Ciao Freunde!

Wieder zieht es uns und diesmal etwas weiter raus! Wir planen mit dem Motorrad etwa 2.700 km in Portugal rum zu wandern um danach einige Kurzbesuche an der Spanischen Südküste abzuhalten. Diese eher als Sondierung für mögliche, längere Aufenthalte in der Zukunft.

Schon die Transferstrecke übersteigt auf dieser Reise die 5.000 km . Daher wählten wir unseren braven Hänger.

 

Dieser wurde bei der Firma Flucher in Leibnitz (Österreich) auf Bestellung und auf Maß gebaut (Sontertypisierung).

Die Aufgabe war, einen Hänger mit tiefem Schwerpunkt für zwei große Motorräder zu bauen. Eigendämpfung, gute Rangiereignung. Da er gleich breit wie unser Zugfahrzeug (TOYOTA Verso 2,2L Automatik) ist, kann er auch auf rumpeligen Strassen flott bewegt werden und ist auch in engen Gassen gut beherrschbar. Aufgabe bestens erfüllt, Firma FLUCHER, danke! Auf gut ausgebauten und gewarteten Autobahnen fahre ich ihn ohne Bedenken mit 130 - 140 Km/h. (STVO !). Gewicht mit unseren beiden Motorrädern, über 600 kg.  

Quer durch die Schweiz geht die Reise nach Lion, dann in die Nähe von Clermont Ferrand. Dort bogen wir einfach ab um zu Tanken und suchten uns ein geeignetes Hotel.

Wir landeten in der Fleisch - Gegend! Rinder die gerade noch gut genährt auf der Weide mit ihrer strotzenden Gesundheit protzten, landeten eh sie die Dramatik ihres Lebensendes begriffen, auf dem Teller des geneigten Chateaubriand Liebhabers! Gerne reihte ich mich abends nach einem kleinen Spazirgang ein, in den Schulterschluss derer, die schmatzend und kauend die Vorzüge tierisch, organischen Essens preisen. Dazu noch ein Fläschchen Bordeaux und Gute Nacht! Eva genoss Fisch. Na ja.

Am Morgen verwöhnte man uns noch mit leckerem Frühstück und schon brannte in mir die bekannte Leidenschaft welche Eva meist zur Hysterie treibt. Reisefieber!  Mich lockte es nach Biarritz.

 

Dieses Privatzimmer bookte ich schon zu hause. Ich wollte nicht erst vor Ort rumsuchen.

Mittels google map oder motoplaner findet man sich schnell zurecht in fernen Landen und sieht auch die gebotenen Parkmöglichkeiten. So ein Gespann will ja auch sicher geparkt werden. Schließlich möchte ich ja nicht meine edlen Carbone Teile und sonstiges, brauchbares Zubehör, dem handels- und bastelwütigen Fan zur freihen Entnahme anbieten.

So fand sich diese feine Privatunterkunft, mitten in Biarritz. Schon auf Maps erkannte man die Einfahrt mit dem geschlossenen Tor zur Strassenseite. Den Pool und das große Haus.

 

Man sah auch die hohe Bewertung (ich glaube es waren 8,8 Punkte) welche sich die braven Eigentümer redlich verdient haben. Aufmerksam, freundlich, mitfühlend. So würde ich sie beschreiben. Sofort waren ihre zwei Privatautos in irgendwelchen Gassen verschwunden als sie mein Gespann in seiner ganzen Länge wahrnahmen.

Ich brauchte locker die ganze Einfahrt. Der ganze untere Teil des Hauses war für uns. Samt Pool. Im ersten Stock wohnten sie selbst. Dorthin luden sie uns zur Jause, zum Frühstück oder zum Zwischendrink.

Englisch sprachen sie besser als wir.

 

Als wir die Dame des Hauses fragten, ob sie uns zur morgigen Abreise ein Lunchpaket machen könnte, bejahte sie das umgehend. Natürlich fragte sie noch nach unseren Vorlieben. Wurst, Schinken, Käse, Limonade, ...

Denn morgen wollen wir uns nicht lange aufhalten. 960 Autobahnkilometer waren es bis nach Lissabon. Die wollten wir so schnell als möglich hinter uns bringen.

Wir wussten ja auch nicht, wie der Verkehr einzuschätzen sei. Es handelt sich ja doch um die Haupt - Verbindungsroute Frankreich - Portugal, welche natürlich massiv vom Berufsverkehr genutzt wird.

Biarritz ist ein wohl berühmtes Städchen im Süden der französischen Atlantikseite. Seit Alters her schon beliebtes Sommerziel der Französischen Belle Epoque, der Adeligen, Bürgerlichen und neuzeitlichen Bessermenschen.

Man sieht- und man fühlt es auch ein wenig.

 

Gute, teure Restaurant's. Feine Boutiquen. Schöne Gebäude. Gepflegte Anlagen, Parks und Strassen. Mir Spießer gefiel es gut und bald schon schlenderten wir durch die etwa 24.000 Einwohner zählende Stadt nahe an Bordeaux.  Die Altstadt mit ihrem eigenen Strand. Die feinen Spazierwege an der felsigen Küste bis raus an den großen Stadtstrand im Norden und den Leuchtturm. Dort wo die großen feudalen Hotel's aufgereiht wurden. Eine riesige Strandpromenade trennt das Sandmeer vom geschäftigen Treiben.

 

Tourismus poor. Aber - wie überall am europäischen Atlantik - im Mai noch nicht wirklich angelaufen.

Wir genossen die Zeit hier. Nach 2 Tagen Auto und der langen Etappe morgen, eine feine Abwechslung. Dass wir ausreichend Zeit hatten plante ich schon an der Anreise. Darum buchte ich für die erste Etappe kein fixes Zimmer. Ich wollte so weit fahren wie es eben ging, um genügend Zeit für Biarritz frei zu fahren. Darum wahren wir auch schon um die Mittagszeit hier. Gut gelungen!

 

Ach ja! Maut ist natürlich ein Thema! Durch die Schweiz, natürlich mit Maut Pickerl. Auch für den Hänger.

Die habe ich mir gleich zu hause beim Autofahrerclub geholt und drauf geklebt.

Ganz Frankreich wird mittels Automaten bemautet. Manche Streckenabschnitte haben Fixpreise welche flott, durch Einwerfen von Münzen in einen Trichter beglichen werden können. Das betrifft meist Stadtautobahnen oder großräumige Stadtumfahrungen. Dazu holte ich mir auf der Bank - vor der Abreise - ausreichend Euro Münzen, welche griffbereit im Auto deponiert wurden. Das war praktisch. Genau wie das Packerl 5 Euro Scheine für die mit Personen besetzten Kassen. Der Rest wurde über Kreditkarten Kassen bedient. Wir hatten auf der ganzen Fahrt kein Problem, flott und unkompliziert unser Geld los zu werden. Passt ja auch.

Am nächsten Morgen ging es weiter, Richtung Lissabon.

Nach dem sehr guten Frühstück und dem Empfang der dicken Jausenpackerln wurden wir herzlich verabschiedet. Nach der gewissenhaften Kontrolle der Moped - Verzurrung, rollten wir vom Hof. Schnell waren wir raus aus Biarritz und unterwegs in das spanische Baskenland. Vom Auto aus sahen wir schon, dass es wirklich Sinn machen könnte, hier mal für längere Zeit Aufzuschlagen. Die Pyrenäen zur einen- den Atlantik zur anderen Seite, erscheint es als interessantes Motorradrevier!

 

Als wir dann auf der spanischen Seite auf die fette Autobahn Richtung Portugal auffuhren, wurden unsere Augen immer größer. An einem Montag zog uns unser treuer, drehmomentstarker Japaner Richtung Portugal. Womit mussten wir rechnen? Mit Arbeitsverkehr, Gewerbliche Transporte, Montagsstress auf der Hauptverbindungs Autobahn eben. Pausen planten wir so etwa alle 200 Km und beim Tanken. Überfüllte Imbisrestaurants wollten wir mittels unseres Lunchpaketes vermeiden. Wir erlebten?

Vierspurige Straßenseite, gewaltige Tankstellenanlagen mit Hotels, riesige Restaurants und Einsamkeit.

 

In meiner Planung übersah ich, dass heute ein spanischer Feiertag zu feiern war. Das erklärte die leere Autobahn. Unfassbar! Welches Glück! Die ganze Bahn gehörte - gefühlt - uns alleine!

So sollten die schwach tausend Kilometer gut zu schaffen sein. Den Tempomat auf 130 Km/h gestellt, die vorbereitete Playlist mit Flamenko und Fado aktiviert. Danach galt es nur noch, die Reise zu genießen. Das war richtig relaxt!

 

Zuerst Richtung Heiliger Geist, dann nach Links!  

Wir flogen nur so dahin. Ohne Zwischenfälle und ohne Stress genossen wir die Ausblicke auf tausende Olivenbäume und darunter, Schatten suchende Stiere. Wenn die wüssten ...!

 

Einmal, beim Tanken, standen mitten im Verkaufsraum der Tankstelle etwa 50 Stück Olivenöl-Kanister zu je 5L Fassungsvermögen. Preis pro Kanister EUR 7,90 Extra Vergin! Top Qualität scheinbar.

Da wir ja leidenschaftlich mit Olivenöl kochen, war mein Interesse schnell geweckt. Zuhause bezahlen wir bei einem italienischen Freund EUR 58,- für das selbe Behältnis.

Meine Frage, ob das auch wirklich gute Qualität ist, lächelte die Verkäuferin einfach weg. Natürlich, das Öl ist direkt von hier aus der Gegend und sie selbst, sowie jeder ihrer Freunde verwendet es überzeugt.

Natürlich wanderte ein Kanister in unseren geräumigen Japaner. Zum Test wollten wir zu hause eine Blindverkostung veranstalten.

Ein Fläschchen sündteures Öl aus der Markthalle in Valenzia, unser 50 Euro Öl des Freundes und dieses günstig gekaufte von hier.

Unser Sohn bereitete den Test vor, damit wir nicht wissen konnten, welches Öl welches ist.

Die Verkostung ergab, dass uns das teuerste Öl am besten, das billige aus der Tankstelle am zweitbesten und das teure Öl vom Freund am wenigsten schmeckte. Mit diesem waren wir aber immer sehr zufrieden.

Was haben wir gelernt? Immer wieder mal über den Tellerrand schauen!

Und, der Preis ist nicht immer die beste Reverenz!

 

Nach ein paar stresslosen Kilometern wurde es doch noch spannend!

Als wir von Spanien nach Portugal rollten war das übliche Mautprozedere zu erwarten.

Schon tauchten gefühlt 30 Mauthäuschen auf und wir konnten uns jedes beliebige aussuchen. War ja ausser uns "Niemand" unterwegs. Wir bezahlten und nach etwa einer Minute fanden wir auf portugiesischer Seite eine Tankstelle. Wir selbst tranken Kaffee und Jasujuki wählte Diesel.

Danach fuhren wir gestärkt los, um schon bald die Mautstation zu erwarten. Als diese in voller Breite am Horizont auftauchte, zeigte uns eine Fahrspur den rechten Weg. Ganz rechts!

 

Da ihn ein Schild mit Auto und Hänger schmückte, waren wir uns sicher, das ist unser Weg in's Glück!

Den fremdländischen Kauderwelsch auf der Zusatztafel verstanden wir ohnehin nicht. Rechts vorbei an den Häusern welche wie Lager oder andere Wirtschaftsgebäude aussahen, reisten wir elegant und offenbar zu dämlich eine Mautstelle korrekt zu passieren, an den Mauthäuschen vorbei und nach einem lustigen S-Kurven Schlänker waren wir wieder auf der Autobahn Richtung Lissabon. Im Rückspiegel entschwand leise und anteilslos die Mautstation.

 

Ok, das war wohl nicht ganz nach Plan gelaufen. Nun hatten wir ja kein Billet, welches uns als berechtigte Autobahnbenützer auswies.

Auch konnten wir beim Abfahren in Lissabon wohl keinem Mautkassier erklären, dass es gar keine Gebührenhäuschen gab, auf unserer Route. Ich wurde leicht nervös.

Schon sah ich mich mit rotem Kopf und ungeeigneter nationaler Sprachbegabung, am Endpunkt unserer Autobahnstrecke stehen und die strenge Kassenperson blöd anzuschauen. Wie soll ich denn das erklären?

Oder noch schlimmer, wie erkläre ich einem unbemannten Automaten, dass ich kein Ticket habe?

 

Ich sah vor meinem geistigen Auge schon einen unmotivierten Schranken vor- und Schlangen von hupenden Autos hinter mir. Menschen die hysterisch herumfuchtelten und mich einen ausländischen Volltrottel schimpften.

 

Am späteren Nachmittag wurde der Verkehr dichter und meine Befürchtungen verstärkten sich mit jedem gefahrenen Kilometer. Oh man, das wird was werden!

 

Dann, die Abfahrt. Unser Navi wies uns den Weg, runter von der Autobahn. Fast nahtlos wurde aus der Autobahn eine breite Zubringerstrasse Richtung Zentrum. Schmäler und enger wurden die Strassen und Gassen, bis wir irgendwann begriffen, das war es wohl! Keine Mautstation!

Wir verstanden die Welt nicht mehr, waren aber nicht ganz unglücklich darüber. Das bedeutete für uns, einen halben Tag gratis über die wunderbar ausgebaute Autobahn gefahren zu sein um gut in Lissabon aufzuschlagen.

 

Schon kam mir Vieles bekannt vor. Hatte ich mich ja gut vorbereitet auf unsere Ankunft. Google Maps zeigte mir schon zu hause, wie ich mich mit meinem Gespann an das Hotel annähern sollte. Man braucht ja auch genügend Platz. Darum wählte ich das Innenstadthotel auch nach diesen Kriterien aus.

Zum Hotel kann ich ehrlich nur Positives sagen.

 

Sehr freundliche Angestellte und Arbeiter. Große Auswahl am Frühstücksbuffet. Großes Zimmer mit Dachterrasse. Das hatten aber nur wir. Wahrscheinlich weil wir die einzigen Gäste waren die über eine Woche blieben.

Die meisten, von uns bequatschten Frühstücksgäste, blieben meist nur 2 - 3 Nächte. Klassische Städtetouristen oder Rundreisende wohl.

 

Die zweistöckige Tiefgarage war sehr gut für uns und ein absolutes Muss. Auch auf öffentlichen Strassen müsste man für das Parken bezahlen und so habe ich meine Fahrzeuge im sicheren Bauch des Hauses und gut is.

Das lasse ich mir auch gerne was kosten. Klarerweise machte ich den Preis schon lange vor unserer Anreise per e-mail fix. Immerhin benötigte ich ja drei reservierte Abstellplätze für Auto, Hänger und Moped's. Tatsächlich war der ausgehandelte Preis für die Fahrzeuge teurer als für uns. Dabei frühstückten unsere Fahrzeuge nicht mal. Auch die Dusche war ihnen egal. Wir buchten für 10 Nächte.

 

Die Begrüßung war freundlich und hilfsbereit. Die Einfahrt war dann doch etwas eng, ließ sich aber mit ein wenig Konzentration, gut bewältigen. Die einspurige Strasse vor dem Hotel wurde nur kurz blockiert. Auch das schien Niemanden wirklich zu stören. In der Garage selbst war ausreichend Platz die Moped's vom Hänger zu fahren und fein säuberlich, wurde unser Fuhrpark auf die reservierte Fläche geschlichtet.

 

Als wir nach 10 Nächten wieder auscheckten erlebten wir wohl die größte Überraschung, betreffend unserer langjährigen Hotelerfahrung. Der Angestellte verrechnete nur einen Abstellplatz. Als ich ihn in meiner ehrlichen Christen Art auf diesen vermeindlichen Irrtum hinwies, winkte er lächelnd ab. "Das passt schon so. Wir hatten genügend Platz und sie waren symphatische Gäste". Ein paar hundert Euro geschenkt!

 

Jedenfalls waren wir sehr glücklich über unser Hotel. Etwa 20 Gehminuten vom historischen Zentrum Lissabon's, nur von einer Häuserzeile vom wunderbaren Park (Eduardo 4.) getrennt, welcher direkt runter führt in die Altstadt.

In ein paar Minuten Entfernung, Geschäfte, Einkaufszentrum, Einkaufsstrassen, Parks und massenweise Restaurants. Eines, genau gegenüber. Großartiges Essen, freundliche Eigentümer und Angestellte.

Dennoch war es in der Gasse wo das Hotel stand, angenehm ruhig.

 

Orientierungsmarsch nach dem ersten Frühstück.

Das war sehr unterhaltsam. Unmengen verschiedenster Typen laufen dir über den Weg. Massen von Asiaten, kleine Gruppen Europäer. Fesche, gut angezogene Portugiesen, hetzten bald hier- bald mal dort hin.

Ein buntes Treiben wie es mir echten Spaß bereitet. Stundenlang könnte ich nur an einem Getränk nippen und glotzen. Meinen Gedanken freien Lauf lassen.

Worüber sich der da drüben wohl so furchtbar aufregt? Wohin die hübsch aufgemascherlte junge Frau wohl geht?

 

Die Orientierung gelingt in Lissabon recht einfach.

Meerseitig gibt es einen einladenden Sandstrand.

Direkt am historischen Zentrum. Am riesigen Marktplatz. Dieser ist gesäumt von Geschäften, Restaurants und Bars welche irgendwie alle das selbe Angebot offerieren. Klassisch touristische Szene eben.

 

Das Zentrum der "Altstadt" bildet ein Stadtteil (Baixa Chiado) der nach Schachbrettmuster angelegt wurde. Dieser wurde nach einem verheerenden Brand neu gebaut und bietet nun genügend schattige Gassen und Strassen für Restaurantes und Geschäfte welche vorwiegend Indern als Arbeitsplatz dient.

Und Hühnern welche bis zum Burnout in Heimarbeit Schuften müssen.

Egal wo wir in diesem Gebiet nach typisch portugiesischer Speise fragten, wir bekamen immer ein Spiegelei drauf gepappt. "Spiegelei ist portugiesisch", erklärte man uns in englisch-indischem Dialekt.

Wir lernten schnell, dass man zum Essen einen anderen Stadtteil bevorzugen sollte. Das Bairro Alto!

Alto bedeutet oben. Das weist auch schon auf eine weitere günstige Besonderheit Lissabons hin.

Der meerseitige, touristische Stadtteil wird von Hügeln eingekesselt welche ihre eigene Geschichte und Kultur haben.

Wenn du gut und authentisch Essen willst, fahr mit dem historischen Lift rauf in das Bairro Alto. Dort oben haben sich die angesagten Bars, Restaurants und Geschäfte angesiedelt. Wenn du hungrig bist geh zu Fuß. Der Lift und seine Aussichtsplattform ist sehr beliebt und meist wartet eine Menschenschlange davor.

 

Wenn du super Bock auf kühles Bier hast empfehle ich die nationale Biersorte. Süffig, leicht, erfrischend.

 

Schnell werden dir die Keramik verkleideten Fassaden auffallen. Früher waren die meisten Häuser damit gegen die rauhe Salzluft geschützt. Neuzeitlich wurden sie sogar beim Renovieren unüberlegt abgeschlagen und weggeworfen. Erst als man den weiteren Nutzen dieser Fliesen vermisste, wurden die Leute wieder sensibler. Denn plötzlich wurde es in den schmalen Gassen Lissabons dunkel. Ja genau, die Fliesen reflektierten auch das Umgebungslicht in allen Farben. Die Gassen waren heller und ein ganz besonderes Licht flutete die Strassen und Gehwege.   

 

Der, dem Bairro Alto  gegenüberliegende Hügel, trägt die Festung "Castelo de Sao Jorge" und weist sich als Stadtteil Alfama aus. Dieser zieht sich runter bis zum Meer. Nördlich dahinter, die weniger besuchte Mouraria.

 

Ich liebe Maroni!

Immer wieder denke ich so um die Weihnachtszeit daran zurück, dass es mir nicht immer so gut ging wie jetzt.

Das gründete in einerseits Unerfahrenheit und andrerseits Schicksal oder wie immer du das nennen willst. Zuhause schon als Achzehnhähriger keine Perspektive gesehen und zu unvorbereitet auf eigene Füße gestellt. Dann noch der Tod meiner Drillingsmädchen gleich nach der Geburt. Vorher natürlich mit Schulden eine größere Wohnung angeschafft und eingerichtet. Wir sollten ja bald eine fünfköpfige Familie sein. Ich, 19 Jahre alt, meine Frau 16!

Die einzige Hilfe der "Nahen" war, uns zu erinnern, dass sie uns ja ohnehin gewarnt haben viel zu jung zu sein. Tatsächlich stolperten wir oft nur über erhobene Zeigefinger und letztlich blieb nur noch Frust, die Krankheit meiner Frau und Schuldennot. 

In dieser Zeit arbeitete ich in Wien und verdiente exakt das Geld, welches wir zum Leben benötigten. 

Keine Sicherheiten, kein Abbauen der Schulden. Exakt so präzise schröpfte mich meine Hausbank, dass ich brav die Zinsen bezahlen und wir gerade noch so Leben konnten. Mit dem Nötigsten.

 

Weihnachten musste ich jeden Tag an einem Maronistand vorbei, in die U-Bahn absteigen. Dieser Duft! Dieses Verlangen nach den - für mich - köstlichen, gebratenen Maroni. Täglich musste ich die Entscheidung treffen, entweder eine kleine Tüte Maroni oder ein Abendessen. Einfache Regel!

 

Heute genieße ich den Luxus, dass ich kaum an einem Kastanienstand vorbeigehe ohne eine Tüte zu kaufen. Von Herzen dankbar bin ich meinem Heiland Jesus, dass es uns so gut geht!

 

So auch in Lissabon, im Mai. Nein, die haben nicht die Weihnachtszeit verschoben, sondern ihre Maroni sind immer verfügbar. In Meerwasser gedämpft. Das habe ich auch noch nie gesehen und musste ich natürlich sofort schmecken.

Gut waren sie, interessant, leicht salzig, ungewöhnlich aber gut. Für mich aber, nicht so gut wie unsere süßen Weihnachtsmaroni. 

Der Blick von der Festung schweift rüber zur berühmten, millionenfach fotografierten Brücke, zur Jesus - Statue welche wir noch näher besichtigen wollen und über die Dächer der historischen Stadt zu unseren Füßen. 

Vom vielen Latschen und begeisterten Schauen müde, verspürten wir leichten Hunger. Da schien uns die gelobte Spezialität aus Lissabon gerade recht. Fast zufällig standen wir vor dem berühmten Geschäft welches in jedem Reiseführer beschrieben wird. Pastel de Bacalhau spricht man "Pastei de Bakalau" aus und ist ein, zu einem teigigen Knödel geformter, frittierter Kabeljau. Vorher aufwändig mit Salz haltbar gemacht und "Jahrhundertelang" gelagert und gereift, um danach zu dieser beliebten Köstlichkeit verarbeitet zu werden. Und um die Fischknödel zu bekommen, stellen sich die Touristen und Einheimischen eine Ewigkeit an. Natürlich versuchten wir ihn und was soll ich sagen? Mit Super Bock ging es! 

Wir mussten wieder auf die Motorräder. Die Lust, durch das Hinterland und an die Küste zu fahren. Die Neugier, Menschen und Land besser zu sehen und verstehen, lockte mächtig.

Schon fanden wir uns auf den Sitzen unserer beider Japanerinen und wir rollten brummelnd die Tiefgarage rauf in den milden, portugiesischen Frühling.

 

Erst raus durch die Stadt und dann in den Nordwesten. Richtung Amadora und danach die N375 durch den Nationalpark de Sintra. Wunderbar war es hier zu fahren. Immer wieder Weinanbaugebiete, Agrarland welches mit kleinen Wäldchen geschmückt vor dir lag.

Die kleinen Dörfer waren blitz, blank geputzt. Die Häuser geschmückt. Die Bars und Caffees waren einladend und sauber. Guter Caffee, feine Süßspeisen und kleine Happen schmeckten sehr gut. Im Vergleich mit Italien war es hier gefühlt "milder".

 

Die WC's waren überall wo wir hin kamen pingelig sauber und sogar mit ausreichend Papier ausgestattet. Ja, das machte Freude. Hier fühlten wir uns nicht als Touristen Last. Die Menschen freuten sich offensichtlich über uns. Männer grüßten uns von den Gehsteigen wenn sie das dumpf grollende Akrapo - Gewitter meines Langhubers hörten. Ganze Gruppen junger Männer bestaunten immer mal ungeniert meine geparkte Dicke und waren nicht zu stolz, mir von der Weite ein "Daumen hoch" rüber zu lächeln.

 

Große Reise Maschinen sahen wir hier ohnehin wenige. Das mag wohl an der Topographie des Landes liegen.

Eher, so auf böse umgebaute Naked Bikes mit Höllenauspuff oder amerikanische Cruiser und Chopper standen hier rum. Die meisten aber dreckig und wohl sehr wenig bewegt. Auch in Lissabon drehte man sich schon mal um, wenn man ein Motorrad hörte.

Einmal fragte ich eine - von unseren Mopeds begeisterte - Kellnerin, warum hier so wenige Motorräder zu sehen sind? Ob das in Portugal generell so ist? Nein, lachte sie! Es gibt ganz viele Motorradfahrer in Portugal, allerdings ist es noch viel zu kalt.

Ich saß hier bei 25°C im sehr spärlichen Schatten, in meinem leichten STADLER Sommeranzug und konnte es nicht glauben.

 

Danach die wunderbar kurvige N247 an die Atlantikküste. Hier am Cabo da Roca hielten wir unsere Nasen in den salzigen Wind. Ja, der Atlantik ist schon noch eine andere Nummer als unser Mittelmeer oder die Adria. Wilder brechen die großen Wellen gegen die Küste, laut und ungestüm. Wir sind begeistert. 

 

Danach cruisten wir einfach die Küste entlang wieder runter nach Estoril. Vor Estoril, dem berühmten Ort mit seiner großen Motorsport Vergangenheit, kurvte die Landes- und Küstenstrasse immer wieder mal durch kleine Wäldchen in denen du das Gefühl hattest, wie durch brennende Tunels zu rollen.

Sonnendurchflutete, unvergessliche Laubwälder, aus denen - so schien es - die Wege rausgefräst wurden. Unbegreiflich schön!

 

Dann über den Praja de Torre und über den Stadtteil Belem (das Tor zum Atlantik) ging es rauf auf die millionenfach fotografierte Brücke. Diese trägt die offizielle Autobahn und ist mautpflichtig. 

 

Torre de Belem.

Mit Migranten haben die Portugiesen offenbar weit weniger Stress als wir, die wir in unserer Selbstzufriedenheit schon vergessen haben, dass viele Millionen unserer Vorfahren auch froh waren, dass sie weltweit aufgenommen wurden auf ihrer Flucht vor einem kranken, totalitären Regime und vor Hunger und Todesangst.

Vor nicht mal 90 Jahren!

Wahrscheinlich weil die Portugiesen selbst nicht so "reich sind" und daher nicht ständig Angst verspüren, man könnte ihnen was weg nehmen. Und Ausländerkriminalität?

Ich habe ein ungetrübtes, gutes Verhältnis zur Polizei und freu mich über durchaus vertrauten Zugang.

 

Ich kann euch versichern, dass die wirklich bösen Leute in unseren heimischen Familien sitzen. 

Eheliche Gewalt, Gewalt an Kindern, brutale Ausraster in der Familie und im Bekanntenkreis durch Alkohol und Drogenexzesse. Das sind die wahren Probleme unserer Gesellschaft.

Einsamkeit, Lieblosigkeit, mangelndes Zugehörigkeitsgefühl, Egoismus, Verschuldung, modernes Sklaventum welches unsere Berufstätigen, ja sogar schon unsere Schüler ausbrennt. Unfähige Eltern, Verantwortungslosigkeit, Hedonismus, Faulheit, Neid, Eitelkeit, dummer Stolz. Das sind die wahren Probleme unserer Zeit.

Das ist der Mensch! Egal welcher Rasse und Nationalität.

 

Das bedeutet aber nicht, dass ich mit der Regierungsarbeit unserer "Weisen" glücklich und einverstanden bin und jedem Sozialschmarotzer, Grapscher und Gifthändler bereitwillig die Türe öffnen will. Und es bedeutet nicht, dass ich nicht gerne mal unseren dümmlichen Gutmenschen, unseren hochbezahlten Bankenrettern und ignoranten  Vorstandsmitgliedern in den Arsch treten möchte. Mit Anlauf! 

 

Aber auch unseren Vollidioten die schon wieder Nazisprüche klopfen und an der Geschichte vorbei dummerln! 

 

Wenn aber wir, die wir es uns leisten können. Wir, die wir uns täglich mehrmals satt essen, umziehen, uns warm und trocken betten können. Wenn wir unsere intelektuellen und sozialen Möglichkeiten nützen würden um die Menschheit friedlicher zu gestalten. Dann müssten wir keine Angst haben vor ein paar Hunderttausend hungernder Vertriebener. Auch nicht vor Kleinkriminellen und Sittenstrolchen. Wir müssten nur intelligent mit der Situation umgehen.

  

Immer wieder sah man hier fleißige Afrikaner bei der Arbeit im Strassen- oder Hausbau. Bei Renovierungs- oder Instandsetzungsarbeiten. In Geschäften oder Verkaufständen. Mit Manchen kamen wir ins Gespräch und einer erzählte uns von seiner abenteuerlichen Reise aus Ghana. Zeigte uns Bilder seiner Familie und Verwandten.

Erst war er einige Jahre in Italien. "Das war eine harte Zeit für ihn" erklärte er. Die Ablehnung und das Misstrauen machen dich mürbe. "Und jeder Schwarze will ja nicht kriminell leben". Manche wollen einfach nur satt werden und ihre Familien versorgen. Denn zu hause herrscht meist nur Gewalt und Not. 

 

"Hier in Portugal, besonders in Lissabon, wurden sie freundlich aufgenommen". Es gibt Büro's welche ihnen weiter helfen. Arbeit vermitteln, Wohnmöglichkeiten ...

Einmal erlebten wir sogar, dass uns ein afrikanischer Strassenhändler mit welchem wir uns gut unterhielten, je ein handgemachtes, traditionelles Armband schenken wollte. Als ich sagte, dass ich es auf jeden Fall bezahlen will, wies er mein Geld entschieden zurück! "Nein, das soll ein Geschenk sein und eine Erinnerung an ihn."

 

Der Afrikaner auf unserem Bild, vor der Statue in Belem, welche die 32 wichtigsten Persönlichkeiten der Entdeckerzeit zeigt. machte viele Menschen fröhlich und hatte wohl selbst so große Freude an seiner improvisierten Trommel-Waschbecken Musik, dass er alle Vorbeiwanderer in seinen Bann zog. Der machte so ein gewaltiges Spektakel, dass du ihn schon von Ferne hörtest und dabei vermutetest, dass hier eine ganze Gruppe spielen würde. 

Danach zog es uns über die Brücke nach Almada an die Costa di Caparica. Danach runter nach Praia da Fonte da Telha. Hier sind die großen Strände mit den Campingplätzen und Hotels. Gegen Camping entschieden wir uns auf dieser Tour, weil es Anfang Mai noch nicht wirklich gestartet ist, das Geschäft. Die Startlöcher werden um diese Zeit erst gebuddelt. Sprich, die Campingamlagen fahren meist noch im Notbetrieb. Geschlossene Restaurantes, Geschäfte. 

Sanitäranlagen welche nicht täglich mit der selben Sorgfalt gepflegt werden wie ich das für mich will. Große Teile der Campinganlagen noch versperrt. Nein, auf Provisorien habe ich generell keine Lust, schon gar nicht auf Tour. 

 

Jetzt fuhren wir über kleine Strassen, immer das Meer riechend, weiter runter bis zum Leuchtturm, Farol do Cabo Espichel. Wunderbar war es, dahin zu gleiten und die Sonne zu genießen. Am Leuchturm angekommen durfte ich noch etwas Staub aufwirbeln. Eine Gaudi die meine hinter mir fahrende Eva, nur mäßig teilte. 

Der gemeinsame Spaziergang war dann wieder zu unser beider Freude. Der frühe Mai ist wohl, wenn man nicht unbedingt  stundenlang im Wasser plantschen will, ein sehr guter Zeitpunkt in Portugal. 

Die Pflanzen stehen in der Blüte und die Natur wirkt kräftig und gesund. 

Der Fado ist die traditionelle Musik in Portugal.

Immer ein wenig traurig, immer etwas unzufrieden mit Gott und der Welt. Schicksal und Leben immer kurz vor dem Abgrund. So etwa klingt Fado. 

Ein bisschen wie das Wienerlied auf romanisch. 

 

Lange Zeit den Berühmtheiten der Vergangenheit vorbehalten, wird es seit Jahren wieder von jungen Menschen und Künstlern modernisiert.

Eine frische Art des Fado, interpretiert von modernen, mutigen Leuten wie Gisela Joao, meiner Fado Lieblingssängerin. 

 

In der Alfama in Lissabon kann man sich stundenlang ein Bild über die gesamte Fado Kultur und Geschichte machen. Eintauchen in eine besondere Stimmung welche diese Musik in dir hervorrührt.

 

Direkt beimMuseum gibt es auch ein Restaurant und eine Bar in der abends immer wieder mal spontan von Lifemusikern der Fado zelebriert wird.

 

In der Largo Chafariz de Dentro 1, 1100-139 Lissabon. 

Danach lockte uns die Stadt wieder!

Immer wieder vernahmen wir ein gleichbleibend monotones Pfeifen und fragten uns, was den das wohl sein könnte?

In unterschiedlichsten Stadtteilen und verschiedenen Strassen. Immer das selbe Geräusch. 

 

Plötzlich war uns klar, wer das verursachte. Ein Messerschleifer auf seinem Fahrrad, fuhr täglich, langsam durch die Stadt und jeder Einheimische wusste das Pfeifen zu deuten. Schnell wurden die Messer gebracht und er konnte seine Arbeit beginnen. Das Fahrrad aufgebockt, die Kette umgeschaltet und schon drehte sich statt dem Hinterrad der Schleifstein. Großartig!

Markttreiben erfreut uns ja generell. So konnten wir natürlich nicht am Mercado de Fusao im Martim Moniz vorbei schlendern ohne einzutauchen in das Gewusel von Menschen, Geräuschen und Gerüchen.

100 Oktan Sprit, Bier, Wein, Käse, Wurst, Speck, Schinken. Ja das sind die erlesenen Ingredienzien aus denen einmal das würdige "Parfum Motorradkopf" kreiert werden wird. Wenn ich endlich einmal so berühmt sein werde, dass ich auch in die Unterhosen-, Zahnpasta- und Duft Szene einbrechen kann.

Dieser Markt hier bietet alles, was die Region rund um Lissabon so bereiten kann. Feinstes aus Stall, Garten und Feld.

 

Da wir morgen eine Zweitagestour auf dem Plan hatten war uns klar, dass wir noch die geeignete, körperliche Basis schaffen mussten. Nicht, dass wir etwa nach 2 Stunden erschöpft und unterernährt vom Bock fallen.

Also, lecker Schlucken und Schmatzen.

 

Morgen soll es raus gehen an die Spanische Grenze. Quer durch das Agrarland Ost Portugals in das Naturschutzgebiet des Distriktes Evora. Das Castelo de Monsaraz mit seiner Arena und die aufgestaute Wasserwelt, das wollen wir sehen. Riesige Seen, Bäche, steppenähnliche Landschaft mit viel Süßwasser. Das schien uns eine lohnenswerte Abwechslung zur Atlantikküste.

Natürlich habe ich schon in der Planungsphase einen Bauernhof mit Gästezimmer ausgekuckt und ihn in meinem Navi deponiert. Dort auf dem Hügel wollen wir morgen übernachten und im Sonnenuntergang über dem riesigen Seengebiet, glücklich sein.

 

Eva kotzte die ganze Nacht!

Eine heimtückische Killer-Bakterie musste sich wohl gestern in der Dichte unserer gesunden Ernährung versteckt haben. Eva ging es richtig schlecht!

Das freundliche Hotelpersonal kümmerte sich emphatisch und brachte Tee und trockene Kekse, welche Minuten nach der Einnahme wieder aus ihrem Gesicht fielen.

Mir selbst ging es gut und so besorgte ich noch Kamillentee und Zwieback. Den Rest wollte das Hotelpersonal und die Zeit erledigen. So eine Magenverstimmung hungert man am besten aus.

Da Eva ohnehin keine Lust auf Gequatsche hatte entließ sie mich Richtung Spanien. "Ok, wir sehen uns morgen".

 

Da die Strecke, wenn man mal aus Lissabon raus war, fahrerisch nicht besonders fordernd war und meine Dicke, wenn ich mal alleine fahre, aus ungeklärten Gründen immer etwas schneller lief, war ich deutlich früher am Ziel als angenommen. Ok, auf Solotouren mache ich selten Pausen. Das Fahren macht mir eben so sehr Spaß, dass ich mich oft sogar zum Stoppen für ein Foto, zwingen muss.

So war ich nach einigen kleinen Dokustopps schon am frühen Nachmittag am Ziel. Riesige Seen, viele Bäche, Brücken, Agrarflächen. Tierzucht, Wasservögel, Kleine Orte, verlassen wirkende Siedlungen. Das Gebiet war wirklich schön und einsam. Sehr einsam!

Auch die Sorge um Eva nährte den Wunsch, noch am selben Tag zurück zu fahren. Besonders, weil mir das Fahren mehr Spaß versprach als hier alleine rum zu sitzen. Die Orte waren wie ausgestorben.

So zielte ich eine Tankstelle an und ließ meiner Dicken ihren Durst löschen. Selbst genehmigte ich mir einen Kaffe und einen Pisser. Wieder sprach man englisch. Das war in Portugal, selbst im hintersten Gemüse kein Problem.

 

Aufsitzen, Losrollen, Vollgas!

Auf schnellstem Wege hetzte ich die Dicke nach Lissabon und bald, nach einigen Stunden, rollte ich über die Brücke des 25. April in die Innenstadt. Da kannte ich mittlerweilen ein Restaurant mit Tischen, direkt an der Strasse. Dort konnte ich die Dicke dahinknistern- und dabei zur eigenen Kühlung, Super Bock rinnen lassen. Schnell noch Eva anrufen und ihr den neuen Status mitteilen. Ihr Zustand hat sich bisher nicht verschlechtert. Ein gutes Zeichen! Jetzt noch was mit Spiegelei bestellt und fein ist das Leben.

 

Nach dem Essen fuhr ich in das Hotel und war froh über die Entscheidung, die etwa 600 Kilometer auf einen einzigen Tag zu verteilen. Mit Eva währe ich sicher gerne dort geblieben. Auf dem Hügel.

 

Danach kotzte ich die ganze Nacht!

 

Tee, Zwieback Musik, Dachterasse und fürsorgliches Hotelpersonal, bildeten den Rahmen unserer nächsten 2 Tage.

Waren wir froh, 10 Tage in Lissabon geplant zu haben. Stell dir vor du bist für 2 Tage hier rüber geflogen. Das wäre wirklich schade! Nach 2 Tagen waren wir wieder top fitt! War ja generell eine Ausnahme, dass wir Magenprobleme bekamen. Auf allen unseren Reisen nahmen wir keine Rücksicht auf unseren Verdauungsapparat. Überall stopften wir Alles in uns rein. Unbekümmert und leidenschaftlich. Noch nie hatten wir Probleme.

 

 

Kirche von Monsaraz. 

Ok, das Frühstück schmeckte wieder und wir bekamen Lust auf einen Stadtbummel.

Natürlich stand die historische Strassenbahn Lissabons ganz oben auf unserer Favoritenliste.

 

So, Karte gekauft und gewartet. Ja, Warten ist eine der meist geübten Tätigkeiten hier. Alle in Reiseführern aufgelisteten Hotspots werden gut besucht und so auch die Strassenbahn.

 

Eine Einheimische Frau gab uns den Tip, doch an die Endstation zu gehen. Denn dort sei die Chance auf einen Sitzplatz am Fenster wohl am größten. Und wenn schon, denn schon!  Am Praca do Martim Moniz (Achtung Erreger) sei die Wahrscheinlichkeit groß!

 

So war das auch! Heldenhaft hechtete ich in den, sich leerenden Wagen der Gelben Flotte und reservierte auch für Eva mit, um später dann mitleidig raus zu Schauen auf die Menschen, welche enttäuscht in Schlangen wartend, an den angefahrenen Haltestellen zu uns auf sahen. Ja, Fragen macht Sinn. Gerne suchen wir auf unseren Reisen Rat und Unterstützung bei der Regionalen Bevölkerung.

 

Die berühmte Bahn fährt durch alle Bezirke des Historischen Lissabon und die Fahrt machte wirklich Spass!

Zum Teil sind die Gassen richtig steil, zum Teil so eng, dass Menschen in Hausflure flüchten müssen um in den engen Kurven nicht von der Bahn verbogen zu werden. Immer wieder musste unsere freundliche Schaffnerin stoppen um irgendeine Verkehrsentwirrung vor ihr abzuwarten. Das gelang ihr auch immer lächelnd und fröhlich grüßend!

So sahen wir das ganze, innere Stadtgebiet und konnten uns interessante Ziele merken, welche wir dann zu Fuß besichtigen wollten. Vorbei am Parlament auf dem Bairo Alto, wieder runter an das Meer und rauf auf die Alfama. Das Castelo, wunderbare Villen und alte Bürgerhäuser. Parks und steile Gassen. Plötzlich stoppte unsere Bahn und verweigerte die Weiterfahrt. Panne, erklärte uns die Fahrerin und zuckte lächelnd mit den Schultern. Offensichtlich hatte sie auch damit Erfahrung. Wir wurden raus geworfen und ihre kleine, gelbe Strassenbahn schon bald von einer etwas modernenen abgeschleppt. Das Erlebnis reiht sich fast nahtlos ein in unsere Reise-Pannenstatistik.

 

In Venedig gondelte unser Gondoljere heiter in einen Lastkahn. Verstärkt motiviertes Geschrei und Gehüpfe konnten nicht verhindern, dass sich die Gondel in die Seite des Frachters rammte und unschön verbog. Gerade noch rechtzeitig konnte uns der brave Gondler an das rettende Ufer bringen und ersparte uns somit, Einzutauchen in den romantischen, duftenden Kanal.

 

In Amsterdam wurde unser Stadtbesichtigungsschiff plötzlich gestoppt. Es war nicht mehr manovrierfähig. Mitten auf einer breiten Wasserstrasse mussten wir evacuiert werden.

Und jetzt das! Historische Strassenbahnpanne in Lissabon! Ich weiß schon, warum ich nicht gerne fliege!

 

Zu Fuß wanderten wir wieder runter und schlenderten durch die Baixa. Unser berühmter Aufzug in Santa Justa brachte uns rauf zum Abendessen und danach gönnten wir uns noch ein feines Eis im ruhmreichen und seit Generationen würdig geführten "Nicola" in der Praça Dom Pedro IV 24-25, Offensichtlich waren wir wieder top gesund, glücklich und müde. Ab ins Bett. Morgen wollen wir wieder Mopedfahren.

Gute Nacht!

In voller Montur standen wir vor meinem platten Hinterreifen!

Na ja, passiert schon mal wenn man wie ich, gerne auch über Rumpelpisten und Schotterstrassen trabt.

Seit 2009 hatte ich fünf Hinterradplatten und war darum natürlich vorbereitet.

Unser Rezeptionist suchte gleich mal nach einem YAMAHA Händler in Lissabon und bald bekamen wir gute Nachrichten. Er fand Einen und dieser sagte ihm zu, schnell nach einem geeigneten Reifen für die Dicke zu eilen. "Wir können in einer Stunde im Geschäft vorbeikommen".

Schnell das Loch gesucht und mit meinem Dynaplug verschlossen. Der mitgeführte Kompressor erledigte dann in der Stille der Tiefgarage den Rest. Ich kenne einige Biker die einen solcherart geflickten Reifen bis an seinen natürlichen Todestag weiter fuhren. Ohne Probleme! Ich entschied mich aber für einen neuen Gummi, da es in diesem Fall kein rundes Loch wie von einem Nagel oder einer Schraube gab, sondern ein kleiner Riss oder Schnitt, meine Luft entfleuchen ließ. Da dichtet der runde Vulkanisierstopfen des Dynaplug nicht zuverlässig ab.

Bald war mein Hinterrad aufgepumpt und wir fuhren raus zum YAMAHA Händler.

Dieser wartete schon auf uns und stolz präsentierte er mir den Reifen. Gut, sehr gut! Es war ein DUNLOP. Solchen hatte ich ohnehin noch nie probiert und ich war gespannt, wie er sich machte.

 

Ich nehm das mal vorweg. Er hielt nur etwa 3/4 der üblichen Lebenszeit meines METZELER. Die Asphalt Eigenschaften waren sehr gut. Nassbremsen nicht so gut wie mit meinem Lieblingsreifen. Auch leichte Rutscher im Regen. Ist aber immer subjektiv. Über Reifen habe ich mich ja ausführlich in meinem Kapitel "Zubehör / Reifen" ausgelassen. 

 

Die ganze "Motor 7" Mannschaft stand also um meine Dicke rum und legte interessiert und erregt Hand an sie. Tatsächlich erklärte uns der dazugeeilte Chef, dass sie nicht oft so eine große YAMAHA im Geschäft sehen. Offensichtlich hatten sie Freude damit und schnell waren wir wieder abfahrbereit.

In der Zwischenzeit stöberten wir im Shop. Eva sucht seit Jahren nach passenden Motorrad Handschuhen. Immer waren sie entweder zu schmal oder bei den Fingern zu lang.

Meine Theorie, dass Portugiesen kleiner gewachsen sind als wir und daher auch kürzere Finger haben könnten bewahrheitete sich schnell. Wir fanden für sie zwei perfekt passende Paare. Leichte Sommer- und etwas wärmere GoreTex Handschuhe. Perfekte Passform, perfekte Verarbeitung. An der Kassa dann, großes Gelächter!

Der Chef erklärte uns, dass es schon ein ungewöhnlicher Aufwand ist, von Österreich nach Portugal zu fahren, nur um Österreichische Motorradhandschuhe zu kaufen. Ich kannte die Marke ESKA bisher noch nicht!

Mit zwei Stunden Verspätung rollten wir raus auf die Praja do Mar (Foz do Arelho). Erst raus nach Carregado, dann rüber durch die Serra de Montejunto um nach etwa 2,5 Stunden reiner Fahrzeit wieder am Atlantik zu sein.

Schon die Fahrt durch das Gemüse ist eine Wohltat. Feine, saubere Dörfer und kleine Städchen. Gute Strassen. Ein Hochgenuss, hier durch zu rollen und die Augen schweifen lassen. Weinbau und Agrarwirtschaft prägen das Land und die Menschen. Diese sind interessiert, offen und freundlich. Immer wieder kommt man beim Kaffee ins Gespräch. Mit Englisch gar kein Problem. 
Dann kommst du auf die Kante einer kleinen Anhöhe und musst stehen bleiben. Das ist so ergreifend schön, dass dir der Athem fehlt. Unfassbar, wie sich die Lagune in das Landesinnere vorarbeitet.

 

Alles kannst du hier machen. Sonnen, Kite-Surfen, Kanu. Vom Kindertümpel bis zum brusttiefen Schwimmbecken. Alles bietet dir die Natur hier. Und wer es richtig ernsthaft will, bitte, hundert Meter weiter brandet der Atlantik an den riesigen Sandstrand. Ein paar Restaurants nur, einige Ferien Bungalows im Hintergrund und auf dem Hügel,  Privatzimmer. Das Alles sieht nicht nach Massentourismus aus. Dafür sah ich zu wenige. ausladende Parkplätze.

Zu wenig Infrastruktur um Tausende Touris auf zu nehmen.

Ein Badeparadies, 2 Stunden vom Flugplatz in Lissabon entfernt. Wir waren begeistert.

 

Gemütlich rollten wir runter nach Peniche um den Cabo Carvoeiro (Leuchtturm) und das Fortalezza zu grüßen. Danach wieder runter in den Sintra Cascais Naturalpark um über Estoril und die schöne Küstenstrasse durch Cascais und Belem, wieder in unser feines Hotel zu fahren. Ruhig brabbelten unsere Zweizylinder in die kühle Tiefgarage. Das war ein wunderbarer Tag mit herrlichen 300 Genusskilometern und er ist noch nicht zu Ende.

 

Nach dem Duschen spazieren wir rüber zum Park des 4. Edi und dieser lud uns ein, runter zu Wandern in die Baixa.

Hunger, Durst und Super Bock rufen sich schon von Weitem zu!

 

Am nächsten Morgen blieben die Mopeds in der schattigen Garage. 

Wir wollten unsere Knochen wieder bewegen und entschieden uns zu einem Besuch der gigantischen Christo Rei  Statue auf der Gegenüberseite des Meeresarmes. Im Ort Almada. Die Statue ist 28 Meter hoch und steht auf einem 75 Meter hohen Sockel. Darum ist sie auch schon von Weitem zu sehen und zählt zu den wichtigsten Walfahrtsorten der iberischen Halbinsel. 

Der Blick rüber auf Lissabon ist wegen der Höhe, wunderbar. 

Am einfachsten fährt man mit der Fähre von, Cais do Sodre rüber. Dann eine kleine Wanderung auf den Hügel und schon findet man den großen Parkplatz und die feine Gartenanlage. 

 

Die andere Statue ist mir - ich glaube im Hafen von Belem - untergekommen. Die war so hässlich, dass ich mir gar nicht vorstellen konnte, dass die jemand wollte. Wahrscheinlich zeigt sie einen Engel der den ganzen EU - Scheiß einfach hinschmeißen möchte. Oder so was Ähnliches. 

 

Almada ist ein feines Städchen und bietet gute Restaurantes, Geschäfte, Wanderwege und eine Werft welche uns ein rostiges U-Boot und ein schönes, historisches Schiff zeigt, welches auf die Entdeckerzeit des damals reichen Portugal hinweisen will. 

Hübsch war es ja! 

Dann ging es mit der Fähre zurück und am späten Nachmittag schlenderten wir noch gemütlich durch den Bezirk unseres Hotels. Geschäfte, kleine Bars, Restaurants. Alles war auch hier geboten.

Plötzlich standen wir an einem riesigen Park. Weites Grün mit rahmenden, Schatten spendenden Bäumen. Hier trafen sich gefühlt tausend Studenten um zu relaxen und Gemeinschaft zu genießen. Auch die harte Abteilung.

 

Eine gar streng vorgetrage Aufnahmezeremonie in eine ehrenwerte Studentengemeinschaft zeigte uns deutlich, dass auch die Schlauen vor Schlauheit nicht gefeit sind.

Noch ein letztes Mal wanderten wir am Tag vor unserer Abreise durch die ganze historische Pracht Lissabons.

Wir wollen raus nach Belem, lecker Naschen! Das musste allerdings verdient werden. Nicht mit dem Aufzug, auch nicht mit der Schrägseilbahn, nein, zu Fuß auf das Bairo Alto und ganz raus nach Belem. Das musste sein. 

Sagte Eva! 

Alpine Fensterputzer und die wunderschönen Ceramic Fasaden!

Schlange stehen um das köstliche Pasteis de Belem zu bekommen. Eier Sahne Creme nach 180 jährigem Geheimrezept. Mir hat es sehr gemundet. Hab mich dann noch mal angestellt.

Die Wanderung war ja noch weit und Untermalzung, Unterhopfung und Unterzuckerung sind die häufigsten Todesarten bei Tourenfahrern.

Behaupte ich!

Ein letzter Blick vom Aussichtsplateau des Bairo Alto lässt uns fröhlich Abschied nehmen von Lissabon. 

Morgen, nach dem Frühstück, werde ich unsere Mopeds an den Jasujuki hängen und ohne Schrammen auf die Strasse ziehen. Hoffe ich zumindest. Lissabon wird uns immer im Herzen bleiben. Viel haben wir hier gesehen und erlebt. Viele Gedanken haben mich hier beschäftigt und so mancher Plan wurde hier gesponnen.

 

Ich brachte mir wieder in Erinnerung, dass es auch möglich sei mit Weniger glücklich zu sein und, dass der Mensch einfach nicht gescheiter wird. Auch wenn er könnte.

 

Nun wollen wir weiter. 660 Autobahnkilometer quer runter in den Süden. Über Sevilla nach Marbella.

Die Spanische Südküste und die Paella locken uns. Davon erzähle ich euch aber im Teil 2. 

 

Salve, Mario