzter Blick über die Bucht von Kotor und wir lenken unsere Mopeds über kleine Hinterlandstrassen Richtung Mostar. 

 

Mostar ist eine Stadt im Süden von Bosnien und Herzegowina und wird von der Neretva durchflossen. Besonders bekannt ist ihr Wahrzeichen Stari Most (Alte Brücke), eine rekonstruierte mittelalterliche Bogenbrücke. In den nahe gelegenen Gassen drängen sich Geschäfte und Marktstände, im Brückenmuseum wird die lange Geschichte der Brücke nachgezeichnet. Eine schmale Treppe führt hinauf zum Minarett der Koski-Mehmed-Paša-Moschee, wo sich ein schöner Blick über die Stadt bietet. ― Google

 

Am späten Nachmittag erreichen wir Mostar. Turbulent, geschäftig. So erlebte ich die Stadt. Eine Privatpension welche sich mit Top- Bewertungen in TripAdvisor sowie Booking.com präsentierte. "Eigener Motorradparkplatz!" 

Das liest man gerne und sogleich standen wir in unserem feudalen Zimmer welches aber eher einer Jugendherberge glich. Staubsauger und Krempel lagerten im "Frühstücksraum", alte Möbel und ein verstopftes WC wurden auch durch die Erklärung des Eigentümers nicht attraktiver, dass "sogar ein BMW-Club hier nächtigte". Die Information, dass "er die erste Privatpension von Mostar" betreibt, glaubten wir sofort. Entsprechend abgewohnt war das hier. 

Wirklich brauchbar wäre auch die Information gewesen, dass man seinen Warmwasserboiler selbst einschalten muss. Die Information, "unbedingt das Restaurant xxx zum Abendessen aufzusuchen und herzlich von ihnen zu grüßen", war auch nur Networking in eigener Sache. Das Restaurant bot das Einheitsbrei-Angebot aller anderen Speiselokale. Möglicherweise unterschied es sich von anderen aber darin, dass hier gleich drei Kellner im oberen Saal rumsaßen und quatschten, während wir für unser zweites Getränk selbst treppauf gehen mussten um uns wieder bemerkbar zu machen. Die alte "Starr Most" ist schön anzusehen. Zumeist aber sind die kunstvoll fotografierten Bilder attraktiver als die Realität. Das war es auch schon was hier interessant ist. Gefühlt hundert Läden welche meist das selbe Angebot zeigten an der christlichen Seite der Brücke und ebenso viele an der islamischen Seite. Nur dort schien all der Krempel etwas opulenter und vergoldeter. Gut, dass wir müde waren!

 

Die schöne Tour hier her entschädigte mich dann doch sehr und morgen verwöhnt man uns ja noch mit dem "Erweiterten Frühstück". 

 

Dieses bestand aus Löskaffee, einem Fladen, einem käseähnlichen Klumpen und einer Wurst in beinahe unverwüstlicher Plastikhaut. Als Eva nach etwas Marmelade fragte, musste die Besitzerin lange suchen um dann doch, "aus ihrem persönlichen Vorrat" ein paar Löffel voll anzubieten. 

Mein Fazit: Mostar erlebte ich als entbehrlich. Die Hinterland-Touren allerdings waren großartig!  

Kleine, kurvige, steile, schmale Strassen, autobahnähnliche Zwischenstücke die schnell wieder in Neben-Nebenstrassen mündeten. Herrlich! 

 

Danach erreichen wir das "Drachenauge". Die Quelle des Flusses Cetina. 

Die Quelle Glavaš ist einer der natürlichen Quelltöpfe im Dinara-Gebirge, welche den 105 km langen Fluss Cetina speisen. Das „Blue eye“ oder auch Drachenauge von Dalmatien fasziniert Angler mit seiner von gleißendem Sonnenlicht durchfluteten „Iris“ und der für Taucher hypnotischen „Pupille“. 

Der Fluss Cetina ist eine der Lebensadern und zugleich der längste Fluss der südkroatischen Region Dalmatien. Seinen Ursprung hat das Flusswasser am größten Berg von Kroatien, dem 1.831 m hohen Berg nahe der Grenze zu Bosnien und Herzegowina. Zu den acht ergiebigeren Quellen der Cetina gehören die größte Quelle Glavaš (kroat.: Glavaševo Vrelo), die Vuković-Quelle und die Batić-Quelle. All die Quellen fließen im Peručko See zusammen, von wo aus die Cetina mit aller Kraft ihren Lauf nach Omiš und bis in das Adriatische Meer nimmt. Optisch ist die Glavaš der markanteste und zugleich faszinierendste Quelltopf. Da die eisblaue Oase weitestgehend unbekannt ist, können Angler und Taucher das „Blue eye“ ziemlich sicher in vollkommener Einsamkeit für sich entdecken. 

 

"Das Drachenauge" ist ein einzigartiges Wunder der Natur. In 125 Metern Tiefe entspringt das klare Wasser der Quelle Glavaš und füllt das Becken bei Cetina auf. Von oben betrachtet sieht die Quelle aus wie ein türkis und smaragdgrünes Reptilienauge mit scheinbar endlos tiefer Pupille und eisblauer Iris. Daher ihre Spitznamen „Blue eye“ oder auch "Drachenauge". Zusammen mit anderen Quellen reichert das „Blue eye“ den 20 km langen, 500 m breiten und 65 m tiefen Peruća-See. Die idyllisch gelegene Laune der Natur ist frei zugänglich.

https://www.lust-auf-kroatien.de/dalmatien/quelle-glavas-fluss-cetina-blue-eye/ Google. 

 

Am späteren Nachmittag erreichen wir dann Biograd Namoru, an der Kroatischen Küste. 

Biograd na Moru ist eine Stadt in Norddalmatien in der Gespanschaft Zadar in Kroatien.Wikipedia

In Biograd stoßen wir wieder an die Küste. Es ist Nachmittag und uns zieht es an das Meer. Eine kleine Badebucht, ein paar Verkaufshütten und einige Restaurant's haben trotz der fortgeschrittenen Nachsaison auch noch offen. Lecker Fisch, einige Magen unterstützende Pelinkovac für die Bettschwere und ein gutes Zimmer beschließen den Tag. Morgen wollen wir mit dem Bus nach Zadar. Das ist nicht weit und verspricht Trubel und Shopping-Vergnügen. Zumindest für fünfzig Prozent unserer Gruppe. 

Zadar ist eine kroatische Stadt an der dalmatinischen Küste. Bekannt sind vor allem die römischen und venezianischen Ruinen in der auf einer Halbinsel gelegenen Altstadt. An den Stadtmauern liegen mehrere venezianische Tore. Das römische Forum ist vom Kloster St. Marien aus dem 11. Jh. umschlossen, dessen religiöse Kunst bis auf das 8. Jh. zurückgeht. Weitere Gotteshäuser sind die prächtige Kathedrale der Hl. Anastasia aus dem 12. Jh. und die vorromanische Rundkirche St. Donatus aus dem 9. Jh. ― Google

 

Schon die Busfahrt war unterhaltsam. Jugendliche Schönheiten, Studenten wohl, stürmten die Stadt. Fein herausgeputzt und deutlich anders als die Menschen welche man, nur 20 Minuten weiter im Hinterland, traf. Modern, selbstbewusst und weltoffen wohl. Zumindest war das mein Eindruck. Freundlich? Hm ...

Vielleicht machte ich aber auch mit meinem friedhofsblonden Haupthaar und der Kamera auf dem deutlich definierten Bauch auch einen zu sehr touristischen Eindruck, als dass sich Blickkontakt mit mir lohnen könnte. 

Ich verstehe das. Nach der Saison ist eben noch nicht ganz vor der Saison und ich denke, dass sie die Zeit ohne Fremde auch lieber hätten, wenn sie es sich leisten könnten. Stolz?

 

Ja, den gibt es auch. 

Wie sonst kann man verstehen, dass neu errichtete, meterhohe Soldaten-Statuen an die heldenhafte, menschenverachtende Ermordung und Vertreibung einstiger Mitbürger erinnern wollen?

Menschen die schon Haus an Haus mit ihren Großeltern in Freundschaft und nachbarschaftlicher Partnerschaft lebten wurden plötzlich zu Feinden erklärt die es zu Vertreiben und heldenhaft zu foltern, vergewaltigen und zu vernichten galt. 

Wir fuhren durch diese Gebiete. Da reichen schon 15 Minuten hinter der heilen Touri-Welt an der Küste.

Zu sehen waren Häuser deren Dächer in den Kriegen als Heizmaterial benötigt wurden, zerstörte Häuser und verminte Grundstücke die es unmöglich machen, zurückzukommen in das Eigentum, in dem man plötzlich verhasst war. 

Ein Beweis dafür, dass doch nichts Gutes im Menschen schlummert. Und wenn, schlummert es sehr tief. 

Ingeborg Bachmann bringt es auf den Punkt: "Die Geschichte lehrt, doch sie findet keine Schüler". 

Da ich keinen Literatur-Nobelpreis erhielt kann ich es auf meine Weise sagen: "Jeder Kriegstreiber und jeder Kriegsverherrlicher ist ein ungebildetes, menschenverachtendes Arschloch". 

 

Reden wir lieber über Zadar. Die Stadt ist wirklich schön. Universitäten mit massenhaft Studierenden. Feine Restaurants, Hotels jeder Kragenweite, Echte und touristische Boutiquen. Alles was du in so einer Stadt erwartest. Sauber, gut renovierte Innenstadt, schöne Strandpromenade mit Meeresorgel welche vom Wellengang bespielt, beinahe übersinnlich klingende Laute "ausströmt". Hundert Fotomotive zwischen schön sein und schön scheinen. 

 

Nach ein paar Nächten rollen wir weiter auf der Magistrale, Richtung Norden.

Die Državna cesta D8 ist mit 655 km die längste kroatische Nationalstraße und führt von der slowenischen Grenze bei Pasjak nach Süden und ab Matulji entlang der Adriaküste bis an die montenegrinische Grenze bei Karasovići. Die D8 ist der mit Abstand längste Teil der Adriatischen Küstenstraße. Wikipedia

 

Ich liebe diese Strasse. Sie ist für mich wohl eine der wunderbarsten Motorradstrassen Europas.

Im Vergleich mit der Korsischen Westküste und mit der Amalfitana liegt sie immer dann vorne wenn ich den Blickwinkel verändere.

Die unglaubliche Schönheit der kurvenverliebten Steilküste Amalfis mit seinen Caffee's, Bars, Restaurant-Terrassen für unglaubliche Blicke auf das dunkelblaue Meer, klar Nr.1!

Die raue Wildheit der Korsischen Westküste mit seinen tausenden kleinen Kurven und Atem raubenden Blicke in verschwiegene Buchten, logisch, Nr.1!

Die Magistrala im Morgenlicht, welches wie ausserirdisch von den vorgelagerten Inseln reflektiert wird. So unnatürlich schön, dass ich mich schon beim ersten Blick darauf verliebt habe. Die Strasse mit ihren tausenden, gar unterschiedlichen Schwüngen. Kurvenradien welche dich selbst auf einem Gatschhupfer die Rasten über den Asphalt kratzen lassen. Geil! Immer wieder rät dir dein Herz: "Komm dreh um, das geht noch flotter. Fahr das noch mal". Also doch, klar, Nr.1!   

 

So erreichen wir, mit Glückshormonen vollgepumpt, den Küstenort Senj, um uns zu trennen. Du weißt ja, wenn es am schönsten ist ...

Senj ist eine Stadt in Kroatien, in der Gespanschaft Lika-Senj. Sie ist die älteste Stadt der oberen Adria. Das bekannteste Denkmal von Senj ist die Festung Nehaj, mittelalterliches Zentrum der Uskoken. Wikipedia

 

Hier wollen Peter und Susi wieder Richtung Nord-Ost, nach hause fahren. Eva und ich beschließen, noch einige Tage Sonne zu genießen bevor es in das spätherbstliche Tirol zurückgehen soll. Darum visieren wir unser heutiges Tagesziel an. Das wunderschöne Rovinj. 

Rovinj ist eine kroatische Hafenstadt an der Westküste der Halbinsel Istrien. Die Altstadt, deren Häuser dicht gedrängt am Wasser stehen, befindet sich auf einer Landzunge. Verwinkelte, kopfsteingepflasterte Gassen führen zu der auf einem Hügel gelegenen Kirche der Heiligen Euphemia hinauf, deren hohe Turmspitze das Stadtbild prägt. Südlich der Altstadt befindet sich die Bucht Lone, einer der zahlreichen Kieselstrände der Region. Direkt vor dem Festland liegen die 14 Inseln des Archipels von Rovinj. ― Google

 

Zufällig erhaschen wir ein Zimmer auf Booking.Com. "Privatzimmer bei Bauern". Klang für mich und meine eitle Nase erstmal ja nicht so erfreulich. Aber der Preis passte und das Versprechen, in 10 Gehminuten im historischen Zentrum zu sein, machte es noch attraktiver. Wir buchten und dankten Gott für diese Chance. Als wir müde auf den Hof rollten kamen wir nicht aus dem Staunen heraus. Unglaublich schön war der Parkplatz der uns - als besonders gerade betonierter Motorradparkplatz - zugewiesen wurde. Die teuren Autos unserer Mitbewohner mussten auf befestigten Schotterplätzen stehen. Unter Bäumen oder auf der schönen Terrasse nimmst du kurz Platz und wenn du willst auch ein Gläschen Wein aus dem hauseigenen Keller. Hinter dir die schöne Villa mit deinem ausladenden, hochwertig eingerichteten, Balkon-Zimmer und wenn es dein verklärter Blick noch über dein Moped schafft, siehst du glücklich die hoch aufragende Stadt Rovinj.

Was genau macht einen Biker nach einer wunderbaren Tagestour glücklicher? 

 

Sie nennen sich "eine Oliven- und Weinbauern - Familie" und haben mehr Stil und Grazie wie die meisten meiner Beherberger, welche sich so gerne Hoteliers nennen. Perfektes Deutsch, herrliche, hauseigene Weine und ausgezeichnetes natives Olivenöl. Emphatische Gastfreundschaft die dich zur Ruhe bringt. Ein feines Frühstück und du wanderst glücklich runter, vorbei am Fischereihafen, in die Altstadt von Rovinj. Immer wieder wird uns bewusst welch herrliches Leben wir dankbar genießen dürfen. 

 

Rovinj bedeutete für mich "treiben lassen". Eintauchen und planlos rumschlendern. Ein Bierchen auf der Terrasse? Gerne. Ein kleiner Bissen Wolfsbarsch in Salzmantel? Ach ja. Ein ausgedehnter Wandertag, vorbei an der Marina mit ihren prunkvollen Jachten und nöblichen Badeterrassen. Livrierte, wichtig schauende Kellner welche dir gerne den Champagner an deine Liege bringen. Eher nicht unser Geschmack. Aber "gerne, wohl bekomms!"

 

Wandern entlang der Küste, rund um die Halbinsel Richtung Pula und zurück? Fotografieren hunderter Details. Vom Markt, durch die Altstadt mit ihren "Geheimtip-Bars" bis zum Coktail im goldenen Sonnenuntergang. Sympathische Leute ansprechen und kennen lernen. "Ein gemeinsames Gläschen?". Gerne! Quatschen und freuen bis man müde rauf zur Villa schlendert. 

Wir bleiben noch ein paar Tage. Warum auch nicht?

In der Kühle des Morgens rollen wir vom Hof. Rauf in die Berge welche uns bald Sonne auf den Höhen, bald Nebel in Tallagen präsentierten. Ruhig und fröhlich brummten wir dahin. Immer noch in Gedanken an die gute Zeit in Rovinj. Aber irgendwie freuen wir uns - nach einem Monat Reisen - auch wieder auf  Zuhause. Die Kinder, der gewohnte Tagesablauf, Freunde einladen ...

 

Einmal wollen wir noch übernachten bevor wir über den Plöckenpass, Richtung Heimat fahren wollen. 


 

Zur letzten Übernachtung haben wir uns Udine ausgesucht. Auch eine dieser Städte welche man nur vom Vorbeifahren kennt. Udine ist eine Stadt im Nordosten Italiens. Das auf einem Hügel gelegene Schloss von Udine beherbergt mehrere Museen und eine Kunstgalerie mit Werken von Tiepolo und Caravaggio. Es bietet Blick auf die Stadt und die umliegenden Berge. Auf der zentralen Piazza della Libertà befinden sich Gebäude aus der Renaissance, darunter die Loggia del Lionello aus rosafarbenem und weißem Marmor sowie ein Uhrturm. Der Dom von Udine bietet ein barockes Interieur und ein Museum mit religiöser dekorativer Kunst. ― Google

 

Wir rollen am frühen Nachmittag vor das Hotel Friuli und staunten nicht schlecht über den Empfang.

Ordner, Fotografen, wichtige, ernstgesichtige Anzugträger. Das alles wegen uns?  Ah, doch nicht!

 

Gerade als ich eintreten will kamen die Helden des Serie-A Fußballklubs "Udinese Calcio" heraus.

Was ein Gedränge. Das waren Schränke wie du es im Fernsehen gar nicht mitbekommst. Einen Kopf größer und einen Brustkorb breiter als ich. Und ehrlich, ich bin wirklich kein unterernährtes Grischpindl.

 

Gefühlt "alle" von ihnen waren Afrikaner. Maximalpigmentiert und stolz, drängten sie, eisigen Blickes und monumentalen Schrittes auf mich runter schauend, an mir vorbei auf den Vorplatz und unter Blitzlicht-Gewitter, rein in den bereitstehenden, schwarzen Bus. 

 

Ich war sehr beeindruckt aber auch äusserst vorsichtig, dass ich nicht etwa einen von ihnen mit meiner Schutzjacke streifte. Nicht, dass er kreischend weggeschleudert wird und, wie oft im Fernsehen gesehen, 15 Meter verkrümmt durch die Luft fliegt um mittels eingeschraubtem Sturzberger wieder - sterbend wohl - am Boden auf zu schlagen. 

 

Mit Schaudern erinnere ich mich an die Flugshow des italienischen Schwalbenkönigs Pippo Inzaghi, welcher innerhalb der 90 Spielminuten mehrere Kilometer flog und nach erfolgter Landung, unzählige Nahtod-Erlebnisse überlebte. Entweder durch den Lebensretter-Spray seines Betreuers oder durch die Schiedsrichter - Entscheidung, ihn dann doch einen Freistoß treten zu lassen, den er dann normalerweise auch verwandelte. 

 

Ach ja, Udine! Ich schweife ab. 

Das Hotel Friuli passt sehr gut für einen Udine-Besuch. Freundliche, deutschsprachige Rezeption.

Der fein gekleidete Portier erkannte sofort, dass wir uns sehr über einen separaten, abgesperrten, videoüberwachten Parkplatz für unsere Mopeds freuen würden. Genauso war das auch. Super!

Die Zimmer ausreichend groß und bequem, das historische Stadtzentrum, in 10 Minuten, zu Fuß erreichbar. Bestens! 

Das Hotel teilt sich den großen Vorplatz mit einer Tankstelle und einem sehr innovativen Royal-Enfield - Händler

mit Themen-Bar. Sehr bestens! 

 

Wir schlendern - nachdem wir erfrischt waren -  in die Altstadt und wurden - einmal mehr - Opfer unserer laschen Vorbereitung. Schnell erkannten wir, dass eine Stadt mit geschlossenen Restaurants und Bars unmöglich anzusehen ist. Nichts gefiel uns, nichts fanden wir interessant, solange uns der Magen knurrte. Verdammt! Vor 17:00h schauen sie dir beim Verhungern zu. Keine Chance! 

Als endlich die erste Trattoria öffnete und wir mit letzter Kraft über die Schwelle krochen, wurden wir doch noch gerettet. Natürlich bestellten wir zu viel. 

Antipasti, Primo, Secondo mit Bier und Wein, lecker Dolce? Certo, Grazie!

 

Als wir schwer gesättigt wieder raus auf die Strasse schritten sah die Stadt um ein Vielfaches schöner aus.

Viele junge Menschen, schöne Boutiquen, Bars, Ristorantes ...!  Kennt ihr das? 

Eine weitere, schöne, italienische Stadt. Müßig sie zu vergleichen. Einfach wohlfühlen und gute Zeit haben. Historische Gebäude, das Schloß-Museum auf dem Hügel, mitten in der Stadt, der große Stadtpark. Das passt! 

 

Noch ein Gläschen Wein und zufrieden trollen wir uns heim ins Hotel. Nach einer feinen Nacht packen wir unsere sieben Sachen und beladen vor dem Hotel unsere Mopeds. Auch die hatten eine ruhige, sichere Nacht hinter ihrem versperrten Gatter. 

 

Nach einigen Minuten hatten wir die Stadt schon hinter uns gelassen und eilten dem Plöckenpass zu. 

 

Der Plöckenpass, 1357 m ü. A, ist ein 37 km langer Pass in den Karnischen Alpen auf der Strecke von Kötschach-Mauthen im Gailtal ins italienische Timau in Friaul. Von dort führt die Straße südlich nach Tolmezzo und Udine. Wikipedia

 

 Wir fuhren in die Gegenrichtung und das war auch gut. Sonne und feine Temperaturen rieten immer noch, den Sommeranzug zu verwenden. Je weiter wir rauf kamen, so auf Höhe Sutrio, freuten wir uns über unsere geschmeidigen Fließjäckchen welche fein wärmten. Bald schon wurde auch die Griffheizung bemüht um weiterhin mit den leichten Sommerhandschuhen fahren zu können. Dicke Handschuhe? Nein, die hatten noch keinen Platz in unserem Kopf. 

 

Oben auf der Passhöhe erlebten wir einen erstaunlichen Zeitsprung. Von einem Augenblick zum andern, wurde aus einer warmen Spätsommer- eine kühle Spätherbst - Tour. Bunte Blätter, feuchte Fahrbahn, kühle, wohlriechende Luft. Es roch sehr nach Saisonschluss. 

 

Darum ließen wir es ruhig angehen. Wollten nur noch gesund heimkommen. Gemütlich über den Felbertauern und den Pass-Thurn, runter nach Kitzbühel. Danach durch das Brixental in das Inntal und schon standen wir in unserer Garage. Mein treuer, kleiner Kühlschrank spendete uns das traditionelle Garagenbier und dankbar prosteten wir uns zu, waren wieder zu Hause. Nach über 6.400 schönen und problemlosen Kilometern. 

 

Danke Peter, danke Susi, für die schöne Zeit mit euch. Die unzähligen Geschichten und Gedanken aus eurer Rallye-Erfahrung und -Zeit. Für schöne, gemeinsame Stunden und Kurven. 

 

Salve, Mario